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& was jetzt?

Text: Macadelic
Es ist genau 04.54 Uhr. Und in dem Moment weiß ich, ich habe mich falsch entschieden. Ich sitze schlaflos auf meinem Bett und mir fällt es schwer, mit dieser Erkenntnis umzugehen. Ich wollte immer schon etwas mit Medien machen. Schreiben. Ja, bevorzugt schreiben. Schon in der Schule, im Deutschunterricht, wurde mir ausdrücklich gesagt, dass ich Talent dafür habe. Dass ich es bloß ausbauen sollte. Jeder meiner Deutschlehrer (und davon gab es innerhalb von zehn Schuljahren einige) sahen meine Zukunft in Form eines Deutschstudiums. Aber ich habe es nicht getan. Ich habe weder die zwölfte Klasse auf dem Gymnasium vollendet, noch mein Abitur abgeschlossen. Ich habe nur den theoretischen Teil der Fachhochschulreife in der Tasche und damit kann man weiß Gott nur wenig anfangen. Damals war es für mich die richtige Entscheidung. Ich konnte und wollte nicht mehr. Der ganze Druck, der auf mir lastete, war mir einfach zu hoch. Selbst den Beginn der Ausbildung zur Notarfachangestellten sah ich in jenem Moment als Glückstreffer an. Schließlich hatte ich doch sehr schnell eine solide Ausbildung gefunden; hörte ich doch, dass andere monatelang dafür suchten. Jetzt gerade denke ich, ich hätte vielleicht lieber noch etwas weitersuchen und etwas tun sollen, was mehr meinen Vorstellungen entsprach. Zu dem Zeitpunkt des Ausbildungsstartes dachte ich auch noch, dass diese wengistens teilweise das ist, was ich später machen möchte. Aber nun... Durch Zufall entdeckte ich soeben eine alte Internetbekanntschaft von mir bei Facebook wieder. Er hatte mir früher schon erzählt, wie gerne er Online-Redakteur werden würde. Ich fand sofort, dass dies zu ihm passte, war mir aber unsicher, ob er diesen Beruf, ohne ein Studium absolviert zu haben, wirklich ausüben könnte. Wir verloren uns aus den Augen und somit auch aus dem Sinn; aber wie es der Zufall so will; habe ich jetzt gesehen, dass er es geschafft hat. Ich weiß nicht genau wie, wahrscheinlich wird er mir auch nicht schreiben, um das Geheimnis zu lüften, aber ich bin so wahnsinnig stolz auf ihn. Er hat das erreicht, was er schon immer machen wollte. Und es geht eigentlich genau in die Richtung, die ich auch schon immer machen wollte. Vielleicht bin ich gerade deswegen auch etwas neidisch. Und vielleicht bin auch deswegen gerade jetzt hier. Um Erfahrungen zu sammeln. In der Hoffnung, dass mir das weiterhilft und ich dennoch eine Möglichkeit finde, das zu tun, was ich schon immer wollte. Schreiben. Und frei sein.

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