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TAKTOOR! Und über Wortschätze.

Text: glitzerkugel
Es ist so. Der Zwack versucht seit längerem, dem Strizzi die Welt zu erklären. Genau genommen saß er drei Wochen nach Geburt neben dem Bündel, schlug ein Buch auf, deutete auf ein Bild: „Mischer.“ Oder „Strizzi: Bagger.“
Diese Bemühungen blieben lange fruchtlos. Irgendwann, Monate, besser: über ein Jahr (rechnen Sie das mal in Kinderewigkeiten um, das ist quasi nie) später, sprach Strizzi nach diversen Tierlauten und Tierbezeichnungen: „Aute.“ Der Zwack registrierte das kritisch, doch als Strizzi den Fortschritt zu „Auto“ vollzog, vermeldete der Zwack bei verschiedensten Gelegenheiten ein wenig stolz, der Strizzi sage jetzt nicht mehr „Aute“, sondern „Auto“. Ich weiß gar nicht, ob das die Kassiererin im Supermarkt interessierte. Oder den Nachbarn.

Wie bei vielen Zweitgeborenen entwickelte sich Strizzis Wortschatz recht funktional. Komm, hoch, runter, Wasser, nein. Mit den seltsamen Ausreißern „ja“ und „bitte“.

Dann „TAKTOOR!“ Zunächst freute sich der Zwack. Traktor! Vielleicht würde aus dem Bruder doch noch was werden! Allerdings benannte Strizzi jedes größere Fahrzeug als „TAKTOOR!“, sehr zum zwackschen Leidwesen. Seufzend machte der sich mit Hilfe seiner Bücher daran, die Welt erneut zu ordnen.

Strizzi (nicht ohne Begeisterung): „TAKTOOR!“
Zwack (fast augenrollend): „Nein, das ist ein Radlader/ Tieflader/ Pumpenfahrzeug/ Anhänger mit Ladekran/ ...“
Strizzi (aufmerksam nickend): „TAKTOOR!“
Zwack (verzweifelt): „MAMAAA! Das ist ein Radlader/ Tieflader/ Pumpenfahrzeug/ Anhänger mit Ladekran/ ...! Aber der Strizzi sagt ‚Traktor‘.“

Bisweilen bediente er sich auch anderer Methoden: „Schau mal Strizzi! Ist das vielleicht einTIEFLADER?“ – „TAKTOOR!“ Nichts zu machen.

(Falls Sie sich fragen: ich habe lange versucht, irgendwo ‚Bulldog‘ zu verankern, aber er wurde nur zweite Wahl. Immerhin nicht Trekker.)

Der Zwack gab also auf, vermeldete ab und zu noch den „Auto“-Erfolg, quittierte den Rest mit Schweigen, lauerte aber auf neue Entwicklungen. Den ersten geflüsterten „Rad la er“ gab es leider ohne Zwack und dann lange nicht mehr.

Vor Kurzem der Wendepunkt. Strizzi spielt mit zwei Lastern in der Küche. Seinem grünen und dem roten vom Zwack. Er spielt Unfall. „Bumm! Ufall! Bumm!“ Er betrachtet den roten Laster und murmelt: „Sswack.“
Der große Bruder schießt aus dem Kinderzimmer in die Küche. „MAMA! HAT ER ‚ZWACK‘ GESAGT?“ – „Ich hab’s auch so gehört.“ Stolz betrachtet er den Kleinen, zieht die Augenbrauen zusammen, schnappt den roten Laster. „Mein Laster!“ – „TAKTOOR.“

Seit diesem Zeitpunkt ist der Zwack etwas gnädiger. Heute vermeldete er aufgeregt: „Mama, der Strizzi kann endlich ‚Hubschrauber‘ sagen.“ – „HUBAA.“ Es wird. Auf beiden Seiten.

(Übrigens. Es gibt ein Fahrzeug, das dem Zwack nicht über die Lippen kommen will, beziehungsweise schon, aber immer verdreht. Mokolotive. Und ich freue jedes Mal wieder, dass es sie so noch gibt.)

 

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