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Der Besserwisser

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So erkennst du ihn von Weitem: Bevor du ihn siehst, wirst du ihn schon hören, denn er sagt alles extralaut. Während er von seiner aktuellen Lieblingssorte „Mango-Schweinsbraten“ schwärmt, textet er auf seinem Handy - natürlich ausschließlich in GROSSBUCHSTABEN.

So verhält er sich: Endlich hat der Besserwisser ein halbwegs akzeptables Publikum, das muss ausgenutzt werden. Unter anderen Umständen würde er nach einem Balkon fragen, um zum Volk sprechen zu können. Er kennt sich wahnsinnig gut aus mit der perfekten Zusammensetzung der Zutaten, um das ultimative Eis herzustellen. Hat er zwar selbst noch nie gemacht, aber im Internet gibt es da total super Tutorials. Vor lauter Erzähl-Eifer merkt er auch nicht, dass er sein Fixi ständig dem Hinter- oder Vordermann gegen ein Körperteil rammt. Absperren? Nee, dauert ja nicht lang. Blöd wird es, wenn er die Vitrine erreicht, da muss er sich ganz schön um das Hipsterrad drumherumbeugen, um an sein Eis zukommen. Außer ihm hat dann leider auch keiner vom schnöden Fußvolk vor der Vitrine Platz. Danke auch.

Das bestellt er: Eigentlich „Mango-Schweinsbraten“, aber das gibt's ja nur in dieser ultrageheimen neuen Eisdiele in einem Viertel, das erst in zehn Jahren so richtig geil sein wird. Oder auch nicht. Total enttäuscht fragt er nach „Zitrone-Basilikum-Baiser“, was mit einer hochgezogenen Augenbraue des Verkäufers quittiert wird. Am Ende nimmt er eine Kugel Schokolade, weil „da kann man ja nicht ganz so viel falsch machen.“

Der Denker

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So erkennst du ihn von Weitem:

Erstmal gar nicht, er sieht nämlich nicht so aus, als würde er zur Eisdiele laufen. Erst ungefähr zehn Meter hinter der Schlange kehrt er um und stellt sich an. Dann bilden sich immer wieder große Lücken vor ihm...

So verhält er sich:

...denn er merkt grundsätzlich nie, wenn die Schlange weiterrückt. Ungeduldige Kinder nutzen das zu Recht schamlos aus und mogeln sich einfach an ihm vorbei. Für den Rest der Schlange ist er ein personifiziertes Geduldsspiel. Natürlich weiß man, dass es nicht schneller geht, nur weil alle ordentlich aufrücken. Aber wenn man dem Glück so nah ist und einer steht nichts-checkend im Weg herum, werden ausgeglichene Menschen zu Wutbürgern. 

Das bestellt er:

Ja, was denn nun? Da hätte der Denker jetzt mindestens 18 Minuten Zeit für eine Entscheidung gehabt, vor der Vitrine reagiert er aber, als sähe er zum ersten Mal in seinem Leben: Eiscreme. Nanu, was soll er jetzt da bloß bestellen? Nochmal kurz die Tafel checken, dann erneut alle Sorten direkt in der Vitrine durchlesen (hinter ihm bilden sich schon vulkanoide Gesichtsausdrücke). Schokolade? Erdbeer? Es dauert. Am Ende wird es Vanille, aber sicher ist er sich nicht, ob das die richtige Entscheidung war. Deshalb glotzt er noch eine Weile ungläubig die Kugel auf seiner Waffel an, bis er zahlt. Nachdem ihm der Verkäufer dreimal den Preis gesagt hat. Eben alles: schwierig.

Das Model

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So erkennst du es von Weitem:

Unfassbar toller Körper, klar. Wahnsinnig gut angezogen. Anbetungswürdig. Lächelt freundlich. Stille Kopf-Frage beim eigenen Geschlecht: „Warum bin das nicht ich?“ Beim anderen Geschlecht: „Sexsexsex!“ Innere Verzweiflung, dann Ratlosigkeit ob der Schönheit, dann Skepsis: Der/die isst doch bestimmt nieee Eis. Verhaltener Neid.

So verhält es sich:

Alles, was es tut, ist toll. Wie es da so steht, wie es da so lacht, schmacht! Shit: Jetzt ist man selbst mit bestellen dran und verhält sich wie der Denker. Ach, ausnahmsweise hätte die Schlange ruhig mal länger sein können, damit man mehr Starrzeit gehabt hätte. Schade.

Das bestellt es:

Vier Kugeln mit Sahne und Schokosoße. Ungerechte Welt, elendige!

Die Extrawurst

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So erkennst du sie von Weitem:

Skeptischer Blick, immer scannend. Wie in Terminator wird die Umwelt optisch aufgesaugt und beurteilt. Was da überall für Gefahrenherde lauern könnten! Allein schon die Tatsache, dass man in der prallen Sonne gesundheitliche Schäden riskiert, nur um ein eigentlich gesundheitschädliches Produkt zu konsumieren! Aber die Kinder jammern halt schon ...

 

So verhält sie sich:

Stichwort: Kinder. Die hat die Extrawurst meistens dabei. Völlig hysterisch hüpft der Nachwuchs wie ein Flummiball in der Schlange auf und ab. Wir! Bekommen!! Eiiihiiiis!!! Ein großer Tag – Zucker und Fett mit elterlicher Erlaubnis. Jetzt wird nur diskutiert, wie viele Kugeln. Die Extrawurst möchte möglichst wenig wegen Karius und Baktus, die bemitleidenswerten Kindern natürlich möglichst viel. Wegen Spaß - ein Wort, das die Extrawurst selten benutzt.

 

Das bestellt sie:

Erstmal muss sondiert werden, wo Laktose drin ist. Dann, welche Sorte mit Ei gemacht wird. Vanille! Mein Gott, wer hätte das gedacht? Ein Skandal! Dann wird gefragt, wie viel Zucker wo verwendet wird und welche Sorte vegan und biozertifiziert manufakturiert wurden. Derweil hängen die Kinder mit Tränen in den Augen an der Taschenablage der Vitrine. Womit haben sie nur solche Eltern verdient? 

 

Die Primel

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So erkennst du sie von Weitem:

Man trägt Sommerschal, denn wer weiß, in welches Wetter man noch so stakst bei so einem deutschen Hochsommer? Der Sommerschal muss natürlich möglichst luftig und dünn sein, trotzdem schwitzt man wie blöd am Hals. Sei`s drum: Die Primel sorgt lieber vor. Deshalb kann sie auch guten Gewissens ein ganzes Safari-Outfit in der Großstadt tragen, inklusive Socken in den Outdoor-Sandalen.

 

So verhält sie sich:

Natürlich schwitzt die Primel, ist ja heiß – wegen dem Sommerschal doppelt, da hilft auch die luftdurchlässige beige Hose nichts. Deshalb wird gejammert. Eigentlich wollte sie auch gar kein Eis. Wenn sie eines gewollt hätte, dann woanders. Nämlich in der Eisdiele bei ihr zuhause, wo sie aufgewachsen ist. Denn nur die können gutes Eis. Ein Krampf ist das alles in dieser vermaledeiten Großstadt!

 

Das bestellt sie:

Erdbeere – auch wenn sie schon zwei Meter vor der Vitrine moniert, dass da gar keine ganzen Erdbeerstückchen drin sind. Das sei bestimmt aromatisiert und gefärbt mit Rote-Beete-Saft. Gut, dass sie ihre Rescue-Bachblüten für später dabei hat. Am Ende bekommt sie einen Allergieschock, weil die Erdbeeren tatsächlich künstlicher Zellstoff waren. Das muss sie unbedingt bei WISO im ZDF melden. Zuhause schreibt sie einen Brief auf der Schreibmaschine.

 

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