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Angestrichen:  
"For pathological procrastinators, recognizing that we need deadlines to bind ourselves to our responsibilities is the first step. The second step is recognizing that our own deadlines are less effective than other people's deadlines."

Wo steht das?  
In der Online-Ausgabe der amerikanischen Zeitschrift „The Atlantic“.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Worum geht es?  
Um eine typische Studentenkrankheit: die Aufschieberitis. Jeder kennt den Vorsatz, beim nächsten Mal endlich rechtzeitig mit der Hausarbeit anzufangen. Und dann hat man doch wieder nur eine halbe Woche bis zur Abgabe. Nur die dringendsten Versagensängste treiben einen an, sich endlich hinzusetzen und mit dem Schreiben zu beginnen.

Ständiges Aufschieben wird in der Psychologie als "Prokrastination" bezeichnet. Wir reden uns ein, gerade nicht in der richtigen Stimmung für die Erledigung einer Aufgabe zu sein. Weil: Wir müssen uns natürlich erstmal etwas Gutes tun. Zum Beispiel ein Nickerchen. Leider haben solche Vorsätze meist das Gegenteil zur Folge: Wenn man wieder aufwacht, ist man vielleicht ausgeruhter. In die Gänge kommt man trotzdem nicht.   

Einzig die immer näher rückende Abgabefrist lässt uns aus unserer Lethargie erwachen. Allerdings auch nur, wenn uns diese Abgabefrist von jemand anderem gesetzt wurde. Wir können noch so lang mit bunten Filzern und hübschen Stickern die ordentlichsten Arbeitsbeginn-Termine in unseren Kalender eintragen - es wirkt nicht. Unsere eigenen Deadlines flößen uns nicht genügend Respekt ein. Erst kurz bevor es so richtig brenzlig wird, erst, wenn wir fürchten, durch das Nicht-Anfangen tatsächlich einen Job zu verlieren oder durch ein Seminar zu rasseln, setzen wir uns auf unseren Hintern und fangen an.

In dem Artikel des „Atlantic“ ist nun ein Tipp zu finden, dem Vorgang des Prokrastinierens die Unannehmlichkeiten zu nehmen. Und dieser Tipp ist im Grunde furchtbar einfach. Er lautet: Setz dir deine Deadlines nicht extra früh, sondern extra spät. So dass du sie wirklich nicht mehr nach hinten verschieben kannst. Denn nur das Wissen, überhaupt keinen Spielraum mehr zu haben, verschafft dir genug Druck, eine Aufgabe dann auch wirklich zu erledigen.

Was lernen wir daraus?  
Es bringt eingefleischten Aufschiebern nichts, den Vernünftigen zu mimen und sich jedes Mal aufs Neue möglichst frühe Deadlines für den Arbeitsbeginn zu setzten. Man hält sie ja eh nicht ein und lässt sich die Möglichkeit offen, alles wieder auf später zu verschieben. Vielleicht ist es also wirklich effektiver, sich von vornherein einen realistischen Zeitpunkt für den Arbeitsbeginn zu überlegen. Und realistisch heißt: knapp bemessen. Natürlich bedeutet das nicht, dass damit all unsere Probleme gelöst sind. Es besteht ja weiterhin die Möglichkeit, auch innerhalb eines kurzen Zeitraums nicht richtig in die Gänge zu kommen.

Aber Menschen, die aufhören, sich künstlichen Druck zu machen, der dann doch zu nichts führt, haben  schon mal eine Sache kapiert: dass sie sich mit ihren guten Vorsätzen andauernd selbst belügen. Und diese Erkenntnis könnte der erste Schritt zur Besserung sein.

Text: alexander-gutsfeld - Foto: simontho /photocase.com

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