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Ausgestanzt

Text: MissMoore

Irgendwann hat es angefangen. Da war diese Frau, mit der du Spaß haben konntest. Die abends nach dem Training noch mit dir Bier getrunken hat, sich mit dir gemessen hat in Liegestützen und Albernheiten. Es war einfach lustig mit ihr. Es hat sich gut angefühlt, gemocht zu werden und langsam zu spüren, dass es doch sehr gut ist in ihrer Nähe zu sein. Auf einmal bist du regelmäßig Laufen gegangen und da sie es auch gerne mochte, seid ihr eben zusammen gegangen. Erst einmal die Woche, irgendwann zwei, dreimal. Abgeholt hast du sie, in Wälder gefahren, weil es sich dort besser laufen lässt, weil selbst die kurze Autofahrt mit ihr dir vielleicht den Tag versüßt hat.
Dann und wann bekam ich von anderen mit wie gut ihr euch versteht, welche "Battle" ihr gemeinsam zum Spaß austragt und eure Namen wurden immer häufiger in einem Satz genannt.



Ich fragte dich, was das ist und du sagtest mehrmals, dass ihr euch einfach gut versteht und du dort endlich jemand hast, mit dem du auskommst. Ich akzeptierte und dennoch fing etwas in mir an zu wachsen. Irgendwann überschritt ich diese Grenze, meine eigene, nahm dein Handy und las, was ich eh schon längst wusste.



Hier weiß ich nicht weiter, da ist es passiert. Nicht zerrissen, eher wie ausgestanzt oder in Luft aufgelöst. Kein Sex, keine Küsse, keine Umarmungen, sagtest du, nur das Laufen und die vielen Nachrichten. Die Nachrichten, die Worte enthielten, die wir auch mal geteilt haben, unsere Worte. Du warst am Boden zerstört, zeigtest Reue, kämpftest um mich. Ich beschloss es zu probieren.



Zerrissenes kann genäht werden, irgendwie zusammen gehalten werden aber was wirklich einmal weg ist, kommt auch nicht wieder. Neulich bemerkte ich, dass es nicht aufhört zu wachsen. Vielleicht bin ich zu schwach, zu übertrieben, zu sehr in meinem großen Ego gekränkt. Meine Gedanken kreisen immer noch um sie, um euch. Ihr seid größer, bedeutender für mich als wir. Ich verbiege mich, bin die tolle Freundin und dann die nervige, eifersüchtige, kontrollierende, immer ängstliche und misstrauische Frau an deiner Seite. Du machst mich dazu.



Gestern habe ich dann verstanden, dass ich angefangen habe zurückzutreten. Platz schaffe für andere Gedanken und Träume in meinem Kopf. Vielleicht ist es nicht das Können das mich am Verzeihen hindert, sondern das Wollen.

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