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Farblehre

Text: sonki68

Farblehre



Eigentlich gibt es nur drei Grundfarben: Rot, Gelb und Blau.



Dann nimmt man noch Weiß und Schwarz hinzu und erhält unendlich viele Farben.



Viele waren und sind mir bis heute unbekannt.



Neulich brauchte ich eine Strumpfhose. Eine braune. Mit dieser Vorgabe stand ich dann im Kaufhaus vor dem Regal. Aber so einfach wie ich dachte, war es dann doch nicht. Es gibt nämlich keine braunen Strumpfhosen! Wohl aber in puder, make up und teint. Unter diesen Farbtönen konnte ich mir bisher nicht viel vorstellen, beziehungsweise habe ich bei diesen Begriffen nicht an die Farbe gedacht. So viel weiß ich aber jetzt: Make up ist dunkler als puder und farblich passen beide nicht. Amber würde passen, ist aber aus. Da muss ich wohl noch was weiter forschen.
Es gibt aber auch in anderen Bereichen Farben, die ich so noch nicht kannte. Ein gutes Beispiel sind Autolacke. Was es da für Farben gibt! Mein erstes Auto war tuffsteingelb. Wer gemmologisch etwas bewandert ist, kann sich da vielleicht noch was drunter vorstellen. Für mich war die Karre beige mit einem leichten Gelbstich. (Wo wir gerade dabei sind... BEIGE... Auch ´ne tolle Farbe...)



Mein zweites Auto war emeraldgrün. Das war so ein türkis-grün. Die Autoindustrie entwickelt da schon eine Wahnsinnsfantasie! Oder wo begegnet einem in freier Wildbahn british-racing-green, tornadorot oder exotic gelb?



Die Modeindustrie ist da nicht weniger einfallsreich. Modefarbe petrol!? Woher kommt petrol? Von Petroleum? Welche Farbe hat überhaupt Petroleum? Woher soll ich wissen, dass das ein ziemlich dunkles Türkis ist? Dass das so ist, weiß ich nun aber. Bei manchen Farben bin ich aber nach wie vor mit meiner Vorstellungskraft am Ende. Wie sehen denn bitte mauve und ecrue aus? Scheinbar hat sich schon Oscar Wilde mit Farben beschäftigt, denn er sagte: „Mauve ist purple trying to be blue.“



Manche Farbnamen finde ich schlichtweg irreführend, wie zum Beispiel vanillegelb. Vanille an sich ist doch nicht gelb! Die Blüte ist weiß und die Schote an sich ist dunkelbraun. Vanilleeis ist gelblich, aber da kommt die Farbe vom Eigelb und nicht von der Vanille. Es müsste darum vanilleeisgelb heißen!



Es ist schon faszinierend: Aus nur drei Grundfarben lassen sich unendlich viele Farben mischen. Da hinkt die sprachliche Bezeichnung schon mal hinterher. Oder aber sie übertreibt. Alleine eine einzige Farbe kann man unendlich durchdeklinieren.



Ein Paradebeispiel hierfür zeigt Loriot in seinem Film Ödipussi.



Als Möbleverkäufer soll er einem angegrautem Ehepaar unter psychologischen Gesichtspunkten durch den neuen Bezug des alten Sofas zu besserer Lebensqualität verhelfen. „Bloß nicht lila, denn in einer lila Sitzgruppe bringt man sich um!“



Eigentlich sollte er si ja zu einem frischen apfelgrün oder ähnlichem überreden, aber das Paar bleibt bei grau. Flugs zieht Loriot eine ganze Palette Stoffmuster heraus und beginnt aufzuzählen: „Es gibt steingrau, mausgrau, betongrau, aschgrau, stahlgrau,...“ Auf Evelyn Hamanns Einwand, es solle doch etwas Frisches sein, kommt nur: „Ich hätte da noch ein ganz frisches steingrau!“

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