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Allein um deinen Namen auszusprechen brauche ich eine Sekunde zu lang.

Text: petitcoeur

Du schaust mich an. Ich fühle mich ertappt. Das gestellt Lächeln funktioniert einwandfrei - haben wir ja oft geübt - das mit der plötzlichen Blässe und dem Ausdruck in den Augen lässt jedoch zu wünschen übrig.



Ich fühle mich taub. Was ist da passiert? Nach Jahren habe ich immer noch nicht gelernt loszulassen. Dabei spielst du keine Rolle in meinem Stück, nicht mal hinter der Bühne. Alle Hauptrollen sind mit den liebsten Menschen gefüllt, die mein Leben so schön machen. Doch allein um deinen Namen auszusprechen, brauche ich eine Sekunde zu lang.



Die Stadt, in der wir Nächte gemeinsam zum Leuchten gebracht haben, erinnert mich immer noch an dich. Es gibt Spuren, die von schönen Momenten erzählen, daneben gibt es Plätze und Wege, die ich nicht betrete. Verdammt. Ich habe zahlreiche Texte über die Zeit verfasst, über niemanden habe ich bislang so viel geschrieben. Es ist hart die vergangenen Texte zu lesen – die glücklichen und die holprigen.



Meine neue Zufluchtsstadt hat ihren Namen nicht mehr verdient. Sie hat dir Eingang gewährt. Dir und deiner kleinen Familie. Ich habe einen tauben Teil in mir, der sich dann bemerkbar mach, wenn dein Name fällt. Ich weiß, dass er immer kleiner wird – ich dachte er wäre schon weg. Die Hoffnung, dass wir irgendwann mal eine freundschaftliche Basis finden, ist noch nicht der Ernüchterung gewichen.



 



Wie kann es sein, dass mein Stück so außer Kontrolle gerät wegen jemandem, der nicht zur Besetzung gehört?



Ich lächele und sage, wie es mich für ihn freut. Ich schau weg. Schau dich wieder an und fühle mich ertappt. „Wirklich schön!“, sage ich erneut, und versuche damit die Stille zu füllen, in die sich sonst meine Gefühle schleichen.



 

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