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Das Flattern

Text: Rougepuella
Jeder kennt dieses Gefühl.
Es prägt sich nur bei vielen unterschiedlich aus.
Manchen sprechen von einem Brummen im Kopf, von einem Flattern in der Bauchgegend, von schwitzigen Händen, ein kalter Schauer im Nacken, plötzliche Gänsehaut, warme Wangen. Eine Freundin bekommt dann immer urplötzlich Schluckauf.

Bei mir war es das Flattern im Bauch, so als würde etwas ganz stark in meiner Bauchgegend anfangen zu pumpen und mich mit Wärme befüllen. Vielleicht so als hätte man zu schnell dunklen, heißen Kakao mit ganz viel Sahne und einem guten Schuss Ethanol getrunken.

Als ich A. zum ersten Mal sah, saß ich in einem lauten, überheizten Speisesaal in Dänemark und hatte schon alle Versuche aufgegeben beim Spaghetti essen elegant auszusehen. Manche Menschen können Döner, Suppen oder Spaghetti mit fettiger Tomatensauße essen ohne verdächtige Spuren zu hinterlassen. Ich gehöre nicht dazu. Ich hatte sogar mal Dönersauce an den Ohren, nicht zu Schweigen von den Fingern, der Nase, dem Kinn oder der Wange.
Ich saß also ganz rechts am Fenster, fröhlich schmatzend mit klebrigen, roten Überresten des Mittags am Kinn.

Und da stand er auf einmal an der Tür. Besser gesagt, er füllte den Rahmen aus, mit seinen 2,05m überragte er jedem im Raum. Ich sah zu ihm hoch und dann kam es. Das Flattern, welches mich verwirrte, welches mich aber auch nicht mehr verließ.

Es würde mich ganz genau 351 Tage nicht mehr verlassen. Manchmal würde es sich verstecken, so als würde es nur auf dem geeigneten Moment lauern, um hervor zu brechen und zu brüllen:
" HA! Ich bin noch da! Ich bin gekommen, um zu bleiben, du dumme Nuss."

An diesem Tag im März wusste ich es noch nicht, hätte ich es nicht ahnen können, aber es würde immer kommen, wenn ich einen Rettungswagen sehen oder auch nur hören würde. Wenn ich mich auf meine ersten Marathon vorbereiten würde. Wenn ich abends nochmal am Wasser entlang spazieren und den Segler zuschauen würde. Wenn ich an Berlin denken würde. Wenn er mir alle paar Wochen mal über Whats App schreiben würde. Wenn ch Tomatensoße essen würde.

Jeder kennt dieses Gefühl.
Es prägt sich nur bei vielen unterschiedlich aus.

Bei mir verwandelte sich das warme Flattern in eine schwere Decke. Sie drückte mich zu Boden und wenn ich erst einmal da lag, konnte ich es spüren. Enttäuschung, Wut, ein paar Tränen.

Ich hasse das Flattern.








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