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Meine Straße: Pariser Straße

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Niemand kennt eine Straße so gut wie die Menschen, die in ihr leben. Deshalb bitten wir hier regelmäßig junge Münchner, uns ihre Straße zu zeigen – die schönsten Ecken, die besten Läden, die schrulligsten Typen, die nettesten Anekdoten. Heute:   

Markus, 31, Bankkaufmann

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



"Die Pariser Straße ist zusammen mit dem Pariser Platz die Schnittstelle zwischen gentrifiziertem Haidhausen und dem abgeranzten Bahnhofsflair des Ostbahnhofs. Hier trifft man die junge, hippe Mittelschicht und andererseits, die Weißenburger runter, dann wieder total harte Typen, deren Lebensgeschichte man sich gern mal erzählen lassen würde.  

Im Haidis kann man cool frühstücken, da gibt es so ein Baukastensystem, um das Frühstück zusammenzustellen, so was mag ich ja immer. Angenehm ist, dass da auch ein sehr gemischtes Publikum sitzt. Es ist gemütlich und schon ein bisschen verspielt, aber nicht unangenehm hip. Und die Bedienungen sind voll nett. 

Unter meinem Haus ist mein liebster Gemüseladen Fresh House. Den betreibt ein lustiger Türke namens Aziz, er verkauft großartige Tomaten. Außerdem ist das einer der wenigen Läden in München, die englischen PG-Tips-Tea führen, was vor allem für meine Freundin ein unschlagbares Argument ist, die kommt nämlich aus London. 

Gegenüber ist das Lokal Belicious-Burger, mein absoluter Hasskappenladen, das meiner Meinung nach schlimmste Burgerrestaurant Münchens. Überall hauen sie dir um die Ohren, wie geil es hier ist, aber ich finde es total überteuert und null originell. Meine Freundin und ich haben für zwei Burger und ein paar Getränke um die 40 Euro bezahlt – der vegetarische Burger meiner Freundin, übrigens der einzige der Karte und für 10,40 Euro, war mit irgendeinem einfallslosen Gemüse belegt. 

Nebenan vom Burgerladen ist der Gitarrenladen MG Guitars, der gehört dem Gitarristen der Scorpions. Vor zwei Wochen haben sie da ihr siebenjähriges Jubiläum gefeiert, und es standen lauter coole Glamrocker vor der Tür, haben Kippen geraucht und Bier getrunken. Im Laden selbst hatten sie eine Bühne aufgebaut, auf der ein Konzert stattfand.  

Der Steel is real dürfte schätzungsweise der Fahrrad-Laden mit dem authentischsten Fixie-Verkäufer der Welt sein, der hockt immer mit Kappe und bunten Strümpfen vor dem Laden und guckt superlässig in die Gegend. An der Ecke zum Pariser Platz gibt es jetzt im Keller den 240 Nightclub, dessen Konzept es ist, nur 240 Stunden zu öffnen bevor der Laden wieder verschwindet. Früher gab es da Latin-Partys, aber das hat nicht gezogen, jetzt versuchen sie es eben so. Irgendwie echt schlecht, aber auch echt lustig. Und sie schenken Giesinger Bier aus.  

Neuerdings werden hier in der Gegend übrigens diese kleinen quadratischen Grasflächen am Straßenrand von den umliegenden Cafés oder Läden genutzt. Das ist ganz lustig. Wie in so Minigärtchen stellen die da dann zwei Liegestühle rein oder ein kleines Planschbecken mit Quietscheenten drin. Im Kosys an der Ecke Wörthstraße kann man super Kaffee trinken und Kuchen essen, ich würde es als eine Mischung aus Marais und Aroma-Café beschreiben. Ist wirklich sehr cosy! 

Und falls man mal ein feines Öl oder einen feinen Wein braucht, wenn die Eltern zu Besuch kommen, gibt es neben dem Steel is real einen Weinladen, der von einem alten Ehepaar betrieben wird. Die machen alles ganz langsam und haben die Ruhe weg. Musst du nicht reingehen, wenn es dir pressiert. Aber wenn du Zeit hast, ist es toll da."

Text: mercedes-lauenstein - Foto: Juri Gottschall

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