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Kopfgeschichte 78 ~ eine Neuauflage

Text: FlohKopf
Hallo liebe Texteinefügebox auf jetzt.de, lange nicht mehr gesehen. Was kann ich Neues berichten? Hm, ich habe einen Job und trotz meiner Abneigung gegen eben diese überschätzte Musikerfigur der britischen Popkultur möchte ich beinahe Morrissey zitieren. Tue ich aber nicht. Ha. In meinem verwirrten Kopf, meinem kaputten Geist, war ich der im Nachhinein drolligen Meinung, das Ende der Arbeitslosigkeit würde alles besser machen. Aber dem ist nicht. Ich habe gerade einen Schokoladenmuffin gegessen. Seit gefühlten dreißig Jahren kam keine Süßigkeit mehr über meine Lippen. Apfel, ja. Banane, nein. Ich horte akribisch Rezepte für gesunde Pausenbrote und lasse alles weg, was auch nur im geringsten zur Gewichtszunahme führen könnte. Meine Dämonen feiern bekloppte Erfolge, wie die Tatsache, dass meine neue, schöne, vormals enge Anzughose dabei ist, zu schlackern. Aber sehen wir das positive: Schokoladenmuffin zu Mittag. Und heute abend esse ich Nudelsalat, habe ich beschlossen. Mit Radieschen, wenn ich irgendwo welche finden kann. Mama und Papa wollten mich zu Weihnachten gerne sehen, aber als sie danach fragten, hatte ich zum ersten Mal seit Jahren wieder eine Panikattacke und während ich unter meiner Bettdecke hyperventilierte, wurden jegliche Reisepläne abgesagt. Im echten Leben muss ich jetzt erwachsen sein und darf keine marode Psyche haben. Obwohl ich die ja ganz offiziell von der Krankenversicherung bescheinigt und ich jede Woche zweimal mit einem sehr professionellen Herren über meine Gemütslage spreche etcetera pähpäh. Online darf ich aber noch immer ein weinerlicher Teenager sein und vielleicht gibt es außerhalb Myspaces doch noch das, was früher Suicide Kids waren und sie erlaben sich an den ungesunden Eskaparden ihrer Leidensgefährten. Darum ist es auch okay, wenn ich meine Fingernägel so lange in die weiße, weiche Unterseite meines Arms drücke, bis es blutet. Ich habe das früher nie gemacht. Aber ich denke, auf Myspace wäre es okay gewesen.

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