Der Sturm hat sich verzogen
Das Leben gleicht oft der Fahrt aufs offene Meer. Du wagst dich hinaus, an neue Orte, unbekannte Ufer, doch wo du ankommen wirst, weißt du nicht genau. Vielleicht stellst du fest, dass du in die falsche Richtung gesegelt bist. Vielleicht geht der Kompass auf deiner Reise kaputt. Vielleicht entdeckst du einen Riss in deinem Boot und musst nach Hilfe rufen.
Und dann noch die Naturgewalten, die zu beeinflussen du einfach nicht die Macht hast. Der unablässige Regen, der gefährliche Sturm. Du kannst nur immer wieder hoffen. Dass dir die (Wetter)Götter wohl gesonnen sind. Dass irgendwann die Sonne scheint, dass sich die Wolkendecke auflöst. Nur hoffen, zuversichtlich sein.
Wenn du indes das Meer kennst, ist gerade dies so schwer.
Wer hofft, ist nicht frei, hast du selbst einmal gesagt. Zu einer Zeit als du schlicht Angst hattest, zu hoffen, als du den blauen Himmel schon so lange nicht gesehen. Du hast dich einfach nicht getraut zu hoffen, zu sagen, was dein Ziel ist, welche Insel, ja, sei sie einsam, du ansteuern willst. Du hast daran geglaubt, dass sich schon alles fügen wird. Do wie? Wozu? Wer keine Wünsche, keine Hoffnung hegt, ist nicht nur nicht frei, er ist verloren.
Verloren auf dem offenen Meer. Er hat all seine Steuergeräte abgegeben, steht mit verbundenen Augen an Deck und steuert – mit einem klaffenden Loch im Rumpf – auf die Katastrophe zu. Ohne es zu wollen, ja. Aber er nimmt es hin.
Deswegen: hoffe, übe dich in Zuversicht, sei wachsam und verlass dich auf deine Fähigkeiten als Steuermann. Die Stürme mögen kommen, mit jedem lernst du für die weitere Fahrt dazu. Von jedem weißt du: egal, wie schlimm er sein wird, er wird vorüberziehen. Und übrig bleibt nur noch Gelassenheit, ein wunderschöner blauer Himmel, der dich dein Ziel ein wenig klarer sehen lässt.