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Kosmoshörer aus Israel (Folge 5)

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Sonntag

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Ja es stimmt wirklich, meine Woche geht am Sonntag los. Richtig. Sonntag. Während ihr in Deutschland die Beine hochlegt, ist heute in meiner Wahlheimat Israel ein ganz normaler Arbeitstag. Nach fünf Monaten hier habe ich mich daran ehrlich gesagt immer noch nicht gewöhnt - vor allem wenn ihr über Facebook und Twitter nur Faulenzer-News, Party-Videos und Bilder vom Sonntagskuchen teilt. Ich finde es ja toll, dass es euch so gut geht, aber auch ich muss mich irgendwie motivieren. Und ja, da kommt eine ordentliche Mischung aus Neid, Trotz und Durchhängen zusammen. Passend habe ich vor kurzem diese Band entdeckt, die mir in diesen Momenten doch sehr aus der Seele spricht. Letlive. mit dem Song „Banshee“ und ein guter arabischer Kaffee mit Kardamom, dann geht es eigentlich schon wieder. Viel Spaß bei eurem Kuchen. Ich muss jetzt wirklich mal arbeiten.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert




Montag
  
http://www.youtube.com/watch?v=w_6SE58Il20 
Busfahren ist der beste Freund der Musik. Und weil ich heute für einen Dreh von Nazareth in die israelische Küstenstadt Chadera gefahren bin, blieb genug Zeit zur Druckbeschallung per Kopfhörer. Gedreht habe ich ein Ausbildungs-Camp für Hacker, in dem ehemalige israelische Militärs in die Computersysteme von Seminarteilnehmern eindringen. Die wiederum müssen sich verteidigen lernen und bezahlen dafür nicht nur mit Geld sondern auch mit Nerven. Ach, einen kleinen Abstecher nach Tel-Aviv habe ich bei der Gelegenheit auch noch drangehängt. Hacker im gespielten Cyberkrieg, Sonne bei 24 Grad und Meer? Wer würde da nicht in hemmungslose Euphorie verfallen und wilde Badboy-Mucke auf den hinteren Sitzen des Busses hören?! The Roots]

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert




Dienstag  

http://www.youtube.com/watch?v=uIm-Mw-XLNw
Heute einmal ernst sein und dem Nachwuchs etwas beibringen. Diesen Dienstag drehe ich mit einer Schulgruppe in Nazareth einen kleinen Film über Gewalt in den Klassenzimmern: Wichtiges Thema! Dass die Jungs und Mädels mich aus Witz die ganze Zeit „Ustazi“, mein Lehrer, genannt haben, hat meine tolle neue Seriosität recht schnell wieder ruiniert. Auch beibringen konnte ich kaum etwas. Die wussten einfach schon alles. Nicht nur haben sie einen schlauen und witzigen Film gedreht, sie haben mir auch eine Lehrstunde darin gegeben, was gerade angesagt ist (ich bin ja immerhin schon 26 und offenbar alt). Diesen Song spielte mir die Gruppenleiterin erst später am Tag vor. Er passte aber auf dem Heimweg so schön. Junger HipHop aus Nazareth City! Dmar mit School. Ich bin nicht ganz sicher, um was es in dem Song geht. Nagelt mich also nicht darauf fest, wenn zu viele Schimpfwörter benutzt werden. Ich bin schließlich nicht der Lehrer hier!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

 

Mittwoch  


Dieses Foto habe ich heute von einem Dach in der arabischen Kleinstadt Al-Arabah gemacht. Hinter den Hügeln auf dem Bild versteckt sich die Grenze zum Libanon. Von hier eine Fahrt von ungefähr 45 Minuten. Auch nach Damaskus (und in den furchtbaren Krieg Syriens) dauert es mit dem Auto theoretisch nur zwei Stunden. Alle Grenzen sind aber zu. Auf dem Landweg ist kein Durchkommen. Als ich vor ein paar Monaten nach Beirut gereist bin, musste ich deshalb erst nach Larnaca in Zypern fliegen, dort meine Pässe austauschen und dann in einen weiteren Flug Richtung Libanon umsteigen. Aber (Vorsicht pathetischer Spruch!) Musik kennt im Nahen Osten keine Grenzen. Die libanesische Sängerin Fayrouz läuft bei jedem Araber hier täglich im Radio. Auch heute. Der Song hieß Ana la habibi (mein gebrochenes Arabisch sagt mir, das bedeutet: Ich bin da für meinen Lieben).   

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert




Donnerstag  

http://www.youtube.com/watch?v=Yg_rf2d894k
Man kann nicht jeden Tag durch die Weltgeschichte fahren. Heute mal richtig schön langweiliger Bürotag, ein bisschen Film schneiden, ein wenig Radio hören und am Abend mal ordentlich trainieren. Ich habe da vor kurzem eine wahnsinnig gute App entdeckt, sieben Minuten am Tag und du wirst topfit, sagen die. Ich kann am besten zu irischer Musik meine Liegestütze pumpen. Dann fühle ich mich wie einer dieser harten Typen mit Baskenmütze, die sich nachts in den Straßen von Dublin prügeln... ihr dürft jetzt gerne wieder damit aufhören mich auszulachen. Der Song „Johnny we hardly knew ya“ von den Dropkick Murphys und Situps sind trotz eurer Ignoranz gegenüber meiner heimlich irischen Seele eine wahnsinnig gute Mischung!     

Freitag  

http://www.youtube.com/watch?v=cUhnQzjXHHY
Wenn Freitags die Sonne untergeht, beginnt in Israel der Schabbath und das öffentliche Leben stirbt aus. Aber nicht überall, denn in den arabischen Teilen des Landes bleiben viele Kneipen offen. Auch in der wunderbaren Küstenstadt Haifa, in der ich heute mit Blick aufs Meer, Palmen,  Nargila und kaltem Bier mal richtig schön alles andere vergesse. Wie hieß der Song noch einmal, zu dem ich auf dem Heimweg im Bus eingeschlafen bin? Achso stimmt, das war Eddie Vedder mit Tonight you belong to me.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert




Samstag  

http://www.youtube.com/watch?v=16GOVJxsci8[/link]
Meine Wohnung ist eine Höhle. Ich habe Kater, nur kaltes Wasser in der Dusche, weder Ofen noch Kochplatte und sowieso nichts zu essen im Kühlschrank. Morgen muss ich wieder früh aufstehen, arbeiten und wieder Fotos von Sonntagskuchen anschauen. Und ihr alle geht heute Abend wieder feiern! Sorry Leute, aber Schreiberlinge sollen ehrlich sein und keiner, der mich kennt, würde mir eine Woche ohne Krach-Song abkaufen. Hier bitte schön: Stray from the Path – Damien höre ich heute mehr als nur einmal... 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert






Wie wichtig ist dir Musik?
Ohne geht es nicht. So einfach.

“Gute Musik” - was ist das eigentlich für dich?
Sage ich euch gerne für jedes einzelne Lied neu, dass ihr mir vorspielt und das mich zum Kopfnicken bringt.

Was war deine erste eigene Platte?
Die „Bitte Kauf mich“ von den Toten Hosen in der dritten Klasse. Falls ihr Schallplatten meint: Zugegebenermaßen habe ich erst vor kurzem damit angefangen. Die ersten beiden Platten waren „Gallows: Grey Britain“ und „Queens of the Stone Age: Songs for the Deaf“ Beides einfach nur Alben, die man besitzen muss.

Wie hörst du Musik: Klassisch im CD-Spieler, auf dem Handy, über Streaming-Portale?
Auf allem, was ich in die Finger bekomme, auch vom eigenen Instrument mal ganz gerne.

Und wo: vor allem unterwegs, nur daheim, am liebsten zum Einschlafen?
Überall, andauernd.

Gehst du gern auf Konzerte, und auf welche zuletzt?
Das letzte Konzert war „Close Your Eyes“ mit neuem Sänger in Saarbrücken, eine Hardcore Punk Band aus Texas. Sehr zu empfehlen. 

Wie entdeckst du neue Musik und was ist deine neueste Entdeckung?
Tatsache, Youtube stöbern macht wirklich Spaß. Letzte Entdeckung war Letlive. Außerdem stehen von vielen Bands mittlerweile die kompletten Alben online.
  
Verrate uns einen guten Song zum...
 
Aufwachen:  Rage Against the Machine – Guerilla Radio

Tanzen: Ich nehme mal an „jeglicher Minimal und Electro“ ist die passende Antwort.

Traurig sein: As I lay dying - Overcome

Sport treiben: Siehe Donnerstag

Sex haben: Na, meine eigene Musik darf ich da nie hören, deswegen weiß ich das nicht.

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