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Prokrastination für echte Pros

Text: KopfInWolken
Zeit verplempern will gelernt sein.


Kennt ihr das, wenn der Stapel an Arbeit auf dem Schreibtisch mindestens so hoch zu sein scheint wie der K2. Wenn die To-Do-Liste einem nicht enden wollenden Marathon gleicht? Ein allzu lähmendes Gefühl ist das. Es nimmt einem jeglichen Arbeitswillen. Die Motivation, etwas anzufangen oder gar zu Ende zu bringen? Sie ist futsch, im Keim erstickt. Und wo findet man sie wieder? Dazu gibt es diverse Theorien. Es lohnt sich, sie mal auszuprobieren…wirklich, ihr werdet schon sehen!



Könnte die Motivation nicht vielleicht in einer Dose Red Bull stecken? Der Energieschub durch eine Überdosis Koffein und Taurin könnte ja dazu führen, dass man sich plötzlich wacher und fitter denn je fühlt, und den ganzen Arbeitsberg an einem Tag in einem Zug ohne Pause abarbeitet…FALSCH! Die Dose Red Bull ist eine Idee, ein Hirngespinst, das dazu verhelfen soll, das Haus und den Schreibtisch und alles, was darauf liegt, schnell zu verlassen und einzukaufen, denn wenn man sie braucht, ist sie natürlich nicht im Kühlschrank. Und wo man sich den schon anschaut: er könnte ein Mehr an Füllung vertragen. Und bei einem klitzekleinen Einkauf kommen einem ja vielleicht auch ganz neue Ideen. Ganz bestimmt. Zum Beispiel Ideen, die einem verraten, wie man noch besser Zeit totschlagen kann. Sie füllen das Hirn so schnell wie Lebensmittel und Krimskrams die Einkaufstasche.



Beim großen Frühjahrsputz kommt er sicher zurück, der unbändige Arbeitswille! Jeder weiß doch, dass man zum Lernen und Arbeiten auch die richtige Umgebung braucht. Chaos und Dreck in der Bude verursachen Unordnung in jedem noch so strukturierten Geist. So kann man nicht arbeiten! Dem muss man Abhilfe verschaffen, durch Aufräumen, Staub saugen und Staub wischen, putzen, Wäsche waschen und vielleicht sogar Bügeln, Bücher, CDs und DVDs alphabetisch ordnen, etc. Da muss man kreativ sein! Das kann alles sooo hilfreich sein, und das Beste ist: man kann Tage damit verbringen.  Tage, an denen man für nichts anderes mehr Zeit hat. Morgen aber dann…



Wenn nichts anderes etwas bringt, könnte Alkohol der Kreativität auf die Sprünge helfen. Er könnte die Schreibblockade lockern, die Ideen nur so sprudeln lassen. Wenn man schon dabei ist, kann man aber auch gleich zum Feiern gehen. Nur ganz kurz, ein kleines bisschen, alles mit Maß und Ziel. Bis 6 Uhr morgens scheint mir ideal. Ein paar Stunden später ist man wach, der Schädel dröhnt mehr oder weniger, ein flaues Gefühl im Magen gesellt sich dazu. Ein wundervoller Tag zum Nichts tun: irgendwann etwas essen und fernsehen ist ja genug Programm für solche Tage. Sonstiges morgen dann wieder, ist ja noch genug Zeit!



Strahlend schönes Frühlingswetter und/oder Neuschnee auf den Bergen präsentiert sich bester Retter des Aufschiebewilligen. Es kann so beflügelnd wirken, nur beflügelt es nicht zum Schreibtischsitzen, sondern eher zum Verlassen des Selbigen. Am besten ganztägig, denn wenn der Berg oder die nächste Wiese oder das Eiscafé ruft, dann darf man in keinem Fall weghören. Das wäre Verrat. Und überhaupt: Frühlingswetter und verschneite Berge muss man nützen, ist ja kein Dauerzustand, oder?



An schlechten Tagen braucht der Mensch für einen guten Start in einen arbeitssamen Tag ein prächtiges, ausgedehntes Frühstück. Das kann schon mal zwei Stunden dauern, denn ein wenig Musik oder sonstige Unterhaltung in Form von langen Gesprächen, Lieblingsserien oder auch das Lesen von Onlinezeitungen gehören dazu. Nach dem Essen kann man dann auch nicht sofort mit der Arbeit loslegen. Ein voller Bauch studiert ja bekanntlich nicht gern. Da liest man vorher lieber noch 10-20 interessante Artikel – ist ja auch Bildung – oder ein Buch oder zieht sich noch ein bis drei Folgen einer beliebigen Serie rein. Wer gut ist beschäftigt sich damit so lange, bis er wieder Hunger verspürt. Hurra! Und danach ein schöner Spaziergang und noch auf einen Kaffee/ ein Bier gehen.



Huch, der Tag ist schon wieder einfach so an einem vorbeigezogen? 100 Punkte auf der Prokrastinations-Skala! Man sollte sich einen Orden für jeden vergeudeten Tag basteln! Aber morgen wird dann richtig losgelegt. Vollgas, voll motiviert! Morgen auf jeden Fall…



Wenn kein schönes Wetter ist…



Wenn der Berg nicht ruft…



Wenn keiner anruft, der was unternehmen will…



Wenn die Fenster geputzt sind…



Wenn man endlich das Projekt Jeanskauf erledigt hat…



Wenn keiner unbedingt Trost und Ablenkung braucht…



Wenn das spannende Buch zu Ende ist…



Wenn nichts Gutes im Fernsehen läuft und man alle guten Serien schon gesehen hat und…



Wenn nicht gerade wieder Wochenende ist.



Ja, morgen wird’s endlich mal was, das habe ich im Gefühl! Morgen schreibe ich meine Seminararbeit ganz sicher fertig. Morgen verfasse und verschicke ich 20 Bewerbungen, mindestens. Morgen mache ich dazu bestimmt auch noch zwei Stunden Yoga. Morgen nehme ich mein Leben in die Hand – siempre mañana, baby! Heute schreibe ich lieber mal einen Artikel, übers Aufschieben… ;)

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