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Brauche ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

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Eines schon mal vorweg: Ja, ich brauche eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Unbedingt. Auch wenn ich mir jetzt noch gar nicht vorstellen kann, warum ich eines Tages nicht mehr arbeiten können sollte. „Wenn die Arbeitskraft ausfällt und man kein Erwerbseinkommen mehr erzielen kann, dann steht man ohne Geld da. Wovon soll man dann leben?“, sagt Elke Weidenbach. Sie ist Referentin für Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW und sie wird mir durch das Dickicht aus Vertragsklauseln und Versicherungssprache helfen. Fakt ist: Im Moment fühle ich mich fit und könnte Bäume ausreißen. Wenn ich aber 1000 Bäume ausreiße, kann es sein, dass ich Nummer 1001 einfach nicht mehr schaffe. Und das kann oft schon weit vor der Rente passieren. Ein Glückspilz, wer dann eine private Berufsunfähigkeitsversicherung hat.
Aber wann schließe ich die ab? Ist es schon zu spät? Bin ich zu jung? Wo gibt es Fallen? Grundsätzlich gilt: Je früher die Versicherung abgeschlossen wird, desto besser. „Die privaten Versicherer schauen sich den heutigen Gesundheitszustand einer Person an und erstellen anhand von Erfahrungswerten eine Prognose zur Berufsunfähigkeit“, sagt Elke Weidenbach. Bin ich also im Moment gesund, stuft mich die Versicherung mit niedrigen Beiträgen ein. Stellt die Versicherung eine Vorbelastung fest, kann sie den Vertragsabschluß verweigern oder hohe Beiträge festlegen. Bei körperlichen Berufen interessiert den Versicherer beispielsweise, ob ein Bandscheibenvorfall vorlag; geistige Berufe werden eher auf mögliche psychische Erkrankungen in der Vergangenheit durchleuchtet. Und  ein Stuntman mit hohem Berufsrisiko muss sicher mehr einzahlen als ein sitzender Buchhalter. Die Angaben zur Person müssen deswegen radikal ehrlich sein, die Formulare müssen penibel gelesen und ausgefüllt werden. Spätestens wenn der Versicherungsfall eintritt, könnte es sein, dass alle Angaben nachgeprüft werden. Und merkt der Versicherer dann, dass getrickst wurde, kann er die Zahlung verweigern. Ich werde mein Berufsleben wahrscheinlich am Schreibtisch verbringen. Ich bin Student und habe noch keinen Beruf. Kann ich trotzdem eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen? Ja, ich kann! Die Besonderheit: in den ersten Semestern zahlt diese nur bei einer hundertprozentigen Erwerbsunfähigkeit, also zum Beispiel, wenn ich durch einen Unfall nie wieder arbeiten kann. Kristallisiert sich dann gegen Ende des Studiums heraus, was ich einmal beruflich machen werde, wird die Versicherung automatisch umgestellt. Sie zahlt dann schon ab einer fünfzigprozentigen Berufsunfähigkeit, es reicht also, wenn ich die Hälfte meiner Arbeitskraft verliere. Bei der privaten Berufsunfähigkeitsrente gibt es zwei Gestaltungsmöglichkeiten, die die Zahlungsmodalitäten regeln. Diese richten sich nach den Plänen, die man im Leben noch hat. Für junge Menschen empfiehlt sich die sogenannte „Nachversicherungsgarantie“: Sollte man heiraten, Kinder kriegen oder den Job wechseln, können die Modalitäten des Vertrages angepasst werden - ohne erneute Gesundheitsprüfung. Wer die Familien- und Berufsplanung schon weitestgehend abgeschlossen hat, wählt eine „dynamische“ Vertragsgestaltung. Hier steigt der Beitrag jedes Jahr ein bisschen. Mit der Inflation sinkt ja der reale Wert der monatlichen Beiträge, das wird dadurch ausgeglichen. Ich muss zugeben, nach dem Gespräch mit Elke Weidenbach raucht mir etwas der Kopf. Die Entscheidung hat große Konsequenzen auf mein jetziges  und vor allem auf mein zukünftiges Leben. Deswegen unbedingt: viele Angebote vergleichen und so viel Informationen wie möglich einholen. Denn die Kosten können stark variieren. Von 500 Euro bis weit über 1000 Euro im Jahr ist alles möglich. „Solche Verträge sollte man nicht angeboten bekommen und morgen abgeschlossen haben. Da gibt es wirklich umfangreiches Material dazu, sowohl von der Stiftung Warentest als auch von den Verbraucherzentralen. Sich ausführlich zu informieren ist vor einem Abschluss sehr wichtig“, sagt Elke Weidenbach. Termine für eine  Telefonberatungen oder Sprechstunde lassen sich bei Verbrauchezentralen in ganz Deutschland vereinbaren. Das kostet ein bisschen Geld ist aber sehr sinnvoll. Natürlich wünscht man sich, glücklich und gesund bis ins Rentenalter arbeiten zu können. Aber die Gründe berufsunfähig zu werden sind vielfältig: psychische Erkrankungen, Schäden am Skelett- und Bewegungsapparat oder auch Herz- und Kreislauferkrankungen können jeden treffen. Dazu muss also nicht mal ein Unfall passieren. Das macht die Berufsunfähigkeitsversicherung zu einer der wichtigsten Absicherungen überhaupt. Gregor Rudat, 27 fühlt sich jetzt etwas klüger. Ohne seine Mama zu fragen, würde er aber trotzdem nie eine Versicherung abschließen.
1. Zuerst muss man sich grundsätzliche Fragen beantworten: Will man nur eine Berufsunfähigkeitsversicherung? Soll sie gleichzeitig als Altervorsorge dienen? Was soll meine Versicherung abdecken?

2. Je früher, desto besser: Ein früher Vertragsabschluss bedeutet niedrige Beiträge und flexible Vertragsgestaltung.

3. Private Vorsorge ist wichtig! Frage dich aber, wie viel Geld du im Monat dafür aufbringen kannst.

4. Es gibt viele Vertragsformen und komplizierte Zusatzklauseln. Lass dich beraten! Informationen gibt’s bei unabhängigen Stellen, wie der Stiftung Warentest oder den Verbraucherzentralen.

5. Ehrlich sein! Macht man unrichtige Angaben über den aktuellen Gesundheitszustand und die Krankengeschichte, riskiert man den Verlust des Versicherungsschutzes.



Text: gregor-rudat - Cover-Foto: nivoa/photocase.de

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