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Hast du Angst vor dem Super-GAU?

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Ich bin ein sehr ängstlicher Mensch. Das fängt bei der Magen-Darm-Grippe an, die gerade irgendwo kursiert und die mich dahinraffen könnte, und geht bis hin zum Weltkrieg. Richtig schlimm ist es aber mit allen Dingen, die mit dem Spalten von Atomkernen zu tun haben. Ich weiß noch, wie ich im März 2011 völlig verzweifelt bin über das, was da in Fukushima los war. Ich war besorgt, wie es den Menschen dort ergehen wird, darüber, was der japanische Energiekonzern Tepco noch alles vertuscht (drei Jahre später ist immer noch nicht alles an die Öffentlichkeit gekommen). Und ja, ich hatte Angst, dass uns, dass mir, so etwas auch passieren könnte.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Gelände der Kernkraftwerke Isar 1 und 2 bei Landshut in Niederbayern.

Dieses Gefühl hatte ich nicht nur ein paar Wochen lang im Frühjahr vor drei Jahren. Sondern ziemlich oft. Noch immer. Und auch vorher schon. Immer, wenn ich nach Hause zu meiner Familie fahre und dafür auf der A92 vorbei an den Atomkraftwerken Isar 1 und 2 in der Nähe von Landshut muss. Isar 1 ist inzwischen stillgelegt, beschlossen wurde das direkt nach der Katastrophe von Fukushima. Aber meinem Magen ist das egal. Er zieht sich jedes Mal zusammen, wenn ich den Wasserdampf vom Kühlturm aufsteigen sehe. Ich male mir aus, dass ein Flugzeug reinfliegen könnte. Dass alles explodiert. Und dass wir alle entweder sofort oder ein paar Monate später an Krebs sterben. Sobald ich mit dem Auto vorbeigefahren bin, ganz vorsichtig, als ob das Kernkraftwerk das merken würde, habe ich die Sorgen bald wieder verdrängt. Bis ich dann auf dem Weg zurück nach München wieder daran vorbei muss. Oder eine Meldung aus den Nachrichten sie wieder freischaufelt.  

Wie heute: Die Katastrophe von Fukushima jährt sich zum dritten Mal, jede Zeitung, jedes Nachrichtenmagazin hat dazu einen Beitrag. Die von der Bundesregierung eingesetzte Strahlenschutzkommission hat zudem gerade verschärfte Vorgaben für den Katastrophenschutz vorgestellt. Zum Beispiel sollen bei einem schweren Atomunfall Anwohner in einem Umkreis von fünf statt zwei Kilometern rund um das Kernkraftwerk innerhalb von sechs Stunden in Sicherheit gebracht werden.

Solche konkreten Vorgaben erschrecken mich jedes Mal wieder. Sie erinnern mich daran, dass so ein Unfall wie in Fukushima auch bei uns passieren kann. Wie ist das bei dir? Was machen solche Meldungen mit dir? Haben dir Fukushima und die Vorschläge der Strahlenschutzkommission bewusst gemacht, dass ein Atomunfall auch bei uns möglich ist? Hast du Angst vor dem Super-GAU? Oder hast du dir noch nie Gedanken darüber gemacht beziehungsweise verdrängst sie ganz gut? 


Text: kathrin-hollmer - Foto: dpa

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