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Egü. Imperfekt brauma nicht.

Text: glitzerkugel


Es ist so. Der Zwack spricht. Worte. Sätze. Nebensätze. Seit Strizzis Geburt steigt sein Sprachvermögen exponentiell.  Spricht er nicht, singt er. Singend macht er auch seinen Lieblingswitz, gerne zwanzigmal hintereinander. „Die Hupe vom Bus macht wauwauwau.“ Manchmal auch törööööö. Mama! Törööööö! Glucksglucksglucksjuchz.
Er überträgt auch Sätze auf Strizzi, zum Glück höre ich nur manchmal mich selbst sprechen, wenn ich die Sätze doof finde. Überhaupt, Spiegel: weder Tim noch ich scheinen ordentlich zu sprechen. Wir verwenden kein Imperfekt und durch die Bank „des“ statt „das“. Und sagen offensichtlich „brauchma“, was bei Zwack zu „brauma“ wird. Brauchen wir. Mittlerweile bemühen wir uns. Und wenigstens: wir lesen. Geschichten im Imperfekt.



Zurzeit hat der Zwack eine Lieblingsgutenachtgeschichte, es geht um eine Kuh, die nicht einschlafen kann. Er kann die Geschichte mittlerweile auswendig. Wie auch das Buch über die Müllabfuhr. Sollten Sie ihm begegnen und den Satz „Das Müllauto kommt in jede Straße und nimmt den Hausmüll mit“ fallen lassen, das kann ja sein, wird er eine Doppelseite Müllabfuhr zum Besten geben. Ich sage das jetzt nur, damit Sie sich nicht über den Monolog wundern. Ob er das genau versteht oder die Melodie der Worte nachsingt, vermag ich nicht zu sagen.



 Hat der Zwack für Aktivitäten keinen Begriff, imitiert er die Bewegung. „Und dann: so!“ Wahlweise pickt er wie Tauben – „Die fressen was!“ –, macht Claras Rückenübungen nach  – „Und dann: so!“ – oder versucht schlangengleich zu schlängeln – „Oh lalala oh lalala ksss ksss ksss!“. Auch sein Begrüßungsritual ist non-verbal: er hüpft. Offensichtlich ist Hüpfen ein schwieriges Unterfangen, vom heftig betonten In-den-Knien-Wippen bis zum Abheben – zumal für Kinder, die ein bisschen mehr Schwerkraft spüren als andere. Das Hüpfen des Zwacks gleicht einer seltsamen Aerobic-Übung, aber er strahlt dabei stolz wie Bolle.



Soviel Erleichterung es schafft, dieses Sich-Ausdrücken-Können, so schade ist es auf der anderen Seite. Was habe ich dieses „Tüta“ bei jedem Martinshorn geliebt und bei „Popozei“ gekichert. Jetzt fährt die Feuerwehr vorbei. „Mit Drehleiter, Mama.“ Ich hoffe, ich habe nicht schon wieder alle verschwundenen Ausdrücke vergessen.



„Egü!“, der erste Ausdruck zwackscher Begeisterung ist einem begeisterten Monolog über Müllautos gewichen.  Aus Kindern werden Leute und ich ein großes Seufzen. Hinter mir hält sich Strizzi tapfer am Regal fest, wippt in den Knien und gluckst vergnügt. „Gagaga-llllll“.  Und mein Herz hüpft ein egü.

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