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"...dann darf sie auch kein anderer haben!"

Foto: AllzweckJack / photocase.de

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Wer sich trennt, hat Schmerzen. Dann schleichen die Ex-Partner in ihrem Schmerz umeinander herum und denken: „Vielleicht doch noch mal?“ Und dann: „Nein, bloß nicht!“ Dann kümmert sich jeder um seinen Schmerz und sein Ding und heilt. Und Ende.

Aber trotz Heilung und trotz Ende kann man bei Ex-Paaren, die längst miteinander abgeschlossen haben, immer wieder ein Phänomen beobachten, das man die „Nach-Eifersucht“ nennen könnte, wenn man denn einen Namen dafür suchte. Um das zu erklären, denken wir uns kurz ein Beispiel-Ex-Paar aus: Jana und Robert. Jana und Robert haben sich vor einem Dreivierteljahr getrennt. Robert ist längst in einer neuen Beziehung und denkt: „Genug Zeit ist ins Land gegangen, wir kommen gut miteinander aus, Jana und ich, und ich bin sowieso wieder glücklich.“ Aber dann kommt der Moment, in dem Jana auf einmal auch einen neuen Freund hat. Vielleicht erzählt sie Robert sogar selbst davon. Vielleicht erfährt er es von einem Freund. Vielleicht gibt es auch ein Foto von Jana und dem Neuen auf Facebook oder wo Fotos standardmäßig eben so auftauchen. Und dann sitzt da auf einmal Robert, der doch eigentlich längst Geheilte, und kriegt zum ersten Mal seit Langem diese feuchten Augen. Ganz ratlos ist er dann, schüttelt ein bisschen den Kopf und sagt: „Wieso fühlt sich das denn jetzt so schlimm an?“ Und das ist eine verdammt gute Frage: Warum, zur Hölle, fühlt sich das für viele so schlimm an? Es war doch alles längst gut und neu!

Ist es aber nicht. Schuld ist wohl zum einen diese Sache, die an so vielem Schuld ist, was uns in der Liebe und in Beziehungen Kummer macht: der Exklusivitätsanspruch. Klingt jetzt erstmal unlogisch, denn wer sich getrennt hat und in einer neuen Beziehung ist, hat ja zuallererst vor sich selbst bewiesen, dass das mit der Exklusivität Quatsch ist und Menschen zwar nicht austauschbar sind, aber es auch mit anderen Menschen schön sein kann. Trotzdem scheint es da dieses Gefühl zu geben. Das Gefühl, dass man sich selbst für jemand anderes entscheiden kann, aber es trotzdem nett ist, wenn es jemanden gibt, für den man doch der Eine ist. Weil nach einem niemand mehr kam. Das ist gut fürs Ego. Und anscheinend bedeutet „Ich will Jana nicht mehr“ für Robert auch ein bisschen „...aber das heißt noch lange nicht, dass jemand anders sie haben darf.“ Wenn dann doch jemand anderes auftaucht, kommt auf Robert eine zweite kleine Schmerzwelle zu, die Jana schon längst hinter sich hat. Die „Okay, es kann auch jeder andere sein“-Welle. Die Nach-Eifersucht eben. Und das Ende der alte Beziehung fühlt sich auf einmal noch mal besonders endgültig an. Dann ist das Vorbei auch noch vorbei. Der neue Partner ist der Neuanfang für Jana und damit das Ende für Robert.

Zum anderen ist da die Angst vor dem neuen Menschen in Janas Leben. Für den Robert ab sofort eine besondere Rolle spielen wird. Bisher war Robert nur für Jana „der Ex“. Und vielleicht noch für ihre Freunde und Bekannten drumrum, aber die verbanden mit ihm bloß nette, alte Geschichten oder den Kummer, für den er bei Jana gesorgt hatte. Das ist part of the game, wenn man eine Beziehung geführt hat. Wenn das game aber eigentlich längst vorbei ist und Robert schon nicht mehr daran denkt, dass Jana ihn manchmal noch nebenbei in einem Gespräch erwähnt („Ah, in der Bar war ich mit meinem Ex-Freund mal, aber der Gin Tonic war so schwach gemixt!“), erschreckt es ihn, wenn da auf einmal jemand ist, für den er auch „der Ex“ ist. Eine Art Phantom. Der Mensch, der vorher da war. Der diesen Platz eingenommen und ausgefüllt hat. Der ein Vergleichswert ist, ganz automatisch. Robert will aber kein Phantom sein und auch kein Vergleichswert und auch niemand, der schon aus Prinzip abgelehnt wird.

Und das ist vielleicht der subtilere, aber doch gar nicht so unwichtige Aspekt der Nach-Eifersucht: Da ist für Robert nicht nur ein Mensch nicht mehr auf dem Markt, und nicht nur ein Mensch, mit dem er eine vorbelastete Beziehung hat. Sondern es sind zwei, ohne dass er mit dem einen davon je etwas zu tun gehabt hätte. Janas neuer Partner wird vermutlich einiges über Robert erfahren, Robert kann ja schlecht verhindern, dass er mal zum Gesprächsstoff wird zwischen diesen beiden, die sich jetzt nahestehen. Und Janas neuer Partner kann wahrscheinlich niemals Roberts Freund werden, egal, wie gut sie sich eigentlich verstehen würden. Robert wird ihn niemals neutral betrachten können und er wird Robert niemals neutral betrachten können. Er wird ihn immer als Vergangenheit sehen, mit der er nichts zu tun haben will.

Und das ist niemand gern: eine Vergangenheit, mit der jemand nichts zu tun haben will. Das Gute ist: Auch die Nach-Eifersucht geht vorbei. Auch das Vorbei des Vorbei geht vorbei. Zeit kriegt ja bekanntlich alles hin. Vielleicht sogar ein entspanntes Verhältnis zwischen allen Beteiligten. Oder: eine ganz angenehme Egal-Haltung. Ist ja immer am schönsten, wenn jeder jedem sein Glück gönnt. Wenigstens ganz leise.

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