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Alkoholstaub

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Gewonnen hat, wer am meisten Wasser ext. Vor ein paar Jahren wanderte ich mit einer Jugendgruppe durchs norwegische Outback. Alles, was wir brauchten, trugen wir auf dem Rücken. Also hatte niemand Alkohol. Trotzdem wollten wir nicht auf Trinkspiele verzichten – und schütteten Alu-Becher um Alu-Becher Seewasser in uns hinein. Übler hätte uns nicht mal auf Malle werden können. 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Damals schien uns das zwar dumm doch kreativ, heute wäre es altmodisch: Die Jugend der Zukunft wird beschwipst kichern, während ihr peu à peu schlecht wird. Sie wird sich in norwegischen Wäldern wie am spanischen Swimming-Pool fühlen. Denn: Es ist ein Mittelchen geschaffen worden, das Wasser zu Schnaps macht.

 „Palcohol“, für „Powderised Alcohol“, wurde in den USA erlaubt und ist derzeit auf dem Weg zum Patentschutz. Ab Herbst soll es verkauft werden. Über den Onlineshop kann es die ganze Welt erreichen.   Wenn man das Pulver mit Wasser vermischt, entstehen Rum, Wodka oder Cocktails wie Cosmopolitan und Mojito. Der Erfinder, Mark Philipps, hat es entwickelt, weil er sich bei seinen Outdoor-Touren von Zeit zu Zeit nach einem „refreshing adult beverage“ sehnte. Zugleich wollte er keine schweren Glasflaschen mitschleppen. Auch bei Flugzeugreisen, wenn die Mitnahme von Flüssigkeit verboten ist, kann eine Prise Pulver erheitern. Besonders praktisch dürfte Palcohol auf Festivals sein. Weil dort rund um die Bühne meist Flaschenverbot herrscht und man eigenen Alkohol nicht mitnehmen darf, muss man sich teure Getränke kaufen. Noch ist zwar unklar, wie viel Palcohol kosten wird, doch wahrscheinlich wird es billiger sein als die Cocktails vor Ort. Schnupfen, um quasi ganz auf Flüssigkeit und Dixie-Klos zu verzichten, kann man das Zeug aber nicht. Das haben die Macher aus Sicherheitsgründen erschwert. Wozu sie indes beherzt raten, ist Palcohol als Gewürz: „It gives food a kick!“  

Freust du dich über die neue Beschwipstheit – jederzeit? Oder fürchtest du den vollständigen Untergang unserer Kultur – verlieren wir ohne Kosten für Getränkepfand und Branntweinsteuer jegliches Maß? Und bedeutet Palcohol das Ende unserer Alkohol-Diversität: Bestellen im Biergarten bald alle sogar nur noch Wasser? Welche Hoffnungen steckst du in Palcohol?

Text: anne-kratzer - Foto: SilosB/photocase.de

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