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Uns stehen alle Möglichkeiten offen

Text: hueppi

Unsere Generation will alles am besten machen:



- den kreativsten Job finden, in dem man sein Hobby zum Beruf und zur Berufung macht



- den Partner/die Partnerin fürs Leben finden (oder zumindest mal für den spannendsten Sex ever)



- networken und somit möglichst viele Leute aus möglichst vielen Ländern kennen lernen



- am schönsten Aussehen, am dünnsten sein,



kurz: Perfekt sein



Heute stehen uns alle Möglichkeiten offen. Im Gegensatz zu unseren Eltern haben wir schon in jungen Jahren mehr Länder bereist als sie in ihrem bisherigen Leben. Wir können Partnerschaften eingehen, ohne an die moralischen Zwänge von gestern gebunden zu sein. Wir können studieren was wir wollen –wenn der NC es zulässt- und sein was wir wollen. Und in diesen ganzen Möglichkeiten passiert ganz oft: nichts.



Wir taumeln von einem Partner zum nächsten, schließlich könnte draußen noch jemand besseres warten. Jemand der uns bekocht und uns jeden Wunsch von den Augen abliest, ohne dass wir es sagen müssen.



Wir fangen eine Ausbildung an und merken, dass es doch harte Arbeit ist, diese durchzuziehen. Und harte Arbeit macht ja keinen Spaß. Arbeit soll ja aber Spaß machen. Also suchen wir uns eine neue Berufung. Denn einfach nur ein Beruf reicht heute nicht mehr. Am besten was mit Medien. Oder mit Make up. Und wenn es geht noch ein bisschen berühmt werden dabei. Oder zumindest reich.



Wir lernen immer neue Leute kennen, adden sie nach einem kurzen Gespräch direkt bei Facebook, followen bei Twitter und Instagram. Denn wir wollen ja schließlich immer up to date sein. Oldschool war gestern. Unsere alten Freunde von früher geraten dabei zu oft leicht ins vergessen. Schließlich ist in der virtuellen Welt alles viel einfacher. Da gibt’s keine Probleme. Und wenn doch reicht ein Klick und die Person, die nervt, ist geblockt.



Dauernd sehen wir, wie wir gesünder leben sollen, wollen, können, müssen. Schließlich müssen wir alle gesund und jung bleiben. Alle laufen ins Fitnessstudio, bis sich bei den meisten nach ein paar Monaten im neuen Jahr wieder der alte Trott eingestellt hat. Und dann fangen wir leise, still und heimlich an, uns zu hassen. Weil wir nicht so aussehen, wie die Models im TV, den Modezeitungen und den Plakaten. Weil unsere Haare nicht so glänzen, unsere Oberschenkel zu dick und unsere Oberweite zu ist sind. Weil die perfekt sind und wir nicht. Glauben wir zumindest.



Das neuste Smartphone, die nächste Playstation, die teure Uhr als Statement. Immer wieder posten wir die vor Sinn triefenden Pinterest-Sprüche und wollen diese auch beherzigen. So wie „Life just matter with friends“. In Wirklichkeit haben wir unsere echten Freunde schon seit Wochen nicht mehr gesehen.



Heute stehen uns alle Möglichkeiten offen.



Auch, unperfekt zu sein.

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