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Was mache ich, wenn unter meinem Namen Spam-Mails verschickt werden?

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Seit ein paar Tagen verschicke ich Spam-Mails. Ich schreibe fremden Menschen, dass bei ihnen automatische Kontoabbuchungen nicht durchgeführt und Lastschriften von Amazon nicht vorgenommen werden konnten. Wahrscheinlich verschicke ich auch Angebote für Penisverlängerungen. Ich weiß das nicht so genau. Ich bekomme von dem Ganzen nur etwas mit, weil jeden Morgen Dutzende E-Mails mit dem Betreff "Mail delivery failed" in meinem Postfach auf mich warten.

Das ist erst einmal nervig, weil ich jeden Tag noch mehr Mails als sonst löschen muss. Aber auch beunruhigend. Kann mich am Ende vielleicht jemand verklagen, der angeblich von mir mit komischen Spam-Mails bombadiert wird? Weil er auf seltsame Links klickt und sich damit einen Virus auf seinen Computer holt?

Ich rufe als erstes beim Kundenservice meines Mailanbieters an. "Ich nehme an, Ihr Account wurde gehackt", sagt der Sachbearbeiter, "da können Sie eigentlich nur eines tun: Ihr Passwort ändern." Im Ordner mit den gesendeten Nachrichten sind allerdings keine, die ich nicht selbst geschrieben habe. Die könnten natürlich gelöscht worden sein, doch in den Zustellungsberichten stehen vor meiner Mailadresse auch seltsame Absendernamen: "Stellvertretender Sachbearbeiter Mail & Media GmbH", "Beauftragter Rechtsanwalt Amazon GmbH", "Zimmermann LTD" und "Inkasso Abteilung GiroPay GmbH".

Als ich das dem Sachbearbeiter sage, gefällt mir seine Antwort ganz und gar nicht: "Das ist der Super-Gau!" Jemand gebe wohl einfach nur meine Mailadresse als Absender an. "Da kann man gar nichts tun." Dass jemand in einem solchen Fall Probleme bekommen habe, sei ihm aber in den neun Jahren, in denen er bei dem Mailanbieter arbeitet, noch nicht untergekommen.

Das beruhigt mich nur kurz. Ich ändere mein Passwort und recherchiere weiter im Internet. Dabei stoße ich auf Christian Solmecke, Rechtsanwalt für Medien- und IT-Recht in der Kanzlei Wbs-law. Auch ihm sind noch keine Fälle bekannt, in denen jemand in so einem Fall verklagt wurde. Ausschließen kann er das aber nicht.
"Im schlimmsten Fall droht Ihnen eine Anzeige von einem Mail-Empfänger", sagt Solmecke. "Das Versenden von Spam-Mails ist strafrechtlich relevant, wenn die Inhalte schädlich (wie bei Phishing Mails) oder illegal (zum Beispiel Kinderpornografie) sind."

Mein Bauchgefühl war also richtig. Ich muss etwas unternehmen, nur weiß ich immer noch nicht, was. "Wehren können sich Betroffene meist, wenn sie nachweisen können, dass der E-Mail-Account gut gesichert war, das Passwort nicht fahrlässig Dritten zur Verfügung gestellt wurde und keine Kenntnis von der rechtswidrigen Nutzung des Accounts bestand", sagt Christian Solmecke. Hier sei die Haftung vergleichbar mit der eines gehackten e-Bay Kontos. "Nutzer haften nur für die unter Missbrauch ihres Accounts getätigten Bestellungen oder sonstigen Geschäfte, wenn ein rechtswirksamer Vertrag in ihrem Namen geschlossen wurde", so Solmecke. "Daran fehlt es aber beim Account-Missbrauch in aller Regel." Er empfiehlt mir, bei der Polizei Strafanzeige gegen unbekannt zu erstatten. "Die Strafanzeige dient als zusätzlicher Beweis dafür, dass Sie nicht für die Spam-Mails verantwortlich sind." Und ansonsten bleibt mit vorerst wohl nichts anderes übrig, als jeden Morgen sehr viele "Mail delivery failed"-Nachrichten zu löschen.

Kathrin Hollmer, 26, ist auch deshalb so genervt von ihrem Mailadressen-Missbrauch, weil sie sich eigentlich immer über neue Mails freut – und jedes Mal enttäuscht ist, wenn im Betreff wieder "Mail delivery failed" steht.  
Fünf Tipps, wenn deine Mail-Adresse für Spam missbraucht wird: 

1. Sofort das Passwort für den Mail-Account ändern und ein sicheres Passwort (Kombination aus Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen) verwenden. Das Passwort regelmäßig (mindestens alle drei Monate) wechseln.

2. Zur Sicherheit alle Passwörter – für Facebook, Twitter, Instagram, Online-Shops usw. – ändern.

3. Die "Mail delivery failed"-Mails als Beweis aufheben.

4. Damit die vielen Mails nicht nerven, eine Regel im E-Mail-Postfach erstellen, damit die Nachrichten automatisch in einem eigenen Ordner landen.

5. Bei der Polizei Strafanzeige erstatten.

Text: kathrin-hollmer - Cover-Foto: StartupStockPhotos.com

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