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Die jetzt.de-Kettengeschichte, Teil 23

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab - zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Doch dort sperren Gerwin und die alte Liesel Maier Anna auf einem Dachboden voller berühmter Kunstwerke ein. Annas Chef Paul taucht auf, um Anna zu retten. Er kennt die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler - die drei haben gemeinsam Kunstwerke gestohlen, die magische Kräfte haben. 
In einer Parallelrealität hat Anna inzwischen den Roman "Nachtschicht" gelesen und wurde in die Geschichte hineingesogen. Ihre Freundin Rana gerät in die Fänge der Entführer, Ranas Freundin Bernhard wird ermordet. Anna und Paul flüchten vor dem Chaos in die Tankstelle. Paul ahnt, dass etwas Schreckliches passieren wird, denn auf dem Dachboden hat er ein ägyptisches Totengott-Amulett entdeckt, mit dem Liesel und Gerwin viel Unheil anrichten können. Und tatsächlich: Auf einmal nähert sich eine Zombie-Armee der Tankstelle. Doch da bemerkt Anna, dass sie die Geschichte mit der Kraft ihrer Wünsche beeinflussen kann - und darum werden sie und Paul von einem fliegenden Einhorn gerettet...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 23 von jetzt-User lennix.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Das Einhorn trägt sie höher und höher, bis die Tankstelle nur noch ein winziger Punkt ist.  

Der Wind zerzaust Annas Haare, und treibt ihr Tränen in die Augen als sie sich wider nach vorne dreht. Sie steigen nun nicht mehr so stark und am Horizont ist bereits der rötliche Schimmer des Sonnenaufgangs zu sehen. Paul klammert sich an ihr fest und sieht über ihre Schulter nach vorne. Während sie so die Nase in den Wind streckt, fühlt sie sich fast wie eine Actionheldin, eine ziemlich müde Actionheldin wie sie gerade merkt. Der Adrenalinschub flaut ab und die Müdigkeit kommt zum Vorschein. Auf einmal kann sie kaum noch den Kopf gerade halten. „Es wäre jetzt wirklich toll wenn…“ Sie hat den Gedanken noch nicht einmal zu Ende gedacht, als „PUFF“, links und rechts am Einhorn befestigt zwei Liegen mit flauschigen Decken erscheinen.  Anna blickt kurz nach vorne, doch das Einhorn fliegt unbeirrt weiter. Paul hat sich schon seitlich in seine Liege gleiten lassen und auch Anna wendet sich nun ihrer zu. Sie lässt sich vom Pferd rutschen, was ein wenig Überwindung kostet, zieht ihre Schuhe aus, stellt sie ans Fußende und mummelt sich in ihre Decke ein. Sie denkt noch kurz darüber nach, woher die Liegen jetzt eigentlich gekommen sind, schläft jedoch zu schnell ein, um den Gedanken zu vertiefen.  

Als sie aufwacht stehen ihre und Pauls Liege auf einer saftig grünen Wiese, die sich so weit das Auge reicht erstreckt. Links von ihnen stehen einige Birken und ein alt aussehendes Bauernhaus. Irgendwo hinter ihr plätschert ein Bach vor sich hin. Sie schwingt die Beine über die Liegenkante und fährt sich durch die verstrubbelten Haare. Sie sieht auf die Uhr, doch die ist stehengeblieben, wahrscheinlich hat ihr der Einhornritt nicht gut getan. Stattdessen versucht sie, an der Sonne die Zeit abzulesen, nach der es wohl ungefähr zwei Uhr ist. Anna tastet nach ihren Schuhen, doch sie findet nur einen. Sie schüttelt die Decke aus, sieht unter der Liege nach und sucht das Gras im Umkreis von fünf Metern ab, der Schuh könnte ja bei der Landung (wenn man das mit einem Einhorn so nennen kann) von der Liege gefallen sein. Sie sieht sogar unter Pauls Liege nach, doch sie findet nichts.  

Also muss sie wohl mit einem Schuh losgehen, zuerst zum Bauernhaus, beschließt sie. Einen Moment lang zieht sie in Erwägung, Paul zu wecken und mitzunehmen, doch er sieht so friedlich aus, wie er da schläft, dass sie es bleiben lässt. Mit einem Schuh fühlt es sich komisch an, findet sie. Um sich daran zu gewöhnen rennt sie ein bisschen. Bis zu dem Bauernhaus sind es an die einhundert Meter und Anna ist schnell da. Sie geht um das Haus herum, bis zur Eingangstür. Da sie keine Klingel findet klopft sie möglichst laut an. Nichts. Sie klopft noch einmal. Immer noch nichts. Drinnen ist alles totenstill. Nach dem dritten Klopfen drückt sie die Klinke herunter und die Tür schwingt erstaunlich leicht auf. Drinnen findet sich Anna in einem erstaunlich modern eingerichtetem Flur wieder. Die Haken und Schuhständer sind alle mit kleinen Schildchen beschriftet, auf denen seltsame Dinge stehen, wie Siebenmeilenstiefel, Tarnumhänge und andere Dinge, von denen Anna noch nie etwas gehört hat. Die Schuhständer sind jedoch mit ganz normalen Stöckelschuhen und die Haken mit ganz normalen Mänteln und Jacken bestückt. „Seltsam“, denkt Anna, als sie durch die nächste Tür in eine Art Wohnzimmer tritt, „wahrscheinlich nur ein Gag“.   

Das scheinbare Wohnzimmer ist noch seltsamer, an den Wänden hängen unbekannte Geräte, einige blinken modern, andere laufen noch über Zahnräder und rattern vor sich hin. Am anderen Ende des Raumes führt eine Treppe nach oben, über der ein Schild mit einem Pfeil nach oben hängt auf dem steht: „ZUM TELEPORT“. Neugierig geht Anna durch den Raum, wobei sie darauf achten muss, nicht auf am Boden verlaufende Kabel zu treten, was aber im Angesicht der Vielzahl der Stromleitungen nicht ganz einfach ist. Sie steigt die ausgetretene Holztreppe hinauf, und entdeckt am anderen Ende eines Ganges eine blinkende Tafel auf der „TELEPORT“ steht. Sie geht darauf zu. „Ich hätte gedacht, dass du länger schläfst“, ertönt eine Frauenstimme hinter ihr. Erschrocken wirbelt Anna herum. Sie erkennt die Frau an der Treppe mit ihrem cremefarbenen Haar und ihrem faltigen Gesicht sofort. Vor ihr steht Wendy Wendepunkt. 

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 23 der Kettengeschichte erscheint am 02. Oktober.

Text: jetzt-redaktion - Illustration: Yinfinity

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