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JokoundKlaas, ärgere Dich nicht!

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Ein Büro in Berlin. Joko und Klaas zögern kurz, bevor sie einander herzlich umarmen – als müssten sie erst schauen, ob der andere sich verändert hat. Es stimmt wohl: Die Moderatoren von „Circus HalliGalli“ und „Das Duell um die Welt“ haben privat wenig miteinander zu tun. Beruflich schon: Das Spiel wird immer wieder durch lange, feixende Dialoge zwischen den beiden gebremst. Wir brechen nach einer guten Stunde ab. Klaas hat da als Einziger wenigstens eine Figur heimgebracht. Heißt: „Ihr habt beide verloren.“ Na dann: Was war für euch beruflich bislang der schwerste Rückschlag? Klaas: Ich wollte mal ein Buch schreiben und habe etwa bei der Hälfte gemerkt, dass es scheiße ist. Das war echt hart. Weil es ein ambitioniertes, großes Projekt von mir war, für das ich mir alle Möglichkeiten erarbeitet hatte. Ich hätte das sofort veröffentlichen können, musste mir aber eingestehen: Damit möchte ich nicht zur Leipziger Buchmesse fahren.

Joko: Du hast mir doch im Auto mal was draus vorgelesen. Ich fand’s gar nicht so schlimm. Bei dir, Joko? Joko: Hm, ich würde wirklich viel dafür geben, wenn wir dieses blöde Gotye-Covervideo mit der Gitarre nie imitiert hätten. Ich dachte bis zu diesem Tag, einigermaßen singen zu können. Und dann haben mich auf einmal alle ausgelacht. Klaas: Das dachtest du wirklich?! Du bist jetzt Mitte 30, richtig?  

Joko lacht hier zum ersten Mal das kehlige Lachen, bei dem man mittlerweile mehr an die „Switch reloaded“-Kopie denken muss als an ihn. Wie geht ihr mit solchen Rückschlägen um? Klaas: Du musst das Scheitern als Fernsehmacher so wegpacken können, dass es dich wenigstens privat nicht komplett aus den Socken haut. Sonst bist du falsch in dem Job. Selbst die Ideallinie ist beim Fernsehen immer wieder von Rückschlägen gesäumt.

Das Spiel schleppt sich, tröpfelt. Beide antworten so konzentriert, dass sie dauernd das Würfeln vergessen. Habt ihr Instanzen im Team, die euch sagen, wenn etwas schlecht ist? Joko: Und wie. Bei uns hat niemand einen Karrierevorteil, wenn er Ideen nur beklatscht. Eher, wenn man mal sagt: „Das ist ’ne Kackidee!“

Das Kompetitive sitzt bei den beiden offenbar wirklich tief. Als Klaas Joko schlägt, erntet er dafür Ärger, der kaum gespielt sein dürfte. Dafür trommelt Joko vor Freude wild auf den Tisch, als wir nacheinander je eine Figur von Klaas erwischen. Man muss für die unangenehme Frage etwas ausholen. Klaas: Kein Ding. Mach ganz langsam, bring mich in die Stimmung. Eure gemeinsame Karriere ist bislang ja eher eine Evolution. Nicht einmal beim Senderwechsel gab es Brüche … Klaas: ... sondern nur dieselbe Sendung mit anderem Namen, meinst du? Genau. Und ihr sagt selbst, dass ihr das, was ihr tut – die Duelle, den Talk –, nicht mehr größer, schneller, härter machen könnt. Was soll also noch anderes kommen als ein Bruch? Klaas: Ich verstehe, was du meinst, sehe es aber anders. Dadurch, dass wir keine allzu starren Konzepte haben, dadurch, dass die Sendungen so stark an uns als Charakteren aufgehängt sind, können sie sich auch ganz organisch mit uns mitentwickeln. Die können in zehn Jahren immer noch gleich heißen und inhaltlich völlig anders sein. Joko: Ich darf Klaas auch noch eine Frage stellen, weil ich ihn geschlagen habe, oder? Unbedingt. Joko: Was sind deine Hobbys? Klaas: Ich habe nicht ein einziges. Joko: Ist wirklich so, gell? Heißt das, wenn du eine Band wie Gloria gründest, hat das sofort einen professionellen Anspruch? Klaas: Das war vielleicht ein Hobby, stimmt. Wir haben es dann aber professionalisiert, um uns den Spaß zu bewahren. Weil du doch mit nichts immer auf der Stelle treten kannst. Für mich ist ein Hobby sonst eher so etwas wie eine Dampfeisenbahn haben. Oder einen Lötkolben. Ach so: Das ist übrigens auch das, was ich bewerben kann: Man kann das „Gloria“-Album nach wie vor kaufen. Hast du Hobbys, Joko? Klaas: Joko interessiert sich für die schönen Dinge. „Luxus Winterscheidt“ wird er auch genannt. Obwohl er eigentlich ein Sparfuchs ist.  

Das „Bitte?!“, das jetzt folgt, schießt mit ehrlicher Entrüstung aus Joko hervor. Joko: Also, ich lasse mir ja vieles vorwerfen, aber nicht, dass ich kniepig bin. Egal, wo wir hingehen, ich muss dir immer Kohle leihen. Die ich nie wiederkriege. Ich hab dir sogar mal einen Flug gebucht! Da musste ich deinem Manager Monate später eine Mail schreiben, damit ich das Geld bekomme – du Luftikus! Ich nutze den Ausbruch, um eine Figur von Klaas zu schlagen. Habt ihr nicht Angst, mit diesen Nickligkeiten irgendwann zum eigenen Klischee zu werden?

Klaas: Es ist auf jeden Fall ein Thema, bei dem man im Fernsehen vorsichtig sein muss. Weil man so schnell in einen Modus gerät, in dem man nur das Bild von sich bedient. Was ist eurer Meinung nach diese Authentizität, die man so an euch lobt? Klaas: Ich glaube, dass wir am Ende des Tages doch sehr ernst meinen, was wir tun. Dass wir wissen, was wir wollen und wie. Und es dann vor allem auch so machen. Ansonsten ist das natürlich ein sehr schwieriges Wort für etwas, das im Fernsehen passiert. Da geht ein großes Tor auf, es gibt viele Lampen, irgendwo kommt Musik her, und eine Oma steht im Kassenhäuschen. Klar ist das eine künstliche Situation. Aber wenn man in die möglichst viel von seinem gestalterischen Willen einfließen lässt, wird das als authentisch wahrgenommen. Seht ihr selbst euch eigentlich als Tabubrecher? Klaas: Überhaupt nicht. Man liest es aber oft. Klaas: Ich habe manchmal das Gefühl, dass es irgendwer sein muss. Und dann sind’s eben gerade wir. Gibt es im Fernsehen überhaupt noch Tabus? Klaas: Nein. Aber man kann wie bei einem Film einen Spannungsbogen erzeugen, indem man erst selbst ein Tabu aufbaut, um es dann zu brechen. Deshalb hält man manchmal immer noch Sachen für krass, obwohl eigentlich schon alles da war. 

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