Liebster,

Die Arroganz der schwulen Männer ist einmalig. Doch auch ihr Lächeln weißt Risse auf – und dabei sehe ich jede verdammte Sünde in ihrem beschissenen Grinsen aufblitzen. Zivilisiertes Verhalten war nie en vogue und wird mit jedem Glas Gin Tonic stückchenweise weggesoffen. Absolute Liebe erreichst du nicht, schließlich vögelst du nebenbei noch den besten Freund deines besten Freundes. Du bekommst den schönsten Mann der Stadt – für heute, denn morgen kommt noch ein noch schönerer. Also entsorgst du den verbrauchten Körper und holst dir deine Befriedung woanders, erneut. Prestigejobs werden höher gehandelt als  Schwanzbilder, Einkommen sticht Monogamie und Pradaschühchen  triumphieren über Sesshaftigkeit. Astronomisch hohe Anforderungen, die Spitzfindigkeiten in Sekunden, Minuten, Stunden umrunden.  Mir ist schon ganz schwindelig.

Dabei hat jeder Wahnsinn eine Methode. Zwischen Image und Tatsache liegen sämtliche Abgründe der schönen Männer Welt: Inflationäres Feiern um das Bild des Unnahbaren zu wahren. Gekonnte Instandsetzung der Bauchmuskeln und perfekt trainierte Oberarme um in einem Meer aus unbedeutenden Sex und wahrer Dekadenz doch wieder nur dritter Klasse zu bleiben. Zerbissen von Vorurteilen und Ignoranz suchend nach „The One and Only“, der dem Ideal entspricht.

So echauffierst du dich künstlich und blamierst dich anschließend. Bleibst dennoch allein zurück und kommst auch nicht sicher nach Hause, sondern zerfließt in deiner Desillusionierung. Du hast dein Leben ziemlich gefeiert. Oftmals exzessiv und komatös.  Die Unbeschwertheit der Jugend wie ein Tuch mit einem Ruck wegzogen und plötzlich starrt einen deine harte Hässlichkeit ins Gesicht.

Ich könnte zerfließen bei der Vorstellung dir eine Handfeuerwaffe in deinen Mund zu stecken. Abzudrücken. Befreit von Alterung. Das Produkt Ich wieder makellos und strahlend.  Die Welt im Gleichgewicht.

Auf Unzufriedenheit. Auf Neid. Und auf die Versprechen, die du brichst.

Du bist Abschaum, mein Lieber.

Dein bester Freund