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Diese Couchbewohner kennst du sicher auch

Illustration: Daniela Rudolf

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Der Event-Tourist

So kündigt er sich an: Mit einer mit sehr vielen Smileys getränkten Nachricht bei Facebook: “Hey, erinnerst du dich noch an mich? :) Wir waren damals zusammen im Freizeitlager mit der evangelischen Kirche/Snowboarden im Zillertal/auf der Sylvesterparty bei Tobi. Duuu, ich bin nächste Woche zufällig in der Stadt und wollte dich ganz lieb mal was fragen…”

Das bringt er mit: Knicklichter, bequeme Turnschuhe und seine Fan-Ausstattung (Paul-Kalkbrenner-Tour-T-Shirt / Fußball-Schal / die Musical-CD von Tarzan). Er ist vom Dorf in die Stadt für ein Event gereist, für das er sich schon vor Monaten Karten gekauft. Seine Dankbarkeit dir gegenüber ist dementsprechend echt – ohne dich hätte er ja ein teures Hotelzimmer bezahlen müssen.

Dieser Satz fällt morgens in der Küche:

“Findest du, an den Schuhen erkennt man mich als Tourist?”

Nervt spätestens, wenn: Er dich bittet, ob du ihn vielleicht doch von der O2-World abholen kannst. Das mit den U- und S-Bahnen findet er nämlich immer so kompliziert.

So wirst du ihn los: Passiert glücklicherweise von ganz alleine. Denn eigentlich ist er ja nicht deinetwegen, sondern wegen Kalkbrenner da – dementsprechend müsst ihr eigentlich auch keine Zeit miteinander verbringen.

Zurück lässt er: Zerknitterte Essens-Promo-Gutscheine, die ihm am Ausgang so ein netter Typ im Wurstkostüm in die Hand gedrückt hat (“Vielleicht kannst du die ja noch einlösen?”).

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Feierleiche

So kündigt sie sich an: Gar nicht. Sie hat von irgendwo von dieser geilen Party gehört, die hier steigt und klingelt jetzt einfach mal im Stockwerk, aus dem so laut Musik herkommt.

Das bringt sie mit: Im Idealfall Alkohol und Drogen jeglicher Art, meistens aber eher einen halben Joint und lauwarmes Wegbier. Sie will vor allem “disco disco disco” (steht zumindest auf ihrem T-Shirt), fragt auf der Abrissparty locker in die Runde “Also wer hat hier Geburtstag?” und kotzt später vom Balkon.

Dieser Satz fällt morgens in der Küche:

“Ööh, Aspirin da?”  Gibt sich dann aber auch mit einem Konterbier zufrieden.

Nervt spätestens, wenn: Sie deinem Partner an den Arsch grapscht und gegen dein Regal pinkelt.

So wirst du sie los: Fester Handschlag und wenig subtiles Drängeln Richtung Tür. Zurück lässt sie: Alles von mittlerer Zerstörung bis hin zu schwerem Sachschaden, Gesprächsstoff für die nächste Party.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der Trauerkloß

So kündigt er sich an: Überfallartiges Wimmern am Telefon oder abgehackte Kurznachrichten: “Es ist aus. Stehe vor deiner Tür.” Es ist klar: Er braucht Komplettbetreuung, jetzt, sofort, von dir. Du darfst nun miterleben, wie er sich von einem suizidalen Häufchen Elend langsam wieder in einen normalen Menschen verwandelt. Bis dahin vegetiert er erstmal auf deinem Sofa. Dienst an der Freundschaft nennt man das.

 

Das bringt er mit: Ein paar Umzugsboxen, seine Kuscheldecke.

 

Dieser Satz fällt morgens in der Küche:

“Wann kommst du heute von der Arbeit?”

 

Nervt spätestens, wenn: Er zur Trennungsbewältigung bis 4 Uhr morgens “Sie ist weg” mitgrölt.

 

So wirst du ihn los: Mitsaufen, Mitleiden und vor allem: geduldig sein!

 

Zurück lässt er: Eine Familienpackung vollgerotzte Tempos unterm Bett, leere Bierflaschen, einen gefühligen Abschiedsbrief und eine halbe Flasche Vodka im Kühlschrank.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der Dauergast 

 

So kündigt er sich an: Ganz locker, per Anruf. Du hättest doch mal gesagt, dass dein Gästesofa immer für ihn frei wäre. Ob das Angebot noch gelte? “Na klar”, sagt du, unwissend, dass du dir gerade einen neuen Mitbewohner gecastet hast. Obacht: Der Dauergast ist so etwas wie der Hybrid aller Couchcrasher – auch er begann vielleicht mal als harmloser Event-Tourist, der nach dem Konzert einfach nie wieder nach Hause ging. 

 

Das bringt er mit: Schlafsack, Isomatte und eine Flasche sehr teuren Gin. Wegen des Gins fällt dir sein sehr großer Koffer nicht direkt auf. Stattdessen sagst du direkt “Schlafsack brauchst du doch nicht, ich hab dir schon das Sofa bezogen.”  

 

Dieser Satz fällt morgens in der Küche: 

Am Anfang noch “Kann ich irgendwie helfen?” Nach drei Wochen: “Ich beneide ja nicht, wie ihr jeden Tag wie die Bienen zur Arbeit müsst”, nach sechs Wochen “Ey, wer hat mein Knuspermüsli leer gemacht?”

 

Nervt spätestens, wenn: Er vor anderen Gästen erzählt “Ich brauchte einfach mal einen Tapetenwechsel”

 

So wirst du ihn los: Es ist ein Teufelskreis: Du fühlst dich ihm gegenüber verpflichtet, je länger er bleibt, umso mehr beharrt er allerdings auf seinen Wohnrechten. Da hilft nur: Das Thema “Miete” ansprechen. Geld kann schließlich jede Freundschaft zerstören. 

 

Zurück lässt er: Die teure Teemischung, die er als großzügige Geste für die WG auf dem Weihnachtsmarkt gekauft hatte. “DIE will ich jetzt auch nicht mehr zurück.” 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Eltern

 

So kündigen sie sich an: Reiseverlauf in Tabellarischer Form als PDF, Vorschläge zu aktuellem Kultur- und Freizeitangebot deiner Stadt (“Also Sonntag wäre da so ein schönes Jazzfrühstück…”). Außerdem Standort-SMS zur genauer Verfolgung des Reisefortschritts: “Hase, Stau auf der A4, Kreuz Walldorf. Papa sagt Landtraße. Hund hat Durchfall. Kuss MaPa.”

 

Das bringen sie mit: Einen Fresskorb aus der Heimat, Blumen, viele Ideen zur Umgestaltung deiner Wohnung. Zu kostenlosen Hauptmahlzeiten bekommst du nebenbei auch noch ein paar Lebensweisheiten gesteckt. Aber eigentlich wollen die ja nur mal gucken, wie es dir so weit weg vom Nest so geht.

 

Dieser Satz fällt morgens in der Küche:

“Ach, hier wird geraucht?”

 

Nervt spätestens, wenn: Dein Vater versucht, beim Familienfrühstück den wackelnden WG-Tisch zu reparieren und du in pubertäres Grundvokabular zurückfällst.

 

So wirst du sie los: Los wirst du sie nie, ihr seid schießlich verwandt. Aber da die Sprungfeder doch sehr auf Papas Bandscheibe drückt, nehmen sie beim nächsten Mal vielleicht ein Hotel.

 

Zurück lassen sie: Sauberes Geschirr, eine neue Klobürste.

 

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