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Die jetzt.de-Kettengeschichte, Teil 27

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab - zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Dort sperren Gerwin und die alte Liesel Maier Anna auf einem Dachboden ein. Annas Chef Paul, der sie retten will, kennt die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler. Die drei haben Kunstwerke gestohlen, die magische Kräfte haben. 

In einer Parallelrealität hat Anna inzwischen einen Roman namens "Nachtschicht" gelesen und wurde in die Geschichte hineingesogen. Ihre Freundin Rana gerät in die Fänge der Entführer, Ranas Freundin Bernhard wird ermordet. Anna und Paul flüchten in die Tankstelle, werden von einer Zombie-Armee bedroht und von einem fliegenden Einhorn gerettet...

...und Anna erwacht in einer Redaktion als Autorin einer Kolumne namens "Nachtschicht", wird aber wegen Schlafens während der Arbeitszeit gefeuert. Als sie traurig vor dem Redaktionsgebäude sitzt, taucht ein geheimnisvoller Fremder im grauen Sakko auf, der sie zur Flucht auffordert. Der Grund: Ein Raumschiff taucht auf und feuert auf die Erde...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 27 von jetzt-Userin cenit.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

"Keine Panik", ruft der Mann im grauen Sakko. Er wirft sich über Anna, fischt ein Handtuch aus einer  Tasche des Jacketts und zieht es über ihre Köpfe. Sofort hört der infernalische Lärm auf und die momentane Dunkelheit weicht einem gleißenden Licht. Eine Stimme, die Anna merkwürdig bekannt vorkommt, dringt entnervt durch das dichte Baumwollfrottiergewebe. "Da sind Sie ja endlich." Anna kneift geblendet die Augen zusammen, als sie das Handtuch vom Kopf zieht. Der Sakko-Mann klopft sich den Straßenstaub vom Anzug. "Ich fürchte, wir sind gesehen worden", sagt er. "Ich fürchte, wir sind gesehen worden", äfft die andere Stimme ihn nach. "Natürlich sind wir gesehen worden", blafft sie weiter. "Dank ihrer unverantwortlichen und unprofessionellen Vorgehensweise." "Jetzt werfen Sie bitteschön nicht mir vor, dass das Raum-Zeit-Kontinuum einen Defekt hat. Ich hatte Sie gewarnt, Gerwin!" Anna schrickt zusammen. Tatsächlich: Ihnen gegenüber sitzt Gerwin Gewinner in einer Kulisse, die entfernt an die Kommandozentrale von Star Trek erinnert. Er trägt das gleiche Sakko wie der Fremde neben ihr. Auch die anderen Figuren, die sich seltsam monoton gestikulierend zwischen blinkenden Armaturen und frei im Raum schwebenden Monitoren bewegen, tragen ein graues Jackett. Anna bleibt kaum genug Zeit, zu registrieren, dass das wohl so eine Art Uniform darstellen soll. "Sie hätten das Schiff niemals verlassen dürfen", fährt Gerwin ihren Begleiter an. "Wir brauchen Anna, das wissen Sie so gut wie ich", entgegnet der scharf. "An Bord der SS Nightshift ist kein Platz für ...." - Gerwin macht eine Handbewegung in Richtung Anna - "sowas." Jetzt reicht es ihr. Wer immer diese lächerliche Kulisse zusammengezimmert hat und seine Darsteller in die denkbar dämlichste Uniform steckte, die das Universum je gesehen hat, gehörte entlassen oder entmündigt - oder am besten beides. So langsam scheint alles einen Sinn zu ergeben. Da ist doch dieses geheimnisvolle Projekt, das ihr Prof an der Filmhochschule ins Leben gerufen hat. Sie hatte sich beworben, war aber abgelehnt worden. "Zugang erst ab viertem Semester", hatte es geheißen. Gerwin ist dabei, das weiß sie, aber er hatte nie erzählt, worum es geht. "Streng geheim", hatte er gesagt. "Wer redet, fliegt raus. Das kann ich auf keinen Fall riskieren." Anna fängt an zu lachen und lässt das Handtuch fallen. Sofort ändert sich alles - Gerwin bewegt die Lippen, aber sie hört nur Unverständliches. Und plötzlich bemerkt sie, dass von seiner Nase dicke, fleischige Organe nach rechts und links zu seinen Ohren hin reichen. Das Sakko erscheint ihr plötzlich fellartig und übersät mit dicken, rosafarbenen Warzen. Auch der Mann neben ihr sieht jetzt eher aus wie ein von Warzen bedecktes Trüffelschwein auf zwei Beinen. Er grunzt Gerwin an, der von seinem Sitz aufspringt, auf den Namenlosen zu. Anna schnappt nach Luft. Ihr wird schwarz vor Augen. Dies ist eindeutig ein schlechter Film. Anna geht ohnmächtig zu Boden, mit dem Gesicht aufs Frottiertuch. Das letzte, das sie wahrnimmt, ist ein leichter Hauch Lavendelduft. Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 27 der Kettengeschichte erscheint am 30. Oktober.

Text: jetzt-redaktion - Illustration: Yinfinity

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