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Offener Brief an Merkel: Griechenland Hilfspaket Geldwäsche?

Text: emanueloto

Liebe Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel,



ich bin einer der souveränen Bürger, die ihr Mandat zur Wahl wahrnehmen und bestimmen, wer Deutschland lenken soll. Wir haben nicht immer eine glückliche Hand.



Ich schreibe diesen offenen Brief, weil mir einiges aus der deutschen Politik einfach nicht begreiflich ist.



Leben in Deutschland ist gut, Deutschland geht es gut, die Menschen sind zufrieden, uns geht es allen gut. Das höre ich immer wieder. Aber nein, das Leben in Deutschland bedeutet, Adidas, Amazon, Zalando, Post und viele andere mehr. Leiharbeiter, Zeitarbeiter, Aufstocker, Zweijobober. Am Ende des Geldes, ist immer noch sehr viel Monat. Das war Mal anders.



Das ist das Leben in Deutschland. Unmenschlich, unloyal und reparaturbedürftig.



Die Deutschen arbeiten, schlafen, arbeiten, schlafen, arbeiten, schlafen und fahren in den Urlaub. „Wir wollen arbeiten und schlafen, als ob das ganze Jahr Urlaub ist.“ Das äußerte jüngst im Deutschen TV ein griechischer EU-Bürger. Womit wir nun beim Thema sind. Deshalb schreibe ich Sie an. Ich verfolge die Griechenland und Eurokrise seit 5 Jahren. Ich hatte E-Mailkorrespondenz mit der FDP, die lasse ich lieber verschlossen in meiner Mailbox. Ich war Gast bei den Piraten, liebe Menschen, aber Technikfanatiker. Zu einseitig ist das Programm. Ich habe bei der AFD kurz reingeschnuppert, es bliebt dabei.



Und nun äußere ich meine eigene Meinung.



Es gibt in der Volkswirtschaft zwei Möglichkeiten: entweder die Währung wird der Wirtschaftsleistung angepasst – und das geht, wenn man eine eigene hat, oder die Wirtschaftsleistung wird der Währung angepasst. Dem letzteren füge ich ein Beispiel an. Stellen Sie sich eine Stabshochsprunganlage vor. Die Messlatte ist hoch oben angesetzt. Unter ihr steht ein LKW.



Nehmen wir 10 Frauen und Männer, fordern wir von ihnen den LKW bis an die Messlatte anzugeben, sonst „kriegen sie nichts zu essen“. Sie schaffen es nie. Und damit sie nicht verhungern, muss man die Messlatte senken. Sie haben es richtig erfasst: der LKW ist die Wirtschaftsleistung, die Messlatte die Währung.



Eine andere Alternative wäre auf den LKW drauf zu steigen und die Messlatte nach unten zu ziehen. Diese ist aber eine lange Messlatte, die sich auf andere, große LKW`s stützt. Die Messlatte droht demnach an der empfindlichen Stelle zu brechen. Also sollen doch diese 10 Frauen und Männer die Messlatte loslassen und eine eigene Anlage bewirtschaften. Damit ist die Krise anhand eines einfachen Beispiels erklärt.



Ostdeutschland hatte eine andere Produktivität als Westdeutschland. Demnach waren gleiche Gehälter nach der Währungsunion auf beiden nicht möglich. Wir zahlen heute noch den Soli. In Griechenland sieht es genauso aus. Dazu kommt noch die Mentalität der Griechen, ihre Gepflogenheiten, ihre Bereitschaft sich der Eurozone anzupassen. Und diese Bereitschaft, im Gegensatz zu Portugal, Irland und Spanien, ist scheinbar nicht vorhanden. Das muss man nach 5 Jahren feststellten.



Sie wollen nicht anders. Da nutzen keine Prügel. 1.70 Euro kostet eine Taxifahrt auf Rhodos, von einem Ende der Insel zum anderen. Auf den Inseln fahren Taxen ohne Taxometer, Quittungen von Restaurants und Bars, soll es nicht geben, erzählen Urlauber. Es handelst sich hierbei um Gepflogenheiten eines Volkes, das in ihnen verwurzelt ist. Die sind so. Will man das mit Gewalt ändern?



Nun werden Sie sagen: das ist keine Art der Solidarität mit den Staaten der Eurozone. Und sie haben vollkommen Recht.



In der Tat ist das ein außergewöhnlicher Zustand in einem Eurozonenland, denn die Griechen tragen eine ihrem Staat und mittlerweile ganz Europa bekannten „kollektive Steuerschuld“ in der Höhe von mehr 76 Milliarden Euro. Das ist deren Steuermoral.  Wir können es auch anders bezeichnen: die Griechen haben 76 Milliarden an Steuern hinterzogen und verkürzt. Der Staat tut kaum etwas, um dieses zu ändern. Und das seit 5 Jahren.



Bis hier hin werden Sie meine Ansicht nicht anzweifeln.



Stellen Sie sich das gleiche Verhältnis in Deutschland vor: wir lägen dann bei sage und schreibe 552.000.000.000 Euro Steuerschulden. Und das Finanzamt bzw., der Staat, gibt sich keine Mühe diese einzutreiben.



Auch in Portugal, Irland, Spanien ja und Deutschland natürlich auch, wird hinterzogen. Aber nicht in so einem Umfang und wer in Deutschland erwischt wird, der hat mit Konsequenzen zu rechen. Das ist fair, legitim und die Bürger sind einsichtig. Nennen wir das Kind beim Namen. Die Griechen haben nach Maßstäben der Eurozone eine kollektive Straftat begannen. Für ihre Lebensverhältnisse mag es anders aussehen. Und diese Form von Solidarität müssen sie unter sich ausmachen. 



Aber diese Steuerhinterziehung und Steuerverkürzung soll jetzt mit einem 3 Hilfspaket europäischer Steuerzahler unterstützt werden?



Das ist ja schon fast Geldwäsche. Wir haben Glück, dass die Unterstützung einer solchen Straftat in der Größenordnung, bei der jede Mafiaorganisation vor Neid erblasst, nicht in Dollar geschieht. Ich denke in so einem Fall hätten sie die gesamte FBI zu Besuch im Bundeskanzleramt.



Frau Bundeskanzlerin, das 3 Hilfspaket besteht aus Steuergelder von ehrlichen europäischen Steuergelder. Ich denke es geht überhaupt gar nicht, dass eine Straftat, bzw., Steuerhinterziehung noch in so einer deutlichen Größenordnung, mit diesen Geldern unterstützt wird. Und wo führt das hin? Die Griechen werden motiviert, weiter zu hinterziehen, das ist sogar indirekt eine Anstiftung zur Steuerhinterziehung. Auf der anderen Seite werden Steuergelder aus Deutschland missbraucht, zweckentfremdet für eine Unterstützung, die dem gleichkommt, dass wir hier in Deutschland gleich die Steuerschulden von Ulli Hoeneß übernehmen können und er bekommt  Urlaub auf Rhodos obendrauf geschenkt.



Das ist doch nicht mehr logisch und normal.



Nun soll dieses die Rentner in Griechenland richten. Ihnen werden die Renten gekürzt, weil an die säumigen Steuerzahler ist ja nicht dran zu kommen. Sie dürfen ihr Geld behalten. 
Was würde Sie erwahrten, wenn Sie morgens an Türen von Rentnern in Deutschland anklingeln und verkünden: Lieber Rentner, deine Rente wird gekürzt, weil wir Ulli Hoeneß Steuergelder einfahren wollen. Er darf sein Geld behalten. 

Richtig war es, 2010 den Zusammenbruch der Banken zu verhindern, die sich mit Griechenlandanleihen zuvor vollgestopft haben. Z. B. Commerzbank. Die Bank hatte einen Börsenwert von 6 Milliarden und Anleihen aus Griechenland im Wert von 3 Milliarden. Und noch brisanter, insgesamt hatte die Bank Anleihen anderer Länder in Höhe von 120 Milliarden. Die Bank brauchte wie alle anderen Banken in der gleichen Situation Zeit. Zeit um von Quartal zu Quartal Teile der Anleihen mit Erträgen aufzurechnen, also abschreiben. Und als die Commerzbank und andere Banken soweit waren, ist der Zeitpunkt reif gewesen, Griechenlands Austritt aus der Eurozone umzusetzen. Und zwar auf Zeit. Was sind schon 10 – 20 Jahren im Verhältnis zu den Milliarden von Jahren seit Entstehung der Menschheit.



Da kann man doch von einem Politiker erwarten, Kreativität zu entwickeln, Visionen zu haben, ein bisschen Ideen zu entwickeln, 5 Jahren im Voraus zu denken. So schwer kann es doch nicht sein. Griechenland ist Pleite. Das Land braucht keine Fische. Es braucht Angeln und jemand, der den Griechen erklärt, wie sie mit der Angel umgehen. Vorausgesetzt sie wollen es. 



Wie jedes Pleiteunternehmen benötigt auch Griechenland einen „Insolvenzverwalter“. 



Eine Pleite bedeutet ja nicht, dass Griechenland aus Europa raus muss. Denn mussten die Mitarbeiter von Procon, Arcandor, Schlecker, AEG und viele andere auch aus Deutschland raus, als die Unternehmen Pleite gegangen sind?



Der Insolvenzverwalter hat es gerichtet und das Leben geht weiter.



Griechenland braucht eine Art Manager und Stab wie...... Martin Winterkorn und der VW Vorstand. Da wäre die Erfolgsgeschichte von VW der jüngsten Vergangenheit. 2009 104 Milliarden Euro Umsatz 2014: 202 Milliarden Umsatz. 600 000 Mitarbeiter stehen stellvertretend für knapp 2 Millionen Menschen (Familien etc.). Zweifeln Sie da dran, dass ein Martin Winterkorn mit seinem Stab den BIP von Griechenland 2014 von 249 Milliarden der nur um 20 Prozent höher ist als der Umsatz von VW, so erhöht, das die Griechenlandkrise in ein paar Jahren beendet ist?



Es muss ein Gremium, Institution oder wer auch immer bestimmt werden, der, die, das Vertrauen sowohl der Geldgeber als auch der Griechen besitzt. Diese Institution – der Insolvenzverwalter entscheidet. Beide haben sich dran zu halten. Viele Köche verderben den Brei. Und die Performance, die die europäischen Politiker in Sachen Griechenland hingelegt hat, ergänzt die Volksweisheit: Viele Politiker verhindern den Brei.



Ich bin kein Jurist und ich hoffe, das meine Bedenken aufgegriffen werden und ein kompetenter Kenner der Justiz sich an das Bundesverfassungsgericht wendet, damit ein für alle Mal diese sinnlose Geldverschwendung und Unterstützung einer Straftat und Steuerhinterziehung, die weder den Griechen noch den europäischen Steuerzahler nützt, beendet wird. Frau Bundeskanzlerin, glauben Sie, dass irgendein Konzern sich solche Geldausgaben gefallen lassen würde? Was würde mit dem Vorstand passieren?



Wir wissen es.



Warum also sollen demnächst 86 Milliarden Euro erneut nach Griechenland fließen, wenn doch schon jetzt klar ist, das kein Mensch weiß, wie es in 3 Jahren aussieht. Aber wir wissen heute mittlerweile genau, was passiert, wenn Griechenland die Eurozone zeitweise verlässt. Das ist längst ausgerechnet. Warum also etwas machen, was man nicht weiß, anstatt das zu machen, was man kennt?



Das leuchtet mir einfach nicht ein.



Die Vorteile überwiegen die Nachteile, wenn.................. Ja, wenn Griechenland die Reformen umsetzt.



Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. Versuchen Sie mal einen Kredit von einer Bank mit so einer Aussage zu bekommen. 



Ich wünsche Ihnen nachträglich alles Gute zum Geburtstag.



Emanuel Oto

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