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Geh ruhig mal einen Schritt weniger weit

Text: matesino

Jetzt bin ich in zwei Tagen zweimal auf eine Werbung von BMW gestoßen, die meine Aufmerksamkeit so stark in Beschlag genommen hat, dass ich nicht anders kann, als ständig an sie zu denken.



Allein schon die Überschrift ist ein Meisterwerk deutscher Dichtkunst: „Warum wir mit Robotern im Team arbeiten? Weil es keine Folgen hat.“



Sensationell. Rhythmisch flutscht der Satz wie eine mit Vaseline geschmierte Omi über einen zugefrorenen See. Und auch imagetechnisch transportiert der Satz eine tolle Botschaft: „Wir“ von BMW arbeiten richtig gern mit Robotern zusammen. Weil mit Menschen im Team arbeiten scheiße ist. Es hat nämlich Folgen.



Menschen muss die BMW Group Überstunden bezahlen, Urlaub gewähren, fair behandeln und im Krankheitsfall den Arbeitsplatz sichern. Roboter hingegen kommen immer pünktlich, bleiben länger und bei Bedarf arbeiten sie sogar die Nacht durch. Ohne Murren, ohne Knurren, ohne Gehalt.



Deshalb setzen „Wir“ von BMW auf „innovative Produktion ohne körperliche Belastung.” Denn das ist für uns der nächste Schritt, um noch mehr Geld zu machen und die Ausgaben weiter zu senken. Das ist ein “Arbeitsmodell mit Zukunft”.



(Hübscher Werbemodell)- Mensch und Maschine Hand in Hand an einem Band. Mit Robotern. Also Mensch, Maschine und Roboter. Nein, noch besser. Mensch, Maschine, Roboter und ein leckerer Fruchtcocktail. Weil ein Roboter im Team, der minimiert die körperliche Belastung und fördert die Gesundheit. Da kann man ruhig mal darauf anstoßen. Dauerhaft. Von daheim.



Denn wenn keine Menschen mehr am Band arbeiten, im Akkord die neusten Highend-Modelle zusammenschraubend, sitzen sie auf der Couch und kassieren Stütze vom Staat. Weil BMW den nächsten Schritt geht. Und etwas tut. Für die Gesundheit des Einzelnen. Und die Gesundheit des Unternehmens. Die BMW Group. Vorreiter bei der Produktion 4.0. Und des Kapitalismus 2.0.



Nur, liebe BMW Group, eine Frage drängt sich schon auf: Wenn Menschen keine Arbeit mehr haben, weil Unternehmen wie ihr sie durch Roboter ersetzen, hat das nicht doch Folgen? So klitzekleine?



Wenn Menschen keine Arbeit mehr haben, haben sie nämlich auch kein Geld mehr, um eure Autos zu kaufen. Und dann steht die Produktion irgendwann still und eure wirtschaftliche Gesundheit kränkelt. Da hilft dann auch kein Physiotherapeut mehr.



Ah, ihr habt schon die Lösung parat? Die Roboter kaufen dann eure Autos und fahren damit stockend durch den Berufsverkehr, während die Menschen daheim fernsehen, Cocktails trinken und Rückenübungen machen, um ihre Wirbelsäule zu schonen.



Das überrascht mich jetzt doch positiv. Daumen hoch, liebe BMW Group, was für eine überaus gelungene Kampagne. Da will ich unbedingt mehr erfahren. Vielleicht entdecke ich ja noch eine atemberaubendere Anzeige auf eurer Webseite.



Modell, Maschine und Roboter Hand in Hand auf dem Dach der BMW Welt, den Sonnenuntergang genießend zum Beispiel. Der Text darunter:  Warum wir blödsinnige Werbung schalten? Weil wir es können. Stupide Botschaften ohne Überlegung. Für uns der nächste Schritt. Ihre BMW Group.

Ein Foto des Werbemeisterwerks findet ihr hier  

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