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"Ich habe mit Katy Perry nichts gemeinsam außer Brüste"

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jetzt.de: Du hast fünf Jahre Pause hinter dir - hast du das Pop-Business vermisst?
Lily Allen: Ja, hab ich tatsächlich! Für mich ist und bleibt es das beste Geschäft der Welt.  

Was hat dir am meisten gefehlt?
Die Auftritte. In diesen Momenten kann ich meine Arbeit am meisten genießen und bekomme wahnsinnig viel von den Leuten zurück.  

Gut, nach deiner Babypause endlich wieder im Mittelpunkt zu stehen?
Was die Aufmerksamkeit angeht, die mit der Arbeit als Musikerin einhergeht – da bin ich mir nicht sicher, ob ich die vermisst habe. Da ändert sich meine Laune ständig.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Lily Allen ärgert sich über sich selbst, weil sie andere Popstars auf Instagram stalkt.

Der britische Boulevard hackt gerne auf dir rum. Auf dem neuen Album singst du, deine Kinder sollen nicht sehen, wenn du „in den Ring steigst“. Was meinst du damit?
Die Menschen in der Medienwelt können schlimm sein. Ich möchte nicht, dass meine Kinder mitbekommen, wenn irgendwer böse zu Mummy ist.  

Warum sind die Klatschreporter das denn?
Weil sie andernfalls womöglich ihre Jobs verlieren würden. Negative Schlagzeilen verkaufen sich besser als positive.  

Weshalb?
Weil Menschen negative Schlagzeilen mögen. Wenn sie online Nachrichten lesen, klicken sie zuerst auf die schlechten, dann auf die guten. Eine grausame Eigenschaft unserer Gesellschaft. Ich finde es widerlich, wenn Leute sich daran hochziehen, dass andere schlecht gemacht werden.  

Häufig sind diese Medienopfer Frauen.
Vielleicht, weil Frauen sensibler sind als Männer. Denen kann man mit einer bösen Geschichte oder einem fiesen Foto leichter schaden. Frauen schämen sich schneller.  

Manche behaupten, negative Schlagzeilen würden sie stärker machen. Wie ist das bei dir?
Mir ging es in meiner Karriere ehrlich gesagt nie darum, stark zu sein und ständig zu gewinnen. Ich zeige gerne, was ich kann. Aber mein Ziel ist es nicht, überall auf Magazin-Covern und auf der Nummer eins in den Charts zu landen. Wenn das mein Ziel wäre, würde ich meine Songs nicht selbst schreiben, sondern jemanden dafür engagieren, um öfter im Radio gespielt zu werden.  

Wenn nicht der Erfolg - was ist dann dein Ziel?
Über Dinge zu singen, die die Leute beschäftigen. Dinge, die zu Diskussionen führen können. Dazu gehört die Ungerechtigkeit in der Welt genauso wie Partys und Sex. Ich mag es, Dinge auszusprechen, die andere nicht aussprechen.  

Lily Allen – Sheezus
Um das neue Album zu hören, musst du auf Spotify angemeldet sein.


Hat sich die Musikindustrie in deiner Abwesenheit verändert?
Extrem! Wir verkaufen nicht mehr so viele Alben wie früher, wir Künstler müssen mehr Werbung dafür machen. Und wir Frauen müssen heute viel mehr Zeit für Haare und Make-Up einplanen. (lacht)  

Dein neues Album handelt unter anderem vom Wettstreit zwischen Popstars. Du schimpfst dagegen. Kann man diesen Wettbewerb irgendwie umgehen?
Ich stehe jedenfalls nicht morgens auf und denke: Alles klar, heute überhole ich diese und jene in den Charts! Ich konzentriere mich nur auf mich. Deswegen nervt es mich auch, wenn ich ständig in einen Topf mit Künstlerinnen geworfen werde, mit denen ich nichts gemeinsam habe außer Brüsten.  

Zum Beispiel Katy Perry und Rita Ora. Über ein paar von denen machst du dich auf dem Album lustig. Bist du neidisch?
Überhaupt nicht. Klar, wenn ich deren Instagram-Fotos von Stadionkonzerten in Peru sehe, denkt schon ein kleiner Teil von mir: Das will ich auch! Aber Neid? Nein. Der Erfolg anderer spornt mich eher an, weiter hart an mir zu arbeiten. Ich will mich immer verbessern – als Künstlerin wie als Mutter meiner Kinder.  

Du singst, dass du dir private Instagram-Fotos anderer Popstars gar nicht anschauen willst. Warum nicht?
Ach, ich gucke mir diese Bilder ja schon manchmal an, irgendwie interessiert mich das alles ja doch. Und genau das stört mich: Dass ich mir das tatsächlich angucken will! Ich ärgere mich also vor allem über mich selbst. Ich wünschte, mein Leben hätte mehr Substanz, so dass ich mich nicht mehr für solche Fotos interessieren müsste.  

Für viele Musiker ist es heute normal, ständig Bilder zu posten und auch die der Konkurrenz anzusehen.
Es ist auch „normal“, mit seinem Auto jährlich so und so viel Benzin zu verbrauchen. Das heißt aber noch lange nicht, dass das gut für irgendjemanden ist. Es hat einen negativen Effekt auf die Umwelt! Ich möchte da ungern mitmachen. Und auch nicht, dass meine zwei kleinen Mädchen in einer Welt aufwachsen, die besessen vom Privatleben Prominenter ist. Ich wünsche mir, dass sie andere Dinge zu schätzen lernen.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Sheezus“ von Lily Allen erscheint am 2. Mai.

Text: erik-brandt-hoege - Foto: Warner

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