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„Das muss dir nicht unangenehm sein, Liebling.“

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Die Pädagogen

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Das Wort deiner Eltern für Sex:
Je nach Altersstufe „Liebhaben“, „Liebe machen“ oder auch „miteinander schlafen“.

So lief das Aufklärungsgespräch:
Klassische Trauma-Strategie: Du warst zu klein um dich zu wehren als sie dir in der ersten Klasse “Peter, Ida und Mimimum“ schenkten – die anderen Kinder haben dich dann schnell gehasst, weil du ihnen die Illusion vom flauschigen Storch geraubt hast. In der Pubertät wusstest du dann: Wenn die Eltern mit Tee und Keksen das Zimmer betreten, folgt wieder das, was sie ein „Erwachsenengespräch“ nennen – lange, einfühlsame Monologe, immer wieder unterbrochen von dem Satz „Das muss dir nicht unangenehm sein, Liebling.“

So reagieren sie, wenn dein neuer Partner das erste Mal bei euch übernachtet:
Sie organisieren ein Familienfrühstück, bei dem sie fragen: „Und – hat es sich gut angefühlt?“. Danach formulieren sie eine positive Ich-Botschaft: „Ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr zukünftig die benutzten Kondome bitte nicht im Büropapierkorb entsorgt – wir wollen doch auch an die Umwelt denken.“

Dieser Satz fällt auf jeden Fall, wenn sie über Sex sprechen:
„Was du fühlst, ist ganz natürlich.“

Das solltest du dann auf keinen Fall erwidern:
„Erzählt doch mal – wie fühlt ihr euch dabei?“

Exit-Strategie:
Sagen, dass man schon oft genug getackert hat und es richtig gut findet, wenn Männer den Frauen dabei zeigen, wo’s langgeht! Und du jetzt los musst, um noch wen zu knallen! Rättättätäng! Wenn du das Ganze noch mit angemessen obszöner Gestik unterlegst, werden sie erstmal lange in Ratgebern lesen um zu eruieren, was für eine Phase das jetzt sein könnte.

Langzeitschäden:
Bereits jetzt fürchtest du dich davor, wenn deine eigenen Kinder irgendwann fragen „Wo kommen eigentlich die Babys her?“ Sie müssen dann leider unwissend bleiben, bis sie googeln können – Aufklärungsbücher kommen dir nicht ins Haus.



Die betont Lockeren

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Das Wort deiner Eltern für Sex:
Vögeln, bumsen, nageln, rattern – halt alles, was nach Lärm und Handarbeit klingt. Oder, sollten sie esoterisch angehaucht sein: irgendwas mit „versinken“.

So lief das Aufklärungsgespräch: En passant – deine Eltern liefen mal wieder nackt durch die Wohnung oder machten schlüpfrige Andeutungen am Abendbrottisch. Irgendwann hast du ihnen dann den Gefallen getan, mal nachzufragen, was sie da eigentlich immer machen. Seitdem wirst du das Thema nicht mehr los.

So reagieren sie, wenn dein neuer Partner das erste Mal bei euch übernachtet:
Sie sagen: „Sich auszuprobieren ist superwichtig – gern auch unter unserem Dach.“

Dieser Satz fällt auf jeden Fall, wenn sie über Sex sprechen:
„Früher war alles viel wilder, da haben wir den Körper des Anderen richtig erkundet!“

Das solltest du dann auf keinen Fall erwidern:
„Habt ihr „Das fliegende Entenpaar“ aus dem Kamasutra, das momentan auf dem Klo liegt, eigentlich schon mal ausprobiert?“

Exit-Strategie:
Gelangweilt mit einer Hand die Batterien des Vibrators wechseln, den sie dir vergangenes Jahr zu Weihnachten geschenkt haben – sie denken dann, alles richtig gemacht zu haben.

Langzeitschäden:
Großzügige Vermeidung von Saunabereichen.


Die Schamhaften

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Das Wort deiner Eltern für Sex:
„Geschlechtsverkehr“, „der Akt“.

So lief das Aufklärungsgespräch: Entweder gar nicht, weil sie sich darauf verlassen, dass die Lehrer das erledigen – und die „Bravo“. Die sie dir natürlich verboten haben, aber insgeheim hoffen sie darauf, dass du sie in der Schule von einer Freundin leihst und unterm Tisch liest. Oder es kommt zum Gespräch, weil du mal eine sehr naive Frage gestellt hast („Wenn man Sex hat, kriegen dann immer beide sofort Aids?“) und Mama sich dann doch Sorgen gemacht hat, dass irgendwas schief laufen könnte. Also sagt sie nach dem Abendbrot urplötzlich: „Kind, wir wollten mit dir mal über...naja, du weißt schon...reden. Also, wie das geht...und...was man...“ Dann lacht sie sehr nervös und wirft verstohlene Seitenblicke zu deinem Vater, der diesen ausweicht und seinen rechten Zeigefinger knetet (macht er immer, wenn er nervös ist).

So reagieren sie, wenn dein neuer Partner das erste Mal bei euch übernachtet: Gezwungener Smalltalk, bis ihnen einfällt, dass sie ja noch ins Kino wollten. Auf dass sie bloß nicht gefragt werden ob es okay ist, wenn die neue Person bei euch schläft.

Dieser Satz fällt auf jeden Fall, wenn sie über Sex sprechen:
„Am wichtigsten ist, dass du immer ein...Präservativ verwendest.“

Das solltest du dann auf keinen Fall erwidern:
„Meinst du ein Gummi?“

Exit-Strategie:
„Danke für das Gespräch, aber ich würde jetzt gerne auf mein Zimmer gehen und lesen.“ Erleichterung auf beiden Seiten.

Langzeitschäden:
Es dauert bei dir länger als bei anderen Jugendlichen, bis du die Worte „Penis“ und „Scheide“ aussprechen kannst, ohne innerlich zu kichern und äußerlich rot zu werden. Und selbst wenn das irgendwann funktioniert, bleibst du jemand, der nicht gerne über Sex spricht („Das ist Privatsache!“) – und brichst beim ersten Partner, der „beim Akt“ zum Dirty Talk neigt, mittendrin in Lachen aus


Die Moralischen

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Das Wort deiner Eltern für Sex:
Sie nennen es schon beim Namen – aber immer nur in Verbindung mit dem Wort „Liebe“

So lief das Aufklärungsgespräch:
Zunächst gab es einen langen Vortrag über die Sexualisierung der Gesellschaft – überall nackte Körper, muss das denn sein? Irgendwann kamen sie dann zum Punkt: Sie hätten sich ja damals sehr genau überlegt, mit wem sie ins Bett gehen. Und dann hätte das für immer gehalten. Und war eigentlich auch erst nach der Ehe...

So reagieren sie, wenn dein neuer Partner das erste Mal bei euch übernachtet:
Sie beziehen das Gästebett.

Dieser Satz fällt auf jeden Fall, wenn sie über Sex sprechen:
„Nur weil alle es machen, muss es ja nicht richtig sein.“

Das solltest du dann auf keinen Fall erwidern:
„Aber die Aktivistinnen von Femen haben politisch doch schon echt viel bewegt!“

Exit-Strategie:
Sagen, du müsstest leider los – Pinkstinks demonstriere gerade auf dem Dorfplatz. Oder suggerieren, dass du deine Verlobung planen musst - dafür haben sie natürlich Verständnis.

Langzeitschäden:
In jeder neuen Wohnung, die du betrittst, misst du automatisch die Entfernung zum Schrank ab – es könnte ja sein, dass du dich darin verstecken musst!

Text: jetzt-redaktion - Illustration: Katharina Bitzl

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