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Von Sirenen und Herzschmerz

Text: EverybodyHurts


Dein Sirenengesang lullt mich ein und trägt mich davon. Ich will nicht tot alleine in irgendeiner Wohnung liegen. Ich will nicht Keinen mehr haben. Ich will mich nicht in den Schlaf weinen. Ich will nicht verzweifelt sein.

“Hör mal, wir lieben uns doch.” fährst du fort. “Ich liebe dich! Hörst du? Du weißt wie sehr ich dich brauche. Du hast immer zu mir gestanden, warst meine Motivation, der Grund, dass ich all’ das überhaupt schaffen konnte. Bedeutet dir das denn gar nix?” Nein, denke ich. Es bedeutet mir nichts und weil du mich brauchst heißt es nicht, dass ich das brauche. “Du warst doch so glücklich, was ist denn auf einmal los mit dir? Liebst du mich nicht mehr?” Nein, denke ich wieder. Nicht mehr. “Ist es in Wirklichkeit das? Hast du jemanden kennengelernt?” An dieser Stelle erinnerte ich mich an denTag als ich deine Telefonrechnung fand. Und ihre Nummer in deinem Handy. Und an den Tag an dem du wegen ihm mein Handy gegen die Wand geworfen hast, sodass es in seine Einzelteile zerfiel.

Ich sollte mich besser von ihm fernhalten - deinem "Freund", er bringe mich auf dumme Gedanken - sagtest du damals - und verleite mich dazu Dinge zu wollen die ich gar nicht will. Als wüsstest du, was ich wirklich will. Du glaubst ja sogar noch, dass ich an Gott glaube. Und an uns. Du glaubst, dass es mich angeht was abgeht in diesem Scheißverein. Und ich schweige, weil ich Mühe habe die Wut in meinem Hals runter zu schlucken.

“Ich finde das ungerecht von dir! Du weißt wie sehr ich mich geändert habe! Habe ich das nicht? Ich gebe mir wirklich Mühe!” tönt deine Stimme in weinerlichem Singsang. “Du bringst mich wirklich um mit deinen Launen, was soll ich denn noch tun?” Mich in Ruhe lassen, schweige ich. Mich gehen lassen, schweige ich lauter.

“Nichts. Schon okay.” kommt es blechern zwischen meinen Lippen hervor. Du setzt dich auf den Stuhl in der Küche, den der schon wackelt seitdem du ihm zusammengebaut hast und drückst demonstrativ deine Hand in die Herzgegend. Nicht schon wieder die Nummer, schaffe ich gerade noch zu denken. “Ich weiß nicht was das ist” keuchst du da schon. “Es sticht schon wieder so.” Komm tu’ uns beiden den Gefallen, flüstere ich in meinem Kopf. “Kannst du mir vielleicht ein Glas Wasser geben?”



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