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Der Wähler der Zukunft - ein gelangweilter Gymnasiast?

Text: keiNetz

8:00 - Schulglocke - erste Stunde



Auftritt Lehrer, Schulklasse 



 



Frage L: „Was haltet ihr denn eigentlich von der aktuellen Lage um Griechenland?“



S1: „Mir doch egal“



S2: „Höhö, heute grillen wir griechisch - ohne Kohle“ - Gelächter.



L: „Wisst ihr denn warum die Griechen in dieser Situation sind und was das für Europa bedeutet?“



S1: „Solang mir mein Vater mein Taschengeld überweist sind mir die Griechen doch egal“



 



Gelungener Themeneinstieg im Fach Wirtschaft und Recht? Dem Lehrer ist nichts vorzuwerfen, er versucht die aktuelle Politik in den Unterricht einzubinden. Der Erfolg: gering. Die Schüler sind selten informiert über das Geschehen um sie herum. „Politik ist was für alte Leute“ heißt es. Merkel ist 61 und damit noch nicht einmal die Älteste. Gerade am Gymnasium fällt auf, dass sich sehr wenige Schüler wirklich für Politik oder Themen, die aktuell von gesellschaftlicher Relevanz sind interessieren oder sich mit diesen genauer auseinandersetzen. Liegt das am schulischen System? Vielleicht. Warum gibt es denn kein Fach, in dem man sich mit einer Tageszeitung oder neuen Medienkanälen bewaffnet auf den gedanklichen Weg in die Welt außerhalb der Schulmauern macht um ein bisschen besser verstehen zu lernen, wie das alles so tickt?  



Der bestehende Sozialkundeunterricht: eine Ansammlung an Fakten zu den Parlamenten dieser Welt und längst vergangener Systeme. Abstrakte Gebilde, die schwer zu verstehen sind -> langweilig. Wie wäre es mit einem Wahlprojekt? Parteien werden in Bezug auf ihre Ausrichtung und Wahlprogramm hin analysiert und dann wird eine klasseninterne Abstimmung organisiert? Oder ein Jugendparlament in der Schule - politisches Alltagsgeschäft in verschiedenen Rollen erleben.









Allerdings kann man der Schule nicht die alleinige „Schuld“ dafür zuschreiben, dass das Interesse oft geschwächt wird. Man sieht viel zu wenig, was man durch Wählengehen erreichen kann. Möglicherweise wäre es ein Ansatz früher zu beginnen - mit einem Wahlrecht ab 16 Jahren auf regionaler Ebene. Politik ist hier oft greifbarer, der Bürgermeister etwa eine Person, die man direkt ansprechen kann und deren Entscheidungen und Tätigkeiten man im direkten Umfeld erfahren kann. Der Stadtrat verspricht ein neues Freibad - das ist doch näher am Jugendlichen als die Rentenerhöhung, die auf Bundesebene durchgekaut wird. 



 



Die Wahlbeteiligung ist oft erschreckend gering. Aber Deutschland existiert immer noch als Demokratie. Und was wäre die Demokratie ohne Wähler? Geht wählen, informiert euch, seid kritisch. Es ist unsere Zukunft. 








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