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On the Road (1. Teil)

Text: EverybodyHurts
ERSTES SZENARIO Stell dir vor du wachst in einem Auto auf. Darin sitzen irgendwelche Menschen, die den Weg zu kennen scheinen und sich darum bemühen dir zu erklären wo es hingeht und wie man am besten dorthin kommt. Man biegt mal hier ab mal dort, überquert die eine oder andere Brücke und steuert seinem Ziel entgegen. Unterwegs trefft ihr Leute die ebenfalls den selben Weg zu haben scheinen und wenn ihr Pause macht unterhaltet ihr euch mit den einen oder anderen. Über bestimmte Strecken hinweg bildet ihr vielleicht sogar Fahrgemeinschaften und löst diese auch wieder auf wenn es nicht mehr passt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt bekommst du dein eigenes Auto und dein eigenes Ziel - zunächst fährst du einfach herum und schaust dir alles an, nimmst hin und wieder jemanden mit und bewegst dich dennoch auf irgendetwas zu. Biegst mal hier ab, mal dort. Fährst über die eine oder andere Brücke und wenn du dich verfährst versuchst du zurück zu fahren oder wählst einfach eine neue Route - was manchmal total easy ist und manchmal auch nicht - im Endeffekt landest du aber doch auf dem richtigen Weg, findest Weggefährten und früher oder später wacht jemand auf deinem Rücksitz auf und du bist derjenige der jetzt dafür da ist den Weg zu erklären.
ZWEITES SZENARIO Stell dir vor du sitzt in einem Auto und wachst auf, mürrisch dreht sich jemand nach hinten um dich daraufhin zu fragen was du dort zu suchen hast. Eigentlich hatte sie keinen Beifahrer gewollt. Außerdem wäre wegen dir schon jemand ausgestiegen. Du sitzt also da - die Scheiben sind etwas beschlagen - dennoch versuchst du zu erkennen was draußen vor sich geht. Wenn ihr haltet, bleibt ihr für euch und die Gruppen die ihr an den Rastplätzen seht kommen euch fremd und beängstigend vor. Wenn du merkst, dass der Fahrer sich vertan hat oder im Begriff ist es zu tun wirst du angeschnauzt - es ist ja sowieso deine Schuld! Du willst nur noch raus, egal ob du dafür bereit bist oder nicht. Da du noch nicht alleine fahren darfst siehst du zu, dass du beim Nächstbesten als Beifahrer unterkommst. Du willst nichts anderes als die Fahrt genießen.
Bald schon bist du selbst Beifahrer und denkst dir - jeder ist besser als der vorherige. Du steigerst dich hinein, lässt dich komplett auf den Fahrer ein nur damit es nicht so weitergeht wie zuvor. Dennoch merkst du sehr bald, dass es nicht wirklich besser ist. Du merkst, dass du vom Regen in die Traufe gekommen bist. Je öfter er sich verfährt, desto schmerzhafter wird dir bewusst, dass du mit drin sitzt. Dass du seinem Wünschen und Ideen nachrennst und selbst auf der Strecke bleibst. Zufällig trefft ihr den ersten Fahrer bei einer eurer schweigsamen Rasten. Du versuchst ihm durch die Blume zu sagen, dass du Angst hast - dass die Richtung dir nicht gefällt, der Fahrstil nicht und das Ziel schon mal gar nicht. Seitdem die Scheiben nicht mehr beschlagen sind hast du nämlich gesehen, dass es auch anders geht. Du hast einen Blick dafür bekommen wie es laufen müsste. Die Gruppen an den Rastplätzen lächeln dir freundlich zu, doch jedes Mal wenn sie dich einladen dich zu ihnen zu gesellen nimmt er dich an die Hand und die Fahrt geht weiter.
Dir wird mitgeteilt, dass es deine eigene Entscheidung war auszusteigen und eine neue Mitfahrgelegenheit zu suchen - es gibt kein Zurück. Du arrangierst dich damit - vorerst. Du triffst bereits zum zweiten oder dritten Mal auf einen bestimmten Menschen bei euren Rasten. Die beiden kennen sich. Wenn dein Fahrer nicht da ist werft ihr euch verstohlene Blicke zu. Und ihr lächelt unmerklich. Einmal setzt du dich in sein Auto und lehnst vorsichtig deinen Kopf an seine Schulter. Auf einmal klopfst du Melodien auf deinem Oberschenkel während der Fahrt und streckst deine Hand durch das offene Fenster, um den Fahrtwind zu streicheln.
Bald schon löst sich alles in Luft  auf - die Traumblase platzt - und der Mensch entschuldigt sich pflichtbewusst bei deinem Fahrer, dass er etwas in dir geweckt hat - aber du hast es schließlich provoziert, da sind die beiden sich einig. Aber es ist nun mal wach. WACH. Und es brennt und frisst sich immer tiefer in dich rein. Du willst das nicht, du willst nur weg, weg, weg. Weg von Menschenaugen, die dich anschauen sobald du die Augen schließt. Was du willst zählt nicht - es gibt schließlich ein Ziel, das erreicht werden will. Du bleibst auf der Strecke. Du bleibst auf der Strecke. Du bleibst auf der Strecke. Du merkst bald, dass dieser Weg nirgendwo hinführt - für dich, dass Brücken über die ihr fahrt sich in Luft auflösen. Es gibt kein zurück..
Wie scheiße ist das Leben einer atheistisch-nymphomanisch-promiskuitiv veranlagten Nonne im Zöiibat? Wie groß ist der Schmerz des leidenschaftlichen Jongleurs, der beide Arme verlor? Wie groß ist der Schmerz des Blinden, nachdem er für einen Augenblick die Welt betrachten konnte?

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