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Kein Kot im Bart

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Vor ziemlich genau einem Jahr hatten wir eigentlich schon abgeschlossen mit dem ganzen Bart-Thema. Da riefen nämlich die im Internet (und wir auch, denn wir sind ja im Internet) den "Peak Beard" aus, die Spitze des Bartwuchs-Trends. Von da an sollte es abwärts gehen mit dem Gesichtshaar, beziehungsweise sollte es immer kürzer werden, bis alle Männer wieder milchige Babyfaces tragen. Und weil man ja zu seinen Irrtümern stehen soll, machen wir das jetzt: Der Peak Beard hat sich in den vergangenen zwölf Monaten eher zu einem Plateau entwickelt. Bärte sind immer noch überall. Und es wird immer noch dauernd drüber geredet.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Saubere Sache, dieser Bart

In den vergangenen Tagen hat die Bart-Debatte eine neue Ebene erreicht. Da kamen nämlich die Hygiene-Fuzzis, wollten uns weismachen, Bärte seien schmutzig, ja, man könne darin gar Spuren von Fäkalien finden, und beriefen sich dabei auf eine Studie, die das herausgefunden haben wollte. "Some beards contain more poo than a toilet shocking study reveals", schrieb zum Beispiel der Mirror und die Wirtschaftswoche gab hilfreiche Tipps zur Bart-Säuberung ("Wie auch die Haare auf dem Kopf sollte der Bart regelmäßig gewaschen werden. Am Besten eignen sich milde Shampoos, die die Haut nicht austrocknen.") und dem Umgang mit Bartträgern ("Vorsicht ist auch bei intimem Kontakt mit Bartträgern geboten. Die Keime übertragen sich beim Küssen"). Das Ganze erinnerte ein bisschen an alte Zeiten, in denen die Bürgerlichen den Hippies vorwarfen, ihr langen Haare seien unhygienisch. Und das Schmuddel-Argument ist sowieso ein beliebtes bei jenen, die Vollbärte ablehnen.

Zum Glück ist jetzt jemand eingeschritten. Nick Evershed vom Guardian, seinem Autorenfoto zufolge ziemlich glattrasiert, hat sich die viel zitierte "Studie" mal genauer angesehen. Es handelte sich dabei um den Beitrag einer Fernsehshow aus New Mexico, für die ein Reporter ein paar Bartproben nahm und sie in ein Labor schickte. Ergebnis: Der Mikrobiologe fand einige Darmbakterien. Bakterien, die man in Fäkalien finden kann, aber oft auch auf der Haut. Vor allem fand er aber keine tatsächlichen Fäkalien. Nick Evershed hat sich sogar noch die Mühe gemacht, nach anderen, richtigen Bart-Hygiene-Studien zu suchen, und fand welche, die zwar besagten, dass an Männern mit Bart etwas mehr Bakterien gefunden wurden als an glattrasierten. Aber (und jetzt schreiben wir das Wort einfach doch mal ganz nackt hier rein) Scheiße hatte weiß Gott keiner im Gesicht. Ein Glück, denn dann kann dieser lustige Ire weiterhin anderen Iren spontan den Bart kraulen und die Reaktionen filmen:

http://www.youtube.com/watch?v=U0xhTzS-vB8

Und die Bart-Gegner, die sollen sich mal fix beruhigen. Oder müssen es sogar. Bärte sind nicht unhygienisch, die Devise des Bart-Trends lautet ja schließlich "gepflegt ungepflegt". Wenn etwas unhygienisch ist, dann schlicht manche Menschen, und wer sich nach dem Gang zur Toilette nicht die Hände wäscht und sie stattdessen an seinem Bart abwischt, der hat vermutlich andere Probleme.

nadja-schlueter

Text: jetzt-redaktion - Foto: der_wichtig / photocase.de

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