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Meine Straße: Donnersbergerstraße

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Niemand kennt eine Straße so gut wie die Menschen, die in ihr leben oder arbeiten. Deshalb bitten wir hier regelmäßig junge Münchner, uns ihre Straße zu zeigen – die schönsten Ecken, die besten Läden, die schrulligsten Typen, die nettesten Anekdoten. Heute:

Christoph, 33, Besitzer der Suppenbar „Gusto“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was die Donnersbergerstraße auszeichnet, ist, dass es extrem viel Platz hier gibt, obwohl sie gar nicht viel befahren wird. Die Straße und die Gehwege sind breit, die Terrassen der Cafés großzügig. Eine Freundin aus Haidhausen war neulich total begeistert, dass man hier ohne Probleme mit Kinderwagen entlang spazieren kann.

Das Schöne ist, dass hier wirklich ständig neue Cafés aufmachen, oder handfeste Läden wie das Wein & Stoff Kontor, und nicht, wie das sonst ja oft der Fall ist, nur Werbeagenturen oder Büros. Man kann hier herrlich flanieren und Leute beobachten.

Bei uns im Gusto gibts täglich frische Suppen, Eintöpfe, Currys, Salate und Kaffee. Direkt neben uns ist die Landmetzgerei Rendl, in der sich das ganze Viertel seine Leberkassemmeln und sonstigen Fleischbedarf einkauft, und wo man nie, wirklich nie, ohne ein kleines Gespräch rauskommt. Gern weitet sich das auch mal zu einem einstündigen philosophischen Diskurs aus.

Eine gute Atmosphäre verbreitet aber auch der Lebensmittelladen des Griechen Tasso, dessen Mutter den ganzen Tag lang hinten in der Küche frisches Essen zubereitet. Es duftet aus dem Laden deshalb immer herrlich nach Knoblauch und frisch Gebratenem. Und natürlich der Türke Mustafa mit seinem Gemüseladen. Der räumt oft bis neun Uhr abends noch den Laden auf und man kriegt dann immer noch etwas Bier und Gemüse, wenn man vorbeikommt.

Eine wirklich treue Seele der Straße ist der Hans-Dieter. Der führt den Zeitungskiosk zwischen dem Inder Bollywood und der Bar Peaches und bringt der ganzen Nachbarschaft von sich aus die Zeitungen in die Läden, hilft mit Wechselgeld aus oder liefert Zigaretten, wenn man mal nicht hinterm Tresen weg kann. Außerdem gibt es mit dem Hans-Dieter immer was zum Ratschen, weil er ja jede Zeitung liest und immer informiert ist.

Beim Inder Bollywood kann man übrigens gut essen, und sich auch beliefern lassen. Ich empfehle das Gericht Butter Chicken. Und vor der italienischen Bar Piacere Nuovo mit den großen Fenstern kann man sehr gut Aperitivo trinken und in der Abendsonne rumsitzen.

Man hat hier also eigentlich alles, was man braucht – am Ende der Straße ist ja auch noch der Rotkreuzplatz mit dem Wochenmarkt am Donnerstag und dem großen Kaufhof. Und im Winter gibt es hier einen gemütlichen Weihnachtsmarkt.

Oft verlasse ich das Viertel wirklich Ewigkeiten nicht, und wenn ich dann mal wieder am Hauptbahnhof bin und sich da schon wieder alles verändert hat, denke ich: Wow, bin ich lang nicht hier gewesen.

Früher galt die Donnersbergerstraße übrigens angeblich als die „Reeperbahn Neuhausens“, die Gehwege waren dicht gesäumt mit Kneipen. Und in dem Haus, in dem heute das Peaches ist, so eine ziemlich runtergerockte Cocktail-Bar, ist der Monaco Franze, also der Helmut Fischer, aufgewachsen.

Es gibt jedes Jahr im Juli auch ein sehr traditionsreiches Straßenfest hier. Leider wird es in den letzten Jahren immer mehr zu einem Augustinerbräu-Fest, weil die Gaststätte Sappralot es ausrichtet, die da unter Vertrag ist. Die vielen anderen kleinen Läden der Straße werden da leider gar nicht mehr so aktiv eingebunden. Aber das Sappralot ist natürlich trotzdem ein total netter Laden und eine Institution hier in der Straße. Außerdem ist das Haus toll, mit eigenem Zwiebelturm und kleiner Windfahne obendrauf.



Text: mercedes-lauenstein - Foto: juri-gottschall

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