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Beschämung

Text: JosephineKilgannon
Es fällt mir schwer dieses kleine Alltagserlebnis aufzuschreiben. Denn ich bin unsicher, wie ich das schreiben kann ohne bevormundend zu wirken.

Ich war einkaufen und wartete an der Kasse bis ich dran war. Vor dem offenen Ein-/Ausgang bemerkte ich eine Frau, die wohl blind ist, denn sie benutzte einen Blindenstab. Sie bewegte sich nicht gerade zielgerichtet und rempelte leicht gegen die Diebstahlsicherung. Dann schüttelte sie den Kopf und drehte sich um. Ich fühlte mich irgendwie blöd und voyeuristisch und schaute zu Boden. Dann war ich dran mit Bezahlen. Beim Verlassen des Ladens sah ich sie wieder. Sie schien immer noch etwas zu suchen. Ich blieb stehen und wälzte unsicher mein Gedanken hin und her. Sollte ich sie ansprechen, ob sie Hilfe bräuchte? Wäre das nicht irgendwie doof? Sie geht ja bestimmt nicht zum ersten Mal einkaufen. Vielleicht ist sie sich nur nicht sicher ob sie noch was brauchst? Aber sie macht schon den Eindruck, als ob sie momentan orientierunglos wäre.

Und just in dem Moment als ich mir den Ruck gab um auf sie zuzugehen sprang eine Verkäuferin des Laden an mir vorbei auf sie zu und frug: "Suchen Sie etwas?" Ich die blinde Frau mit Erleichterung in der Stimme und einem Lächeln antworten: "Ja, den...."

Beschämt ging ich weg.

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