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Die Doofen

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jetzt.de: Malte, eine einfache Frage zu Beginn: Bist du doof?  
Malte Welding: Naja. Ich bin sicherlich eher doofer geworden, zumindest in meiner Wahrnehmung, seit ich mich mit der spontanen Doofheit der Menschen beschäftige. Weil mir viel mehr Aussetzer an mir selbst auffallen. Ich war mir lange selbst der beste Lieferant für Sekundenschafe. Das zog noch mal an, als ich Vater geworden bin. Aber das liegt wohl am Schlafmangel.  

Immerhin hast du ein Kind zeugen können.
Dazu hat es gerade noch gereicht. Aber auch ich war schon sehr jung ein bisschen doof: 1986, es war Fußballweltmeisterschaft in Mexico. Ich war 12, und meine Schwester war auf Auslandssemester in den USA. Ich wusste, es gibt eine Zeitverschiebung, ich kannte die verschiedenen Zonen. Trotzdem oder gerade deswegen rief ich sie erfreut an, sie solle mir die Ergebnisse der Spiele doch bitte immer mit den paar Stunden Vorsprung durchsagen, die sie eben hatte.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

 Malte Welding. 

Was ist da schief gelaufen?
Ich war so vorfreudig und voller Optimismus, dass meine Aufmerksamkeit total gefesselt war. Und ich den doofstmöglichen Denkfehler beging. Normalerweise vergisst man solche geistigen Faux-pas schnell wieder. Sind ja auch peinlich. Ich hab aber immer drüber geredet, warum auch immer. Und irgendwann gemerkt: Alle sind manchmal doof.

Kann man solche Fehlleistungen überhaupt vermeiden?
Ich glaube nicht. Man müsste sein eigenes Denken verlangsamen. Sich selber dabei zuschauen. Nein, unmöglich.

Wird man denn dümmer, wenn man Dein Buch voller Dummheiten liest?
Ich glaube, das ist wie beim Fernsehen. Als kluger Zuschauer werde ich klüger, weil ich was lerne. Als dummer Zuschauer, werde ich, naja, nicht klüger. Es wird jedenfalls lustiger, je mehr man liest, weil diese Häufung sich anfühlt, als hätte man leicht einen sitzen. Zudem ist dieses Buch ein Perpetuum Mobile der Doofheit. Ich bekomme massenhaft neue Einsendungen von Lesern.

Warum schicken dir so viele Menschen Beweise ihrer geistigen Unzulänglichkeiten?
Gute Frage. Es ist wirklich erstaunlich und erfreulich, wie die Leute mitmachen. Die haben ja nichts Handfestes davon, und ich habe ein Buch voller "user generated content." Das ist sehr großzügig.  

Aber irgendetwas wird sie ihnen doch bringen, die Entblößung ihres eigenen Schwachsinns.
Ich vermute, es macht einfach Spaß, so eine lustige kleine Geschichte aufzuschreiben und veröffentlicht zu sehen. Man ist nicht mehr alleine, der Fehler bekommt einen Sinn. Mir macht das ja auch Riesenspaß.

Albert Einstein hatte also Recht mit seinem Bonmot, dass zwei Dinge unendlich seien: Das Universum und die menschliche Dummheit?
Jedenfalls könnte ich locker ein zweites Buch füllen, Arbeitstitel: "Return of the Mäh". Im Ernst: Es sind unendlich viele neue Geschichten, wenn sich auch gewisse Standard-Schafe wiederholen. Zum Beispiel: Meine Frau hat ihr Handy vergessen, ich schreib ihr eine SMS, um es ihr zu sagen. Solches Versagen kommt immer wieder. Oder der Klassiker, dass jemand etwas erfinden will, was es schon gibt – so etwas wie Socken, nur für die Hände.

Malte, eine schwere Frage zum Schluss: Wo kommt die Dummheit her?
Puh. Also, ich glaube, die Dummheiten, die ich gesammelt habe, könnte man sicher damit erklären, dass gewisse Synapsen feuern und andere nicht. Eigentlich ist das ja was Schönes: Man hat eine Lösung entdeckt! Nur vergisst man dabei, den Lösungsweg zu überprüfen.

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