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Bleiben lernen

Text: Schwatzwaldkirsche
Bleiben lernen. Ich vermute, das ist meine Aufgabe im Leben. Für mich war das immer das schwerste und es ist es noch. Zu akzeptieren, dass ich eine Bedeutung habe. Dass es nicht unbemerkt bleibt, wenn ich mich verabschiede oder heimlich verschwinde, dass ich nicht gehen kann, ohne etwas mitzunehmen, was dann fehlt. Dass es, so unwichtig ich mich fühle, eine Lücke hinterlässt, wenn ich nicht mehr da bin. Dass ich deshalb Verantwortung dafür übernehmen muss, wann und wie ich bleibe und wann und wie ich gehe. Und die Gründe dafür.

Zugeben, dass mir etwas etwas bedeutet. Dass es mir nicht egal ist, wer mich wann verlässt, wie verantwortungslos auch immer, weil ich die Starke bin, die das schon aushält, mehr als andere. Dass es mir wichtig ist, einen Job und Kollegen zu haben, mal länger als ein paar Monate. Und dafür etwas riskieren.

Mir selbst zumuten, dass das Leben, wenn ich an einem Ort bleibe, auch streckenweise langweilig ist, alltäglich, bekannt und zäh. Der Versuchung widerstehen, die erstbeste Ausfahrt zu nehmen, an einen See zu fahren und mich hemmungslos neu zu verlieben. Weil ich weiß, wie es weiter geht.

Es geht eine Zeit lang gut. Diese rauschartigen Zustände vermisse ich wirklich. Nur Herz und Körper sein und fast gar nicht mehr Kopf, dafür sind wir jung. Das ist das Glück und das ist die Freiheit.

Ich werde das immer wissen. Nur jetzt bin ich dabei, bleiben zu lernen. Bleiben geht anders. Es ist noch ganz neu für mich. Es fordert viel von mir. Aber es fühlt sich gesund an.

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