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Ist das DEIN Ernst?

Text: monaconinja

Und da war er. Der Ernst. Er war plötzlich in sein Leben getreten. Es war schon immer klar, dass er bald auftauchen würde. Doch wie genau und ab welchem Punkt man realisieren würde, dass man nun einen neuen Begleiter hatte, war nie ganz klar gewesen. Ernst war geduldig, nicht aufdringlich, doch sobald man ihn einmal in sein Leben ließ, blieb er. Manchmal nur als undeutlicher Schemen. Oft bedrohlich und vereinnahmend



Er hatte ihn schon oft bemerkt. Als er die Übersicht seiner BaföG-Schulden vor sich liegen hatte. Jedes Mal, wenn ihn seine Verwandten nach seiner Freundin und deren gemeinsamen Zukunft fragten. Das erste Mal vermutlich, als ihm klar wurde, dass er sich nicht mehr hysterisch schreiend vor die Supermarktkasse werfen und mit hochrotem Kopf nach “Dschellibiieeens” verlangen konnte. Doch er hatte Ernst nie gestattet zu bleiben.



Eines Tages – er war gerade von einer längeren Reise zurück – hielt er ein Formular in Händen. Es war ein sehr prächtiges Exemplar jener bürokratischen Massenernüchterungswaffe. Leistungsantrag private Krankenversicherung für Beamte auf Widerruf. Er hatte den Antrag von einem schmächtigen Berater in schlecht sitzendem skinnyfit Anzug überreicht bekommen. In einer Mappe. Hardcover. Sicher geschützt vor schädlichen Umwelteinflüssen und mit einem kleinen Taschenrechner auf der Innenseite. Praktisch. Er starrte das Formular eine Weile an. Unbeeindruckt. Er wandte seinen Blick ab und fixierte die Mappe des Versicherungsvertreters…



Er hatte ihn gefunden.



Den Ernst seines Lebens.

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