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Das ist... Christina Jurgeit, Späti-Aktivistin

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Das ist... Christina Jurgeit

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


28 Jahre alt, Werbetexterin und seit Kurzem mit ihrer Petition "Rettet die Spätis" die beste Freundin vieler Berliner Späti-Besitzer.

Eigentlich ist Christina eine "Zugezogene" in Berlin, vor zwei Jahren kam sie aus Hamburg dazu. Trotzdem fiel ihr schnell auf, dass sich in Berlin etwas veränderte: Die Spätis in Neukölln, Sinnbild für Berliner Lebenskultur, hatten sonntags auf einmal zu. Im Gespräch mit den Besitzern erfuhr sie auch den Grund: Dem Berliner Ladenöffnungsgesetz zufolge dürfen nur Geschäfte, die Zeitungen, Brötchen und Milchprodukte verkaufen, sonntags von acht bis 16 Uhr aufhaben. Alle alle anderen Läden dürfen nur an verkaufsoffenen Sonntagen öffnen.

Eigentlich war das schon lange so, es hat sich nur niemand daran gehalten - schließlich machen viele Spätis nach eigenen Angaben sonntags das Vierfache ihres normalen Umsatzes. Seit Kurzem gibt es allerdings insbesondere in Neukölln regelmäßige Ordnungsamtkontrollen - wer mit offenem Geschäft erwischt wird, muss Strafe zahlen. Beim ersten Mal können das 180 Euro sein, fliegt man mehrfach auf, auch 2500 Euro. Viele Späti-Besitzer können sich das aber nicht leisten und bangen nun um ihr Geschäft.

Die kann…

Menschen mobilisieren. Christina sagt: "Über die Probleme der Spätis konnte man mehrfach in den Medien lesen, aber niemand hat sich wirklich darum gekümmert . Mir brachen diese Geschichten das Herz - also habe ich eine Petition ins Leben gerufen." "Rettet die Spätis" auf change.org gibt es seit Anfang Mai und hat mittlerweile gut 30.000 Unterschriften. Die Petition richtet sich an den Berliner Bürgermeister Michael Müller, die Bezirksbürgermeisterin von Neukölln, Franziska Giffey, das Berliner Ordnungsamt sowie die Abgeordnete Anja Kofbinger von den Grünen. Sie fordert, die Sonntagsöffnungszeiten für Spätis zu überdenken. Eine Lösung wäre zum Beispiel, die kleinen Geschäfte rechtlich Tankstellen gleichzusetzen.

Christinas Ziel sind über 40.000 Unterschriften - "Mindestens so viele, wie es gebraucht hat, um den Karneval der Kulturen zu retten", sagt Christina. Der stand 2015 nämlich auch zeitweise zur Disposition.

Die geht...,

wenn sie ihre 40.000 Unterschriften erreicht, hat zur Berliner Arbeitssenatorin und dem Ordnungsamt, um sie zu überreichen. Zwar ist "Rettet die Spätis" keine Petition, bei der man mit einer bestimmten Anzahl an Unterschriften automatisch erreicht, dass die Politik sich damit beschäftigen muss. Aber Christina sagt: "Spätis gehören zur Berliner Kiezkultur dazu. Mit den mehr als 30.000 Unterschriften kann ich der Politik zeigen: Das bin nicht nur ich, die sich da Gedanken macht. Wir sind viele." Mit der Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat sich Christina bereits im Rahmen einer Bürgeranfrage getroffen: "Sie hat mir nur gesagt, den Begriff 'Späti' würde die Politik nicht kennen. Da wusste ich schon, dass sie nicht helfen würde."

Wir lernen daraus, dass…

... die oft gerade in Bayern glorifizierten Berliner Ladenöffnungszeiten nicht selbstverständlich sind. Und, dass man kreativ sein muss, um als Späti jetzt noch sonntags aufzuhaben: Viele Läden sehen dann von außen dunkel und unbelebt aus, die Tür steht trotzdem offen. Oder sie haben kleine Durchreichen eingebaut, wie an einer Tankstelle.

Nur Google weiß über sie, dass...

sie mal bei Vapiano gearbeitet hat. Aber vielleicht war das eine ganz gute Übung für ihren Kampf für die Spätis - da hat man ja auch andauernd Essen direkt vor der Nase und bekommt es nicht.



Text: charlotte-haunhorst - Foto: oh

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