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"Ja. Aber eigentlich...."

Text: EinfachLara
Wenn ihr eine Frau seid, habt ihr diese Formulierung - allein heute - hundert pro schon mindestens 3 mal verwendet. Wenn ihr ein Mann seid, dann habt ihr sie oft genug aus unseren Mündern gehört.



"Eigentlich ist alles gut, aber irgendwie...." Freunde, ich glaub langsam das ist genetisch. Dieses irgendwie und dieses aber. Weil - irgendwas ist ja irgendwie immer. Unweigerlich. Warum zum Geier denn eigentlich?



Frauen - so behaupte ich jetzt einfach mal - sind an sich ja schon zum Teil recht zweifelnde Wesen. Wir überdenken Sachen gern. 3 mal. 7 mal. 25 mal. Man muss sich ja immer aller Konsequenzen bewusst sein und für jeden potentiellen Ausgang auch mindestens eine potentielle Lösung parat haben. Das machen wir halt so. Meistens ist das ja auch nicht so doof. Würden wir das nicht machen, wären wir wahrscheinlich schon längst ausgestorben. Ja, ABER: wenn wir so weitermachen, sterben wir wahrscheinlich auch bald aus. Weil leider machen wir das ja nicht nur was die praktischen Dinge des Lebens angeht. Nein nein. Auf. Keinen. Fall. Wir sind ja besonders gut darin unsere Superkräfte des Bezweifelns, Über- und Totdenkens vor allem auf eins zu bündeln: Liebe und Gefühle (naaaaatürlich!). Objektiv betrachtet wieder gar nicht so blöde, weil hier ja nämlich auch die größten Risiken warten. Die größten Fehler, die größten Enttäuschungen, die irreversibelsten Narben. In der Realität allerdings - ja gut, Mädels. Eigentlich machen wir uns hier ja ganz schön was vor, ne?



Ich habe eine Freundin. Ihres Zeichens Glückskind, Sonnenschein und Sympathieträger. Finden alle. Außer sie. Egal wie perfekt ihr Glück auch sein mag, ihr könnt euren Hintern drauf verwetten, dass es ein "Ja, aber" gibt, das - zumindest ihrer Meinung nach - riesiger ist als der Mount Everest. Und wenn es nun wirklich nichts zu finden gibt, er nett zu ihr ist, aber nicht zu nett. Sich meldet, aber nicht zu oft. Ihr Schmetterlinge in den Bauch und sonst wohin pustet, dann wird die Geheimwaffe ausgepackt. Die Basuka unter den "ja, Abers": "ja, aber es ist einfach ZU perfekt." Bäng und tot. Was zur Hölle willste da noch argumentieren?



Im Grunde ist es aber doch eigentlich so: Wenns um Gefühle geht, dann ist ja sowieso kein Schutzpanzer dick genug. Kein Airbag dieser Welt kann uns vor Gefühlsverkrüpplung bewahren, auch wenn wir uns ausstatten wie ne Sondereinheit im Irak. Weil, wenn dich die Gefühlsepidemie erwischt, dann erwischt sie dich. Der ist das ja total latte, dass du dir theatralisch heulend und irgendwas verbrennend, geschworen hast, dass du das nie wieder machst. Dieses blöde verliebt sein! Und überhaupt: am Besten lässt man es gar nicht so weit kommen. Weg mit diesen Menschen! Her mit Steinen. Steine sind okay. Schnurz egal wie sehr du versuchst deine Erwartungen niedrig zu halten, Plan A bis doppel Z baust, um diesmal heil raus zu kommen - es klappt ja doch nicht. Ich kann ja langsam selbst gar nicht mehr zählen wie oft ich die Optionen "Kloster", "lesbisch" und "Katzenfrau von den Simpsons" schon - und das durchaus ernsthaft - erwogen habe. Dass ich aber immernoch ohne Katzen in einem Haus lebe, das vermutlich mehr Alkohol beherbergt als alle Bars meines Viertels zusammen, ausschlafen als Tugend an- und diverse Männer hat kommen und gehen sehen, brauch ich wahrscheinlich nicht erwähnen. So ist das eben mit diesen fundamentalen und völlig affektgesteuerten Lebensplanideen - irgendwann kommt man wieder runter und rafft wie beknackt das eigentlich ist. Macht man sowieso nie. (Gott sei Dank, wie ich zumindest im Falle des Klosters und der Katzenfrau anfügen möchte.)



Und weil wir das ja eigentlich wissen - was genau soll dann unser ewiges "ja, aber eigentlich..." eigentlich? Na klar ist es sinnvoll Dinge zu überdenken. Aber Kinnings - lasst uns die Übertreiberei in diesem Metier mal sein. Weil eigentlich - und in diesem Falle auch mal total UNeigentlich - erfüllt das ja gar keinen Zweck. Das steht uns nur im Weg. Alles was wir erreichen, ist das Verschenken schöner Momente, Tagen, Stunden. Wo wir hätten genießen können, haben wir gezweifelt und gegrübelt. Und schlimmstenfalls: vergrault.

Das bemitleidenswerte Objekt findet das auf die Dauer vermutlich auch eher so prickelnd wie n 23 Tage offenen Sekt ständig bezweifelt zu werden. Man will ja schließlich Menschen um sich haben, die dir das Gefühl geben, dass du nicht nur okay so bist wie du bist, sondern schlichtweg superkallifragilistischexpialligetisch. Finde den Fehler!



Ich weiß. Es ist wie so oft: leichter gesagt als getan. Aber (meine Fresse, das ist schon ein nützliches Wort, nicht wahr?): kommt! Probieren wir was neues diesen Sommer! Sind wir mal total crazy! Machen das einfach mal. Vielleicht klappt's und wer weiß? Ich seh da amHorizont doch schon wieder jede Menge Zauber Momente, die nur drauf warten, dass wir sie genießen. Ohne wenn und aber. Sodass wir uns hinlegen, in den Himmel schauen und sagen können:


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