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200 Dollar zahlen, 50 Dollar bekommen

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Zunächst mal möchten wir uns bei Starbucks bedanken. Denn mit ihrer Aktion hat die Kaffeekette zumindest ein bisschen was Gutes geleistet: Sie hat uns dran erinnert, dass bald Muttertag ist. Und somit verhindert, dass wir es erst an besagtem Sonntag merken und wieder aus Mangel an Alternativen für unsere Mütter Tulpen von einer Verkehrsinsel pflücken.

Das war’s aber auch schon mit dem Lob. Denn der Geschenkegutschein, den Starbucks eigens für den Muttertag anbietet, ist ein ganz besonderer. „It’s more than a gift card“, sagt Starbucks über sein Angebot mit dem ausladenden Namen „Limited Edition Mother’s Day Premium Starbucks Card“. Und wirklich, es ist mehr als eine Geschenkekarte: ein Lehrstück in Sachen Kundenverarschen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Die Karte kostet nämlich 200 Dollar. Man könnte also annehmen, dass der Beschenkte mit dieser Karte Produkte im Wert von 200 Dollar einkaufen kann. Stimmt aber nicht: Auf der Karte ist ein Guthaben von 50 Dollar. Noch mal, ganz langsam, zum Sackenlassen: Man zahlt 200 Dollar, damit Mami für 50 Dollar Chai Lattes trinken kann. Man muss einräumen, dass die Karte in einer hübschen Geschenkebox geliefert wird und nicht einfach aus Plastik ist, sondern aus Metall und Keramik, mit, Obacht: „laser-etched floral details and satin ceramic finish“. Trotzdem: 150 Dollar Unterschied?

Jetzt darf man aber eigentlich gar nicht sauer auf Starbucks sein: denn die bieten das ja nur an, weil sie genau wissen: Es gibt Menschen, die sowas kaufen. Ihre „Silver Card“ ist ausverkauft, sie kostete ebenfalls 200 Dollar und war mit 50 Dollar Guthaben aufgeladen. Ein Jahr vorher gingen innerhalb kurzer Zeit 1000 goldene Karten weg, für 450 Dollar, mit einem Guthaben von 400 Dollar. Solange es also Kunden gibt, die für solch dämliche vorgegaukelte Exklusivität viel Geld hinlegen, wird Starbucks weiter auf dieser Schiene bleiben. Und wir können nur hoffen, dass sie uns dabei wenigstens weiterhin an Daten erinnern, die wir leicht vergessen.

christian-helten


Text: jetzt-redaktion - Foto: Screenshot

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