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Bademäntler oder Angezogener?

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Seit Kurzem habe ich einen neuen Bademantel. Er ist für Bademantelmaßstäbe ziemlich schön und er hat eine tolle Kapuze, die ich gerne aufsetze. Seit ich ihn habe, möchte ich am liebsten nichts anderes mehr tragen. Manchmal freue ich mich morgens, wenn ich aus dem Haus gehe, schon darauf, abends den Bademantel wieder anziehen zu können. Mit dem Schlafanzug drunter, klar. Den trag ich nämlich auch so gern. Ich weiß, dass das nicht unbedingt schön aussieht. Wenn man einen schwarz-weißen Bademantel mit gewebten Querstreifen anhat und dazu eine Hose mit türkis-weißen Längsstreifen und Filzpantoffeln trägt, dann ist das vermutlich das Gegenteil von sexy. Aber es fühlt sich einfach unglaublich gut an! So geborgen und zuhausig und weich, wie in Watte sein, wie dauernd gestreichelt werden.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Ich bin mit meiner Vorliebe für spezielle, bequeme Zuhause-Klamotten nicht alleine. Ich habe mal ein Mädchen kennengelernt, das Kostümbildnerin war und sich einen ziemlich schicken, aber eben auch ziemlich weichen Hausanzug geschneidert hat. Meine Mitbewohnerin arbeitet von Zuhause aus und trägt dabei nicht selten bis vier Uhr Nachmittags ihren Schlafanzug. Und ich habe auch einige Freunde und Freundinnen, die auf ihre Schlafanzüge und Jogginghosen und Schlabberpullis schwören.  

Aber es gibt eben auch die Menschen, die in dieser Hinsicht das genaue Gegenteil vertreten. Mein Freund ist einer dieser Menschen. Wenn er morgens aufsteht, dann zieht er sich ein Hemd und eine Hose an. Selbst, wenn er erstmal frühstückt und sich erst danach duscht. Wenn er vor acht Uhr abends heimkommt und mich im Schlafanzug antrifft, dann schüttelt er darüber den Kopf. Kann er nicht verstehen. Dass man so rumlaufen kann, obwohl man noch längst nicht schlafen geht. Ich glaube, er brauch ordentliche Klamotten, um sich unter den Lebenden und Arbeitenden zu fühlen. Um in Schwung zu kommen und zu bleiben. Niemals würde er sich im Bademantel an den Schreibtisch setzen.  

Langer Rede kurze These: Ich denke, es gibt zwei Sorten von Menschen: Die Bademäntler und die Angezogenen. Zu welcher Sorte gehörst du? Wirfst du erst die Wohnungstür hinter dir zu und dann die Tagesklamotten in den Schrank, um sie gegen deine Lieblingsjogginghose einzutauschen? Oder bist du auch daheim immer tadellos gekleidet, weil du dich sonst schon so sehr nach Bett fühlst, dass du beim Abendessen einschläfst? Sag mal schnell: Bist du Bademäntler oder Angezogener?

Text: valerie-dewitt - Foto: MI-Flo / photocase.de

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