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Rikscha-Tagebuch: Böses Blut

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Das Ende ist in Sicht. Am Sonntag ist Schluss, ich muss also noch vier Tage fahren – dann habe ich endlich Urlaub.  Es wird auch wirklich Zeit. Gestern war es besonders anstrengend. Innerhalb eines Tages wurde ich mit allen natürlichen Feinden eines Rikschafahrers konfrontiert.

Da wären zunächst mal die Taxifahrer.
Auf der Wiesn gibt es sehr viele von ihnen und die meisten scheinen uns bis aufs Blut zu hassen. Sie denken, dass wir ihnen das Geschäft kaputt machen. Wir Rikschafahrer sind da natürlich anderer Meinung. Wir fahren schließlich nur kurze Strecken, wie zum Hauptbahnhof oder Marienplatz. Fahrten, die Taxis nur ungern annehmen. Oft weigern sie sich sogar, die Leute dorthin zu fahren. Ihre Abneigung machen viele Taxifahrer im Straßenverkehr deutlich. Kaum fahre ich mit meiner Rikscha vor einem Taxi, wird extra laut gehupt. Manchmal überholen sie mich auch betont aggressiv oder kurbeln die Fensterscheibe runter und schreien mir Beschimpfungen hinterher. Viele Rikschafahrer provozieren die Wut der Taxifahre allerdings auch. Sie fahren betont langsam, wenn sie merken, dass hinter ihnen ein Taxi fährt. Die Stimmung zwischen den Parteien ist vergiftet.

Unser zweiter Feind ist die Polizei.
Die ist vor allem genervt von uns. Weil wir uns nicht immer an die Abgrenzungen halten, die für uns errichtet wurden. Es bringt einfach viel mehr, auf die Leute zuzufahren und sie aus nächster Nähe zu einer Fahrt zu überreden. Dagegen haben aber die anwesenden Polizisten etwas. Seit ein paar Tagen werden die immer strenger und penibler. Stehen wir nur ein paar Sekunden lang außerhalb der Abgrenzungen, werden wir sofort aufgefordert weiterzufahren. Selbst wenn wir von Passanten angesprochen werden. Das ist nicht nur schlecht fürs Geschäft – sondern nervt auch unheimlich. Die ersten Fahrer mussten auch schon Bußgelder zahlen.

Dann gibt es natürlich noch die Besoffenen.
Über die habe ich mich in den letzten Tagen ja schon oft genug ausgeheult. Gestern haben sie sich dafür gerächt und zwar in Person von zwei blauen Australiern. Die Fahrt lief noch normal, außer dass einer von ihnen einschlief. Als wir ankamen, versuchte ich ihn wieder aufzuwecken. Irgendwann öffnete er seine Augen und sah mich verwirrt an. Dann gab er mir zu verstehen, dass er nicht aufstehen könne. Ich nahm in an seinen Armen, um ihm aus der Rikscha zu helfen. Er wehrte sich und blieb halb auf meiner Rikscha stehen. Dann fing er an, sich zu übergeben. Halb auf meine Rikscha, halb auf meine Schuhe. Er hörte gar nicht mehr auf. Als er endlich fertig war, wollte ich mein Geld. Keiner von ihnen hatte etwas dabei. Entnervt ließt ich die Beiden stehen und fuhr nach Hause. Hoffentlich lerne ich den nächsten Tagen wieder die schönen Seiten meines Berufs kennen.

Folge verpasst? Das komplette Rikscha-Tagebuch kannst du hier nachlesen.   

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