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Zugvögel

Text: BuddhaBeiDieFische
Nah beieinander stehende Schornsteine auf den Dächern. Die Stadt zeigt mir ihre Zähne. Ich warte schon seit längerem auf ein Zeichen. Etwas, das mir Mut zuspricht um aufzubrechen. Ein junges Mädchen wedelt mit schmaler Hand Blechlawinenemissionen aus ihrem Gesicht. Müllsäcke lehnen an einer rissigen Mauer und stinken vor sich hin. Das scheint mir aber alles zu erzwungen. Zu dünn um Überzeugung in mir zu entfachen. Und so schlendere ich weiter mit meiner halben Wehmut.

Pfirsichlicht betupft die Bäume der Allee. Da stehen sie in Reih und Glied und erinnern mich an die Zuckerwatte vom Jahrmarkt, die mein Kindergesicht verklebte. Dort traf ich Ella zum ersten Mal. Rummeldumm und ein bisschen verschossen. Verschämtes Händchenhalten in der Jaguarbahn. Laub flüchtet raschelnd vor meinem Schritt wie eine Horde Kakerlaken vor dem Kammerjäger.
 
Ella sprach von Aufstieg und vom Gehen. Ich lauschte lieber den sirenenhaften Gesängen der Stadt. Schaute in den Himmel, den Zugvögeln hinterher. Sie zog mit ihnen. Wortlos. Und wortlos blieb ich zurück.

Mit einem Wegbier und einer Packung Sargnägel trotte ich nach Hause. Ein entflohener Wellensittich flattert aufgeregt an einer Werbetafel in meiner Straße auf und ab.

"Wir machen den Weg frei."

Ich gehe rein und fange an zu packen.

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