Zu fast allem, was klar, simpel und gewiss zu sein scheint, findet man bei Bedarf irgendeine Aktualisierung, irgendeinen Hintergrund, irgendeinen entscheidenden Aspekt, die oder den man bisher nicht kannte. Was manche Angelegenheit vielleicht plötzlich vollkommen anders aussehen lässt. Deshalb erlauben wir uns meist nicht, an irgendwelche Wahrheiten zu glauben, die angeblich von Dauer sind.

Alles, was ich geschrieben habe, erscheint mir wie Stroh, verglichen mit dem, was ich geschaut habe

Dennoch richtet sich jeder im Laufe der Zeit ein kleines, feines, gut sortiertes Regal im hintersten Bewusstseinswinkel ein. Befüllt mit Überzeugungen, Feststellungen und Erkenntnissen, welche man für so eindeutig, so stimmig und über alle Zweifel erhaben hält, dass man sich recht konsequent auf sie verlässt. Bei denen man davon ausgeht, dass sie sich im Leben nicht mehr ändern werden.

Lebensgewissheiten also, die hier mal ausgesprochen gehören. Fast so wie in der „Wir haben verstanden“-Rubrik der hochmögenden Redaktion. Nur haltbarer. Und nicht aus der Wir-Perspektive.

Daher reduzieren sich die sogenannten Improvisationen auf mehr oder minder schwächliche Umschreibungen der Grundformeln, unter deren Hülle das Schema in jedem Augenblick hervorlugt.

Gemeint sind auch kleine und kleinste Einsichten, die vermutlich für immer Bestand haben. Die sich auf das Essen, Schlafen, Lieben, Bewegen, die Körperpflege und sonstige Alltagsbereiche beziehen. Schon da schwierig, sich auf irgendwas festzulegen – wenn es mindestens bis zum Ende der körperlichen Existenz gültig sein soll.

Okay, ich werde Rhabarber ewiglich und in sämtlichen Zubereitungsformen hassen. Und reines Mandelmus stets lieben. Das, immerhin, ist bombensicher.

O Ewigkeit, du Donnerwort

Auch stabile Grundüberzeugungen, die man unter normalen Umständen nicht gerne an die große Glocke hängen würde - und zu denen man sich nicht fortlaufend bekennt - sind heute gefragt. Im staden Freitagsticker bekommt es ja kaum jemand mit.

Fast zwangsläufig landet man in dem Zusammenhang bei Enttäuschungen. Bei jenen Annahmen, deren Ewigkeitscharakter sich als trügerisch erwiesen hat. Aber von denen haben wir es sonst schon so oft. Die Idee ist, sich ausnahmsweise ein bisschen auf das zu konzentrieren, worauf man weiterhin vertraut.

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