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Kaffee statt heiße Milch

Text: tangomitlaecheln
Was ist, wenn Kunst und Musik alles ist, was wir brauchen? Und alles andere erfinden wir nur, um uns vor der Notwendigkeit zu schützen, dass das Leben ein Herausgehen ist, in die Welt, und keine Regel, keine Moral, keine Abwägung, keine Angst kann dies ersetzen. Keine Schablone ist der Erfahrung hinreichendes Substitut.

 



Da sind Wege, die sich auftun und gabeln, durch Fragen. Ich rolle irgendwohin, in gemischten Gefühlen. Liebe vergeht nicht. Liebe vergisst sich, höchstens, und auch das nur ein bisschen. Weder zu Städten, zu Menschen, noch zur See.



Was ist, wenn ich dich niemals mehr wiedersehe? Was ist, wenn der Raum von nun an leer bleibt, in dem wir saßen? Was ist, wenn keiner von uns erscheint, oder zu unterschiedlichen Zeiten? Was ist, wenn du mich niemals liest? Wenn ich dich nicht singen höre? Fragen, die sich wie Nadeln piercen ins Herz... Sprich. Sprich! Und sei es nur heraus, aus den Schatten.



Weißt du, ich bin nicht mutig.



Weißt du, ich bin nicht jung. Und nicht alt. Weißt du, ich denke in Schrägen, und spreche über dich unter vorgehaltener Hand. Weißt du, ich konnte nicht atmen. Bei dem Gespräch, als ich dich erkannte.



Ich liebe es, wenn die Fernbusfahrer sich sich grüßen. Sie sind Verschworene einer gemeinsamen Sache, eines gemeinsamen Abenteuers, eines gemeinsamen Leids. Sie sind die Verantwortlichen, die Führer der Karawane. Sie heben die Hand, um zu sagen, sieh, wir sind von einem Schlag. An einer gemeinsamen Kreuzung.



Ich mag es, wenn die Fernbusfahrer winken. Griesgrämigen Passanten und überraschten Kindern, wenn sie ein Lächeln abknöpfen, an Orten, die dem Ernst des gelangweilten Wartens hörig sind.



Die Einsamkeit ist abends auf der Fahrt greifbar. Sie besteht aus Glas und Fettbenetzung, lehnende Köpfe, Stirne, hier und da eine Hand, auf dem Weg irgendwohin, auf dem Weg nirgendwohin. Ich bin mitten drin. Und flirte mit jeder Einsamkeit, die ich kriegen kann. Ihr Look ist mir ... egal. Es geht mir... um ihre inneren Werte.



Abends in Bussen wird an Decken gespart. Es gibt Kaffee statt heiße Milch, und keine haltenden Arme. Wir alle sind gemeinschaftlich anonym – ich mag deine Schuhe, Kind, weil sie gegen mich treten.



Jede metaphysische Botschaft ist dann ausgeleiert, mir kommt sie auch sonst nicht in den Sinn. Sternenhimmel, ja, aber keine Rufe, nach irgendwas aus. Augen zu gilt es, und sich in die Regenjacke gewickelt, schmerztragend, eingeigelt, in den Sitz gepresst warten. Solange, bis man zuhause eintrifft. Oder eins findet. 






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