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Vor dem Abheben

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Noch eine halbe Stunde

Die Situation: Ihr seid im Stau gestanden, musstet noch mal umdrehen, weil der Pass in der anderen Jackentasche steckte, oder habt euch einfach in der Abflugzeit geirrt. 30 Minuten sind nicht viel, schon gar nicht, wenn man jemanden verabschieden muss, den man mag. Aber genug, um noch was zu erleben.
 
Das solltet ihr jetzt nicht tun: Noch schnell peinlich berührt einen Kuss oder eine Umarmung zwischen Menschenmassen austauschen, bevor der andere durch die Sicherheitskontrolle entschwindet. Danach muss er sich nämlich mindestens noch 25 Minuten lang zwischen Unterwäsche- und Alkoholshops langweilen.
 
Besser: Mit dem Auto oder Fahrstuhl auf das 11. Deck des Parkhauses P20 (direkt am Terminal 2) fahren. Dort hat man einen tollen Blick auf die Alpen, sieht die Flugzeuge landen und wird garantiert nicht beim Knutschen gestört. Einziges Manko: Es gibt keine Sitzgelegenheiten. Wer also faul und windempfindlich ist, sollte lieber auf die gläserne Besucherterrasse in der siebten Etage des Terminal 2 gehen. Auf kleinen Infotafeln wird dort der Flughafen erklärt – für den Fall, dass man im Abschiedsschmerz lieber schweigen möchte.

Dort bekommt ihr ein Abschiedsbier: Im Flughafen-Edeka gibt es gekühltes Bier für 99 Cent die Flasche, und sogar Öffner, damit sich niemand auf die letzten Minuten noch die Zähne ruinieren muss.
   
Das gibt es zu essen: Nichts. Zum einen, weil ihr dafür keine Zeit mehr habt, zum anderen müsst ihr noch die Literflasche Mineralwasser exen, die der Reisende auf keinen Fall gleich an der Sicherheitskontrolle wegwerfen möchte.
 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Noch eine Stunde


Die Situation: Das Timing war okay, einer sagt „gut, dass wir mit ein bisschen Luft geplant haben“. Etwas verschämt steht ihr nun auf dem Innenhof zwischen Terminal 1 und 2 und habt keine Ahnung, was ihr mit der restlichen Zeit anfangen sollt.
 
Das solltet ihr jetzt nicht tun: Die Zeit bei McDonald’s totschlagen, „weil es da ja Wlan gibt“.
 
Besser: Zum Besucherpark laufen oder die eine Station mit der S-Bahn fahren. Der Blick vom Hügel über den Flughafen ist sehr hübsch, den einen Euro Eintritt kann man auch verschmerzen. Außerdem möchte man die schreienden Kinder im Flieger später nicht ganz so dringend knebeln und in der Toilette einsperren, wenn man sie vorher noch beim friedlichen Spielen in den alten Flugzeugen am Besucherpark beobachtet hat.
 
Dort bekommt ihr ein Abschiedsbier: In „Tante Ju’s Speisewerkstatt“ direkt neben der Aussichtsplattform. Ein Helles kostet dort knapp drei Euro, allerdings ist das Lokal noch bis Ende Februar geschlossen.
 
Das gibt es zu essen: Eine Leberkässemmel von einem der zahlreichen Bäcker am Terminal. Solltest du deinen Gast nicht mehr küssen wollen, sind auch die Falafel und Döner von Oliva im Terminal 2 empfehlenswert.
 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Noch eineinhalb Stunden

Die Situation: Ihr seid Vorzeigereisende, wart zwei Stunden vor Abflug – und vor allen anderen – am Check-in-Schalter. Die gewonnene Zeit eröffnet viele Optionen.
 
Das solltet ihr jetzt nicht tun: In einem überteuerten Flughafen-Restaurant mit einer seltsamen Mischung von Anglizismen und Heimattümelei („Air-Bräu“, „Erdinger Sportsbar“) im Namen essen gehen.
 
Besser: Mit dem Auto Richtung Besucherpark fahren, dort dann aber nicht abbiegen, sondern der Nordallee bis zum Logistik-Zentrum der Deutschen Post folgen. Dort auf der rechten Seite liegt ein Parkplatz mit Autos, die anscheinend noch weiter versandt werden, zumindest hat keines von ihnen Nummernschilder. Wenn man den Parkplatz ganz überquert, eröffnet sich einem dahinter direkt die ganze ländliche Schönheit vom Erdinger Moos. Die „Goldach“ plätschert vorbei, im Sommer kann man seine Füße hineinhalten oder mit Snacks von der Agip-Tanke und Blick auf das Moos und die Flieger über dem Acker picknicken. Einzig das Rumpeln der Post-Logistik stört die Idylle, aber direkt am Flughafen wäre es garantiert noch lauter.
 
Dort bekommt ihr ein Abschiedsbier: An der Agip-Tankstelle direkt gegenüber vom Parkplatz. Ein gekühltes Helles kostet 1,79 Euro, hat man ganz viel Zeit und Abschiedsschmerz, kann man sich auch ein Sixpack leisten. Außerdem kann man dort gut Taxifahrer beim Pausieren beobachten und zum Zeitvertreib noch durch die Waschanlage fahren. Das macht ja immer Spaß.
 
Das gibt es zu essen: Alles. Tankstelle eben. Kuchen und belegte Semmeln, oder wenn der Sinn nach Sünde steht, auch ein Bifi-Carazza oder ein Snickers-Eis.
 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Noch zwei Stunden


Die Situation: Entweder fährt die Bahn von euch aus wirklich zu ungünstigen Zeiten oder der Reisende ist schwer hysterisch. Noch zwei Stunden – da kann man ja einen kompletten Spielfilm gucken. Heißt:Zeit für einen richtigen Ausflug.
 
Das solltet ihr jetzt nicht tun: Für 109 Euro die halbe Stunde in den Flugsimulator gehen. Danach sind’s nämlich immer noch 90 Minuten, und ihr seid pleite.
 
Besser: Nach Freising fahren. Das geht mit dem Bus 635 alle 20 Minuten. Der fährt ab Terminal 2 und braucht 25 Minuten zur Freisinger S-Bahn-Station. Mit dem Auto geht es noch schneller und man ist schon in 15 Minuten in der Stadt. Dort bei gutem Wetter unter die Korbinianbrücke auf die Kiesbänke direkt an der Isar setzen – Blick auf den Freisinger Domberg inklusive. Bei schlechtem Wetter nicht nur auf den mittelalterlichen Mariendom gucken, sondern auch reingehen. Im Winter ist er bis 17 Uhr geöffnet, im Sommer bis 18 Uhr.
 
Dort bekommt ihr ein Abschiedsbier: In der Lounge 27 in der Erdinger Straße, die direkt hinter der Korbinianbrücke beginnt. Ein Helles kostet dort gut drei Euro.
 
Das gibt es zu essen: Kuchen aus der Konditorei „Sissi’s Kaffeehaus“ in der Freisinger Innenstadt. Liegt ein bisschen versteckt in einer Passage in der General-von-Nagel-Straße, hat dafür aber Torten mit Sahnetupfern und Belegkirschen darauf, die man sofort einem Food-Stylisten für ein Werbe-Fotoshooting mitgeben könnte.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Zwischenstopp

Die Situation: Ein Freund ruft an. Er sei demnächst in München – allerdings nur am Flughafen, weil er a) dort umsteigt oder b) eigentlich einen Termin in Niederbayern hatte. Er schlägt vor, sich doch einfach irgendwo in der Mitte zwischen Flughafen und Innenstadt zu treffen, „da wird’s ja schon was geben“.
 
Das solltet ihr jetzt nicht tun: Aufgeben. Meistens sagt der Münchner in dieser Sitution nämlich: „Pff, wenn du wüsstest!“ Und juckelt 40 Minuten zum Flughafen.
 
Besser: In Unterföhring aussteigen. Das dauert vom Flughafen und vom Marienplatz aus 20 Minuten und kann auch schön sein – vorausgesetzt, man biegt hinter der Station nicht nach rechts in die Medienallee ab. Lieber die Bahnhofsstraße nach links hoch zur Isar spazieren – die Zwiebelturm-Kirche am Kanalrand wird dem Besucher von auswärts das Gefühl geben, tatsächlich in Bayern zu sein.
 
Dort bekommt ihr ein Abschiedsbier: Am Thai-Imbiss Ecke Bahnhofsstraße/Medienallee.
 
Das gibt es zu essen: Frühstück im Feringa-Bäcker direkt in der S-Bahn-Station oder einen belegten Sesamkringel beim türkischen Bäcker nebenan.

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