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So spielt das Leben

Text: Nathanael_Merten






Er verliebte sich unsterblich in sie, als er sie das erste Mal sah. Er war immer gut zu ihr, doch sie sagte, sie wisse nicht, ob das mit ihnen was werden könnte. Aber er sei doch ein so toller Mensch, mit dem man sicher auch mal weggehen und `nen echt guten Abend haben kann.
Er war immer in sie verliebt und sagte ihr nur nette Sachen. Sie wusste, dass er sie liebte, doch irgendwie fühlte sie sich nur freundschaftlich zu ihm hingezogen. Er bemühte sich trotzdem. Er wollte so gerne mit ihr zusammen sein. Für andere Frauen war er blind. Er genoss es, in ihrer Nähe zu sein. Er liebte sie wirklich von ganzem Herzen für alles, was sie tat und sagte. Er fand sie perfekt für sich. Er konnte sich keine Frau vorstellen, die schöner in seinen Augen hätte sein können.

Und so ging das Leben weiter. Sie machten öfter mal was zusammen. Er war immerzu in sie verliebt und sie sah ihn immerzu nur als guten Freund an. Und die Monate vergingen.

Eines Tages planten sie zusammen an einem See campen zu gehen. Seine Freunde und er. Ihre Freunde und sie. Im Laufe der Zeit hatte sich nämlich ihr Freundeskreis vermischt.

Er malte sich aus, dass er ihr am See in der Abendsonne sagen würde, dass er immer noch mehr von ihr will. Ganz egal, ob sie sich je für ihn entscheiden wird. Und auch wenn es nie was werden würde: Er wird immer für sie da sein. Immer.

Natürlich war das nur seine Fantasie, aber er nahm sich fest vor, es so geschehen zu lassen.

An einem Abend trafen sie sich, um ein bisschen durchzugehen, wer was mitnimmt. Sie fragte ihn dabei, ob sie nicht zusammen ein Zelt nehmen wollten. Er sah es als positives Zeichen. Vielleicht wollte sie die Chance ergreifen und ihm in einem nächtlichen Gespräch sagen, wie sehr sie ihn doch mochte und dass sie lange darüber nachgedacht habe und festgestellt, dass er doch die perfekte Partie für sie sei. Nie wäre ein Mann so gut zu ihr gewesen.

Der Urlaub rückte näher und schließlich saßen sie zusammen in seinem Auto und fuhren zum Campen. Er hatte immer noch Herzklopfen in ihrer Nähe. So abgöttisch war er in sie verliebt, obwohl sie sich nun schon so lange kannten und sich noch nicht mal geküsst hatten.

Sie schlugen zusammen ihr Zelt auf. Alle, die mitkamen, hatten an den Abenden ihren Spaß und er bedauerte sehr, dass sich nie die Gelegenheit ergab, alleine mit ihr am See in der Abendsonne zu stehen. In der Nacht redeten sie noch viel im Zelt. Sie sprach von ihrer Arbeit, ihren Freunden, ihren Ex-Freunden. Und er hörte einfach nur zu. Er liebte sie so sehr, dass es ihm gefiel, einfach nur ihre Stimme zu hören und ihr ein guter Freund zu sein.

Am nächsten Tag lernte sie jemand auf dem Camping-Platz kennen, der wohl genau ihr Typ war. 

Am Abend fragte sie, ob ihre neue Bekanntschaft und sie das Zelt "benutzen" könnten. Ob das für ihn in Ordnung sei. Er konnte nicht anders als „ja klar, kein Problem, macht ruhig“ zu sagen, weil er zu ihr doch einfach nicht nein sagen konnte. Er saß wenig später alleine am Steg und weinte.

(c) 2013, http://nathanaelmerten.blogspot.de


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