Ich lerne momentan "Danke" zu sagen. Nicht das alltägliche "Danke", sondern das besondere "Danke". Ich habe es bei Menschen geübt die weniger wichtig sind. Aber nach wie vor bin ich im Schreiben besser als im Reden. Man kann länger nach den richtigen Worten suchen:

Früher habe ich geglaubt, dass es das nicht gibt, dass zwei Menschen genau gleich ticken, dass man oft dasselbe denkt.
Nein, keine schnulzige Liebeserklärung - oder doch, eine Liebeserklärung an die Freundschaft, an eine wunderbare Freundin.

Wir sind nicht befreundet, weil unsere Mütter im gleichen Krankenhauszimmer lagen als wir geboren wurden, auch im Sandkasten haben wir uns noch nicht getroffen und es ist hart, aber auch die Schulzeit haben wir ohne einander verbracht. Wir haben uns während des Studiums kennengelernt und sooft ich auf dieses Studium schimpfe, diese Freundschaft hätte es sonst nicht gegeben.

Sie ist meine moralische Instanz und mein Netz wenn ich falle. Auch wenn ich sie nicht nach ihrer Meinung frage ist sie erbarmungslos ehrlich. Sie sagt mir, wenn das Oberteil zu eng sitzt, ich zu Unrecht auf jemanden sauer bin oder mich zu sehr in etwas hineinsteigere. Wenn ich einen sarkasmusgetränkten Spruch von mir gebe schüttelt sie nicht unverständlich den Kopf sondern setzt noch einen drauf. Sie baut mich auf, wenn ich nicht weiter weiß, sie weiß wann ich einen Arschtritt von ihr brauche und wann sie mir besser ein Tempo reicht. Und genau all das liebe ich.

Was soll ich von durchzechten Nächten schreiben die wir zusammen erlebt haben, von Hochs und Tiefs die wir erlebt haben, von den Dramen und Komödien unseres Lebens, die Kleinigkeiten sind nicht so wichtig wie das große Ganze.

Sie ist nicht die Regisseurin der Werke meines Lebens, denn das ist mein Part. Sie ist auch nicht die Souffleuse, denn die richtigen Worte muss ich für meinen Gegenüber finden. Aber sie ist die Regieassistenz und gleichzeitig meine Erstbesetzung für eine der Hauptrollen in meinem Lebenswerk. Wenn ich mit ihr spreche führe ich meinen inneren Monolog als Dialog. 

Wenn ich an sie denke, dann von A wie aufrichtig, über B wie besonnen, über C wie charakterstark, D wie direkt, E wie ehrlich, F wie fröhlich, G wie gutmütig, H wie herzlich, I wie innig, J wie junggeblieben, K wie kämpferisch, L wie loyal, M wie motivierend, N wie natürlich, O wie offenherzig, P wie phantasievoll, Q wie quirlig, R wie redegewandt, S wie sanftmütig, T wie tatkräftig, U wie unbeschreiblich, V wie verantwortungsvoll, W wie weitsichtig….und auch wenn mir zu X und Y nichts einfällt ist sie Z wie zauberhaft!

Sie für mich mein zweites Ich.

Danke für Dich!