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Von einer Annäherung an das Leben

Text: Tara_Silbergruen

Osnabrück ich hab dich gern! Dafür, dass ich nur acht Monate bleiben wollte, halten wir es jetzt schon vier Jahre miteinander aus!
Und ich muss sagen, ich hab dich und die Leute hier liebgewonnen. Man kann sagen, du bist mir in gewisser Weise ans Herz gewachsen.
Du hast mich einiges gelehrt, wir haben es nicht immer leicht gehabt. Der Start war holprig. Wir mussten sogar mehrmals miteinander neu beginnen.
Du schenktest mir schöne und nicht so schöne Erfahrungen und immer wieder zufällige, wunderbare und manchmal verrückte Begegnungen und neue, wichtige Freundschaften.
Du zeigtest mir, dass ich hinfallen muss, um wieder aufstehen zu können und dass ich aufstehen muss. Und das auch nicht nur einmal.
Manchmal hatte ich dabei das Gefühl, es geht nicht mehr tiefer. Aber es hatte dennoch seinen Sinn.
Denn nur wer das Dunkel kennt, weiß das Licht zu schätzen.
Oder war das am Ende gar kein Zufall und es musste so kommen?
Du zwangst mich weit über meine Grenzen hinaus zu gehen, weiter als jemals zuvor.
Du machtest mich damit stärker, stärker und zugleich schöner als jemals zuvor, auch wenn das schmerzhaft sein kann.
Hier zählte zum ersten Mal Ich, meine Person. Denn ich war allein, allein auf mich gestellt.
Alleinsein ist keineswegs schlimm und bedeutet nicht zugleich einsam.  
Ich lernte, ich zu sein und ich sein zu dürfen: Ich lernte mich kennen und akzeptieren und zu akzeptieren, dass es gut ist, so zu sein, wie ich bin. Mit allen Ecken und Kanten. Und dass da vielleicht noch viel mehr in mir ist, was ich noch erforschen muss, weil es sich (noch) nicht traut.
Ich hatte ungewollt die Zeit dazu, aber vielleicht war es dafür einfach an der Zeit und längst überfällig?
Dass du mich tanzen lehrst, dass ich wirklich und mit ganzem Herzen tanze. Dass ich beginne das Tanzen zu  entdecken, zu lieben, dass ich zulasse, dass mein Innerstes anfängt zu tanzen, und nicht nur meine Hülle. Dass das ich bin, und dass du ungeahnte Saiten zum Schwingen bringst, das hätte ich nicht erwartet  oder gar zu hoffen gewagt.
Dass du mir mal Zuhause wirst und ich mich hier wohl fühle, hätte ich nicht geglaubt.
Du brachtest mich dazu, mich mit Dingen zu beschäftigen, die mir fern waren.
Du brachtest mich dazu, mir etwas zu zutrauen, mir zu erlauben, mir etwas zuzutrauen, was ich mir selbst nie zugetraut hätte.
Du brachtest  mich dazu, meine Stärken zu entdecken und sie in Worte zu fassen.
Du brachtest mich dazu manch Schrecken der Erinnerung abzulegen, die Vergangenheit abzuhaken und mit alten Geschichten abzuschließen.
Du gabst mir Mut und Kraft, der zähe Wille war bereits da.
Du brachtest mir neuen Schwung und quasi neues Leben.
Wobei neu nicht immer gleichbedeutend sein muss mit besser. Aber hier fühle ich das Leben intensiv in allen Facetten. Hier bin ich lebendig.
Nur das mit dem Lieben, bis auf die Liebe zum Tanz, das hast du noch nicht geschafft. Aber alles geht nun auch nicht und muss auch nicht oder es braucht eben seine Zeit. Da haben wir in der Zukunft noch eine Übung vor uns.
Für alles andere, für die Grundschule des Lebens bin ich dir sehr dankbar. Es waren lehrreiche, harte und zugleich schöne Jahre und bis jetzt zählen sie trotz allem zu den besten in meinem knapp 30jährigen Leben!

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